18. April 2024

Statement Matthias Breuel: Naturverträglich im Wildwasser ohne Sperrungen?

Wildwasserpaddeln im Einklang mit der Natur - Ein Statement von Matthias Breuel

Naturverträglich Wildwasserpaddeln ohne weitere Sperrungen zu verursachen, geht das überhaupt?
Für Matthias Breuel schon! Denn auch, wenn neue Sperrungen und Einschränkungen für ihn neben Kraftwerksprojekten eine der zentralen Bedrohungen für die Zukunft unseres Sports darstellen, gibt es für ihn wenig Argumente, warum Wildwasserpaddeln im Einklang mit der Natur nicht möglich sein sollte.

Ein Statement von Mathias Breuel (Autor)


 

Für naturverträgliches Wildwasserpaddeln braucht es keine komplexen Regelwerke, sondern in erster Linie Rücksichtnahme und gegenseitiges Verständnis. Die Flüsse gehören uns Paddlern nicht allein, sondern allen Lebewesen. Wir sollten also die Interessen anderer Gruppen wie Angler, Anwohner oder Vogelschützer ebenso respektieren, wie auf Fauna und Flora Rücksicht zu nehmen. Dazu reicht zunächst der gesunde Menschenverstand. Eigentlich doch logisch, dass sich kein Anwohner freut, wenn wir durch seine Wiese trampeln und kein Fischer ein paar gekonnte Moves vor seiner Angelrute toll findet. Also gerne zwischendurch mal mitdenken, das ist nicht böse gemeint. Aber bevor man sich am Einstieg zum Beispiel einfach in die Büsche verdrückt, darf man gerne mal nachschauen, ob es vielleicht sogar eine Toilette gibt.  Niemand mit dem ich paddeln gehe, hat dabei schlechte Absichten. Trotzdem passiert es in Gruppen gelegentlich, dass ein Teil zwar Angler zügig und mit Abstand passiert, Tagträumer aber dann doch schnatternd vorbei treiben. Also Augen auf und wenn es mal unglücklich läuft, einfach auch aufrichtig entschuldigen.

"Konstruktiv ist an viel frequentierten Flüssen
die Ausweisung von definierten Ein- und Ausstiegsstellen."

Viele weitere Grundregeln sind einfach: Mindestpegel beachten (der Fischlaich dankt), Kiesbänke von März bis August nicht betreten (die Vogelbrut dankt) und die Vegetation schonen. Wenn wir zusätzlich auf sensiblen Flussstrecken ruhig und nur in kleinen Gruppen unterwegs sind, können wir negative Auswirkungen auf die Umwelt leicht auf ein akzeptables Minimum reduzieren.
Persönlich bin ich auch für sinnvolle Regelungen und Vereinbarungen aufgeschlossen.
Dabei gilt aber die Devise „Leben und leben lassen“. Tages- und jahreszeitliche Beschränkungen können ebenso wie Mindestpegel sinnvolle Kompromisse darstellen. Werden aber wie an der Isar aufgrund der negativen Auswirkungen der Schlauchbootausflügler im Sommer für mehr als ein halbes Jahr umweltbewusste Kanusportler ganz ausgesperrt, ohne damit das eigentliche Problem zu lösen, dann fühle ich mich als Bauernopfer.
Konstruktiv ist dagegen an viel frequentierten Flüssen die Ausweisung von klar definierten Ein- und Ausstiegsstellen mit offiziellen Parkplätzen und Toiletten. Zugleich ist durch eine gute Infrastruktur auch eine gewisse Besucherlenkung möglich, die andere Strecken entlastet. Paddeln aber im Jahr vielleicht 100 Personen verantwortungsbewusst mal kleinere ökologisch sensible Wildbäche, so ist das für mich kein Drama (korrektes Verhalten natürlich vorausgesetzt).
Dabei gilt aber: „Posten ist Silber, Nicht-Posten Gold“.  Genießer schweigen und lassen Geheimtipps solche bleiben. Einfach mal das eigene Ego hintenanstellen und auf ein paar Likes auf den diversen Social-Media-Kanälen verzichten, auch wenn das vielleicht für die eigene Reichweite nicht förderlich ist. Alle Fotografen, die ich kenne, verhalten sich in der Natur selbst sicher überkorrekt, ob das aber auch alle Nachahmer tun, wissen wir nicht. Und gute Bilder animieren selbstverständlich zu ähnlichen Aktionen und verschärfen damit schnell Probleme.
Stattdessen würde ich mir beispielsweise einen intensiveren Dialog mit allen Akteuren wünschen, um auch an Wildflüssen legale Biwak- und Zeltplätze ganz im Sinne von Wasserwanderrastplätzen einzurichten. Mehrtagestouren wären nebenbei auch eine gute Möglichkeit, die schädlichen Auswirkungen der Anreise und Mobilität vor Ort zu minimieren, die ich persönlich als das größere Problem erachte.   

 

 

 


 



 


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