23. November 2023

Tour International Danubien - ein XXL-Flussabenteuer (Teil 2)

Steilufer in Serbien (Foto: Reinder van der Wall)

Teil 2 des persönlichen Berichts von Reinder van der Wall über seine Teilnahme an der Tour International Danubien (TID) 2022 . 
Der erste Teil des XXL Paddelabenteuers auf der Donau führte Reinder van der Wall und die übrigen TID-Teilnehmer von Ingolstadt durch Bayern, Österreich, die Slowakei und Ungarn ins serbisch-kroatische Grenzgebiet. Nach  nur einem Tag in Serbien sollte es für die nächsten zwei Etappen auf das rechte Ufer nach Kroatien und damit zurück auf EU-Gebiet gehen. Hier beginnt nun der zweite Teil des Fahrberichts. 

Örtliche Verpflegung

Am nächsten Morgen hieß es bereits wieder Grenzkontrolle, den nach nur einem Tag in Serbien sollte es für die nächsten zwei Etappen auf das rechte Ufer nach Kroatien gehen. Die Organisation klappte hier aber gut, so dass wir zeitig aufs Wasser kamen. Die Donau zeigte sich weiterhin sehr naturbelassen, begleitete uns doch jetzt der als Naturpark ausgewiesene Teil der Mündung der Drau in die Donau. Wegen des niedrigen Wasserstandes waren die Nebenarme zwar fast ausnahmslos trockengefallen, trotzdem konnten wir uns an den unregulierten Uferabschnitten mit vielen schattigen Pausenplätzen erfreuen. Kurz nach der Draumündung wurden wir dann auch schon wieder von der winkenden kroatischen Fahrtenleiterin ans Ufer gelotst. Kurz das Boot gerollert und das Zelt auf großer Wiese aufgebaut ging es erst einmal unter die provisorisch aufgebaute Dusche und dann in ein benachbartes Café auf ein Stück Krempita – ein Cremeschnittchen kroatischer Art. Später am Nachmittag wurde ein Markt aufgebaut, auf dem wir Produkte aus heimischen Gärten erwerben konnten – die Tomaten waren dabei besonders begehrt.

An den folgenden Ortschaften auf kroatischer Uferseite waren immer wieder zerstörte Gebäude zu sehen, Reste des jugoslawischen Bürgerkrieges der 1990er Jahre. Bei Backa Palanka wechselte die Donau dann wieder ganz auf serbisches Staatsgebiet, was eine weitere problemlose Grenzkontrolle zur Folge hatte. Abends wurden wir dann in einem Kulturinstitut bei kurzen Ansprachen und Lifemusik bewirtet. Es folgten zwei recht kurze Etappen und ich nutzte die Gelegenheit die Nachmittage auf die uns nun am rechten Ufer begleitenden Steilufer aufzusteigen um zum einen den Beinen auch einmal etwas Bewegung zu gönnen, zum anderen aber auch den weiten Blick über die sich am linken Ufer erstreckenden Ebenen des pannonischen Beckens schweifen zu lassen.

Sandrippel.

Beim abendlichen Blick auf die Donau war kaum noch Strömung auszumachen. Bereits ab Novi Sad konnte ich bemerken, dass die

In Novi Sad erwartete uns dann wieder einmal ein sehr komfortabler Zeltplatz inmitten eines sehr weitläufigen Erholungsgebietes mit ordentlichen Sanitäreinrichtungen, mehreren Bistros, viel Schatten und der Möglichkeit der sehenswerten Altstadt von Novi Sad einen Besuch abzustatten. Novi Sad war in 2022 Kulturhauptstadt Europas und in diesem Zusammenhang wurde viel in das Erscheinungsbild der Stadt investiert mit frisch renovierten Altstadtvierteln, gemütlichen Fußgängerzonen und liebevoll bepflanzten und gepflegten Parkanlagen.

In Stari Slankamen mündet von links die Theiß in die Donau und schon ging es auf die serbische Hauptstadt Belgrad zu. Hier queren einige Brücken die Donau, von rechts mündet die Save unterhalb der auf einem Felsbuckel thronenden Festung Kalemegdan und ein paar Kilometer weiter hieß es für uns an einem Steg mit steiler Rampe das Ufer zu erklimmen. Der Zeltplatz, der uns für einen Ruhetag beherbergen sollte erwies sich als enttäuschend als sonnendurchglühte Stoppelwiese, immerhin waren ausreichend Duschen und mobile Toiletten vorhanden. Auch Einkaufsmöglichkeiten gab es in kurzer Entfernung und auf der benachbarten Hauptstraße verkehrten mehrere Buslinien, die uns bequem ins Stadtzentrum beförderten. Hier stand natürlich eine ausgiebige Besichtigung der Festung Kalemegdan auf dem Programm, einschließlich Panoramablick über Donau und Save und die äußerst rege Bautätigkeit in der Stadt. Dann in die Fußgängerzone, im Schatten bei einem Eiskaffee die nächsten Postkarten geschrieben und anschließend noch dem Parlamentsgebäude und der orthodoxen Kathedrale einen Besuch abgestattet.

Beim abendlichen Blick auf die Donau war kaum noch Strömung auszumachen. Bereits ab Novi Sad konnte ich bemerken, dass die ansonsten mit ca. 3 km/h fließende Donau zunehmend ruhiger und die Sandstrände am Ufer immer schmaler wurden. Dies ist bereits die Auswirkung des Kraftwerkes Djerdap 1, welches seit 1972 den gesamten Karpatendurchbruch der Donau in einen großen Stausee verwandelt hat. Die Staulänge beträgt je nach Wasserführung der Donau zwischen 140 km und maximal ca. 300 km – letzterer Wert traf leider auf unsere Niedrigwasserbefahrung zu.

Zeltplatz in der Festung von Smederevo

Ab jetzt hieß es also erst einmal jeden Kilometer selber paddeln. Zum Glück gab es wieder etwas für die Augen, ab Belgrad begleitete uns rechterhand die Somadija-Hügellandschaft – ein erster Vorbote der Karpaten. Die Nebenarme der Donau waren jetzt wieder fahrbar, da vom Kraftwerk Djerdap 1 überstaut und so hatten wir zunehmend die Wahl auf dem Hauptstrom mit der allerdings sehr spärlichen Schifffahrt, oder durch einen der immer wieder auftauchenden Nebenarme zu fahren. Ein besonderes Highlight erwartete uns am Ende dieser Etappe: im Ort Smederevo können wir innerhalb der alten Festungsanlagen übernachten. Am Donauufer präsentiert sich eine trutzige Festung und auch wenn einer der Türme reichlich Schlagseite hatte, machte die Festung doch einen respektablen Eindruck. Zunächst mussten wir uns allerding durch einen völlig verkrauteten Nebenarm zur Rampe hindurchkämpfen und dann den richtigen schmalen Durchlass durch die wuchtigen Festungsmauern zu finden. Dahinter erwartete uns ein parkartiges Gelände mit einzelnen Baumgruppen und einem Sportplatz. In der benachbarten Altstadt konnten wir einkaufen und als Abendverpflegung gab es serbische Burger von prächtiger Größe.

Die Donau unterquerte anschließend die letzte der wenigen serbischen Brücken und ging in dem folgenden flacheren Land zunehmend in die Breite. Erst nachdem von links die rumänische Grenze das Donauufer erreicht treten die Hügel wieder nahe an den Fluss heran und zwingen die Donau gleich zu einer scharfen S-Kurve. Ab sofort hieß es in der rechten Flusshälfte zu bleiben, denn die Donau bildete ab sofort die EU-Außengrenze zwischen Rumänien und Serbien was von rumänischen Grenzschutzbooten auch nachdrücklich kontrolliert wurde. Vor dem Ort Golubac weitete sich die Donau nochmals zu einem breiten Becken, die ehemals viel größere Insel Ostrov darin ist weitgehend überstaut und nur die abgestorbenen Äste überfluteter Bäume ragten ein wenig gespenstisch über die Wasserlinie.

Die Festung Gobulac.

Die trutzige Festung Golubac thront dann am Eingang der ersten Enge, wo sich die Donau über 5 km erstmals ihren schmalen Weg durch die Berge suchen muss. Ich war fasziniert von dieser Landschaft, die trotz des Stauwassers nichts von ihrem Reiz verloren hat. Es folgte eine etwas breitere Talniederung, bevor es hinter Dobra in die 15 km lange zweite Enge ging. All dies ist allerdings erst ein Vorgeschmack auf den zentralen Durchbruch der Donau durch den Hauptkamm der Karpaten, der sich noch einmal in den oberen und unteren Kazan teilt. Hier wird die Donau durch senkrechte Felswände auf nur noch 150 m Breite zusammengepresst und es besteht die Möglichkeit in eine nun auf Wasserlinie liegenden Höhle mit dem Kajak hineinzufahren. Leider hat diese wunderschöne Landschaft auch der Tourismus entdeckt und so hatten wir mit dem Wellenschlag einer wahren Armada von schnellen Motorbooten zu kämpfen, die gut zahlende Touristen in Höchstgeschwindigkeit durch die Schluchten und zu den Höhlen schipperten. Wohlweislich hatte ich mich am gegenüberliegenden Ufer gehalten, so dass ich mir den Trubel aus einiger Entfernung anschauen konnte.

Nach 3 km folgte linksseitig ein kleiner Talkessel, dessen Ufer komplett mit Ausflugshotels zugebaut war, der Startpunkt der vielen Motorboote. Eine ehemalige Lotsenstation markierte den Beginn der letzten Engstelle, dem unteren Kazan. Wieder begleiteten uns steile Felswände rechts und links auf wenigen Kilometern bevor am linken Ufer eine kleine Klosterkapelle das Ende auch dieser Schluchtstrecke markierte. Gleich dahinter wurde in einem freistehenden Felssporn ein riesiges Porträt des Decebalus, des letzten Königs von Dakien hineingemeißelt, der nun über die Donau blickend sein untergegangenes Reich bewacht. Nochmals wenige Kilometer weiter hatte sich eine weitere historische Person verewigt. Eine römische Tafel erinnert hier an den Bau der Trajanstraße, der ersten Landverbindung am rechten Donauufer durch die Engstellen des Donautals. Die Straße selber liegt heutzutage weit unterhalb des Wasserspiegels, immerhin hat man die römische Gedenktafel vor dem Aufstau höher verlegt.

Am Ausgang der Schlucht des unteren Kazan.

Ein letztes Mal wurde an einem schmalen Kiesstrand des Stausees in Tekija gezeltet. Wir konnten die Duschen des Strandbades nutzen und die Zelte direkt am Strand aufbauen. Der Abend klang dann im Restaurant Panorama bei Donaufisch und Blick auf die Donau in Berglandschaft aus. Die folgende Etappe war deutlich kürzer, da mit längerem Aufenthalt in der zweistufigen Schleusenkammer des Kraftwerkes Djerdap 1 zu rechnen war. Wir wurden informiert, dass für uns eine Schleusung auf der linken, rumänischen Seite vorgesehen war. Dies war ohne Grenzformalitäten möglich, allerdings wurden wir auch von aufmerksamen Beamten der rumänischen Grenzpolizei überwacht. Pünktlich zur vereinbarten Zeit öffneten sich die Schleusentore und die grüne Ampel gab die Einfahrt für uns frei. Wegen der Stauhöhe von ca. 32 m erfolgt hier der Abstieg über eine zweistufige Schleusenkammer, bevor wir nach gut 1,5 Stunden Schleusungszeit im Unterwasser freigesetzt wurden.

Tatsächlich strömte die Donau hier wieder für ein paar Kilometer und wir steuerten schon bald darauf den schmalen Kiesstrand von Kladovo zur Übernachtung an. Kurz hinter Kladovo war ein Überrest einer ersten steinernen Brücke über die Donau, ebenfalls von Trajan erbaut, zu bestaunen. Weiterhin begleitete uns auf den folgenden zwei Tagen eine Hügellandschaft, leider ließ die Strömung aber schon bald wieder nach, der Einfluss der Staustufe Djerdap 2 machte sich bereits bemerkbar. In Kusjak, direkt vor dem Stauwehr, wurde noch einmal Station gemacht bevor wir am nächsten Morgen erst eine am Strand improvisierte Grenzabfertigung durchliefen und gleich danach in die Schleuse des Kraftwerkes einfuhren. Nach dieser Passage hatten wir endlich für den Rest der Fahrt kein künstliches Hindernis mehr auf unserem Weg. Dafür wurden wir von einem weiteren historischen Relikt überrascht. Wegen des sehr niedrigen Wasserstandes tauchten die Wracks einer ganzen Flotte deutscher Kriegsschiffe aus dem 1. Weltkrieg aus den Donaufluten auf, die nunmehr durch Bojen markiert der Schifffahrt immer noch im Wege liegen. Wegen Resten von Munitionsbeständen in diesen Wracks wurde bislang jedoch davon abgesehen, diese Schifffahrtshindernisse zu beseitigen.

Was mir nun nach den langen Staustrecken sofort an der Donau auffiel war die große Naturbelassenheit der Uferstrecken. Außer an Hafenanlagen der wenigen Orte gab es ab jetzt fast keine Uferbefestigungen mehr und die Zahl der Inseln und damit der Seitenarme nahm deutlich zu. Die durch Bojen markierte Schifffahrtsrinne pendelte in weiten Bögen innerhalb des breiten Flussbettes hin und her und wich damit den Sandbänken und Untiefe aus. Abgesehen davon, dass wir weiterhin nicht am linken rumänischen Ufer anlegen durften ergaben sich für uns damit unzählige schöne Anlande- und Pausenstellen an naturbelassenen Uferabschnitten. Zunächst aber machten wir in Vidin Station, diesmal in einem Park direkt neben der dortigen historischen Festung. Ein Ruhetag nach acht Paddeltagen war hoch willkommen, insbesondere da ein Busausflug angeboten wurde um Sehenswürdigkeiten im bulgarischen Hinterland zu besuchen.

Besichtigung der Sandsteinfestung Belogradschik.

Zunächst ging es durch die Stadt und ihre Vororte. Viele Gebäude machten leider einen recht desolaten Eindruck, wie uns vom Reiseführer beschrieben wurde war die Stadt nach der Wende in den 1990er Jahren von 80.000 Einwohnern auf ca. 40.000 geschrumpft – das macht sich natürlich im Stadtbild bemerkbar. Unser Ausflug führte uns nun durch eine weite Hügellandschaft mit den Bergen der Karpaten am Horizont zur Magura-Höhle. Dies ist die größte für Touristen erschlossene Höhle in Bulgarien mit einer großen Zahl beeindruckender Tropfsteingebilde und in allerdings nicht zugänglichen Höhlenteilen auch mit steinzeitlichen Höhlenzeichnungen. Nächste Station war die Festung Belogradschik. Inmitten steil aufragender Sandsteinfelsen wurde hier ein Bergmassiv bereits von den Römern zu einer Festung ausgebaut, folgende Generationen nutzten die natürlichen Gegebenheiten um die Festung später immer wieder zu erweitern und auszubauen. Die Landschaft erinnerte mit ihren senkrechten Felsnadeln und Plateaus ein wenig an das Elbsandsteingebirge. Ein gemeinsames Mittagessen beschloss den Ausflug, bevor es wieder zurück nach Vidin ging.

Kozloduj, einer unserer nächsten Etappenorte erwartete uns dann mit einem gänzlich anderen Bild. Hinter dem am Ufer liegenden historischen Raddampfer Radetzky (ein Relikt aus dem bulgarischen Freiheitskampf) erwartete uns eine äußerst gepflegte Parkanlage zum Zelten, abends wurden wir von einer modernen Tanztruppe mit Feuerwerk unterhalten. Offensichtlich profitiert diese Stadt von dem nahegelegenen Kernkraftwerk mit sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen. Landschaftlich begleiteten uns weiterhin rechterhand eine Hügellandschaft mit vereinzelt daraus hervorlugenden Kalksteinfelsen, während am linken Ufer sich die flache Ebene der Walachei erstreckte. Hinter Nikopol traten dann am rechten Ufer steile Felswände bis dicht an den Fluss heran. Schon von weitem konnte ich einzelne Höhlen darin entdecken und da offensichtlich schmale Pfade zu den Höhlen führten, war für mich die Pausen- und Erkundungsstelle klar. Das Boot auf den Kiesstrand gezogen machte ich mich an den steilen Aufstieg. Oben auf einem Felsband angekommen entdeckte ich einen weiteren und größeren Hohlraum, der ganz offensichtlich als Kirche genutzt wurde. Entlang der Wände waren mehrere Ikonen aufgereiht und an der Stirnseite prangte ein Kruzifix. Frische Blumen zeugten von einem erst kürzlichen Besuch der Gemeinde. Wieder auf dem Felsband bot sich mir ein wunderschöner Ausblick auf die Donau und die begleitende Uferebene, war selbst aber wohl recht gut verborgen.

Fähre vor Baikal.

Bei Belene passierten wir eine Insel, deren Betreten nach Ausschilderung streng verboten war – hier verbarg sich ein Gefängnis, abgeschieden und gut kontrollierbar durch die Insellage. In Svishtov empfing uns ein weiter kiesiger Strand, dahinter ein Wäldchen mit einem Ausflugsrestaurant und einem turmartigen Denkmal zum 100. Jahrestag der Befreiung Bulgariens von der russischen Fremdherrschaft. Da ich zeitig am Nachmittag angekommen war machte ich noch einen etwas weiteren Spaziergang zu in der Nähe liegenden römischen Ausgrabungen. Teilweise waren hier lediglich die Grundmauern freigelegt, in anderen Bereichen wurde auch eine Rekonstruktion der Gebäude versucht. Derartige römische Spuren sind entlang der gesamten Donau, welche in ihrem Verlauf die Grenze des römischen Reiches zu den nördlich siedelnden Barbaren darstellte, zu finden.

Nach einer etwas längeren Etappe erreichten wir Russe, wo uns leider nicht nur ein schlammiger Ausstieg vor steilen Ufermauern, sondern auch ein wenig einladender Zeltplatz neben einer Hauptstraße und Eisenbahnlinie erwartete. Nun ja, die Gepäckstücke einzeln über eine marode Eisenleiter hinaufgewuchtet und eingerichtet. Immerhin sollte hier der letzte Ruhetag stattfinden. Für die mäßige Zeltumgebung entschädigte dann eine interessante Stadtführung durch die Innenstadt mit vielen historischen Gebäuden aus der Gründerzeit und dem Jugendstil. Prachtvolle Stadtvillen wechselten sich mit repräsentativen Verwaltungsgebäuden ab und im Zentrum gab es nicht nur einen schönen Park, sondern auch gepflegte Restaurants. Nachmittags wurde noch ein Busausflug zu in der Nähe liegenden Höhlenkirchen und -klöstern organisiert. In einem verwunschenen Flusstal, welches ein wenig an die Schluchten der Ardeche erinnerte, lagen verborgen in den steilen Kalkfelswänden über 200 solcher Höhlenkirchen. Die meisten davon nur mit Bergsteigerausrüstung erreichbar, wir beschränkten uns auf zwei für den normalen Besucher zugängliche Höhlen und den Erläuterungen zu ihrer wechselvollen Geschichte.

Ein besonderer Empfang wurde uns in der weiteren Station Vetren zuteil. Offensichtlich waren wir hier das Ereignis des Jahres. Der Zeltplatz „Biwak Vetren“ war mit Fahnen geschmückt, die örtliche Bushaltestelle war mit einem großen TID-Logo verziert und schon während wir die Zelte aufbauten schauten bereits etliche Einheimische interessiert vorbei. Abends gab es dann nicht nur eine umfangreiche Vorführung einheimischer Tänze und Musik, die Teilnehmer wurden dann auch in größere Ringtänze mit eingebunden bevor eine ganz hervorragende Fischsuppe ausgeschenkt wurde. Wir hatten das herrliche Gefühl hier von ganzem Herzen willkommen zu sein.

Anleger in Russe.

Nun hieß es aber ein letztes Mal die Boote zu beladen und die kurze Schlussetappe nach Silistra zu bewältigen. Zunächst rückte vor der Stadtkulisse noch eine große Autofähre in den Blick, dann tasteten wir uns entlang einer hohen Ufermauer voran um auch ja nicht den Ausstieg direkt vor der rumänischen Grenze zu verpassen. Ein schmaler Ausstieg zwischen kleinen Fischerbooten markierte das Ende der Tour. Noch einmal die schweren Boote auf den Bootswagen verladen und auf kurzem Wege zum Zeltplatz in einem öffentlichen Park gerollert. Ein letzter Einkauf im Supermarkt für die Reiseverpflegung des kommenden Tages, ein Spaziergang zu den benachbarten Ruinen einer mittelalterlichen Basilika und römischer Garnison rundete das Programm des Nachmittags ab. Abends waren wir im benachbarten Restaurant zum Abschlussabendessen angemeldet. Ein etwas ungewohntes Gefühl wieder einmal an fein eingedeckten Tischen zu sitzen und in zivilisierter Umgebung zu speisen. Als dann anschließend Livemusik mit Unterstützung dröhnender Lautsprecher den Abend abrunden sollte, flüchtete ich allerdings vor diesem Zuviel an Zivilisation und setzte mich still an das Ufer der Donau. Der Fluss hatte mich nun neun Wochen lang über mehr als 2000 Kilometer durch Südosteuropa getragen und so konnte ich persönlich schöner die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren lassen. Die beleuchtete Autofähre pendelte weiter im Dunkeln über den Fluss, am gegenüberliegenden Ufer – schon in Rumänien – leuchtete ein Lagerfeuer am Strand und über mir wölbte sich ein Sternenhimmel, während von hinten gedämpft aber immer noch deutlich hörbar die Musik herüberschallte.

Nach einer letzten Nacht im Zelt begann überall das große Packen. Faltboote wurden zusammengelegt, Gepäck in transportablen Einheiten zusammengestellt und die Boote schon einmal zum Verladen bereitgestellt. Ein gemeinsames Frühstück im Restaurant stärkte uns für die lange Rückfahrt und schon bogen die beiden Reisebusse mit Bootsanhänger um die Ecke. Gemeinschaftlich wurden die Boote verladen und für die lange Rückfahrt fixiert. Persönliches Gepäck kam neben den Sitzplatz, während die großen Gepäckstücke im Bauch des Busses verschwanden. Pünktlich um 10 Uhr rollte der Bus dann los, zunächst noch durch die bulgarische Hügellandschaft. Bei Russe ging es über eine der wenigen Donaubrücken auf die rumänische Seite und weiter durch die Ebenen der Walachei. Die Karpaten wurden entlang des Tals des Flusses Olt durchquert, sicher war dies einmal ein wunderschöner Wanderfluss, der aber nunmehr nur noch aus einer Kette von Stauseen bestand. Die Grenze nach Ungarn wurde bereits zu fortgeschrittener Dämmerung überschritten und jeder versuchte eine einigermaßen bequeme Schlafposition einzunehmen.

Fast am Ziel - Pause vor Silistra.

Der nächste Morgen erwartete uns bereits in Österreich kurz vor der deutschen Grenze und wenig später wurde der Parkplatz in Winzer erreicht. Rundherum gab es ein freudiges Wiedersehen, ich konnte meine Dörthe wieder in die Arme schließen, nicht ohne dass vorsichtig an meinem durchaus etwas verwilderten Bart gezupft wurde. Nun noch die Boote wieder umgeladen, das ganze Gepäck für die Weiterfahrt verstaut und dann wurde die benachbarte Bäckerei für ein letztes gemeinsames Frühstück gestürmt. So endete die große Donaufahrt mit vielen herzlichen Verabschiedungen. Teilnehmer, die als Einzelfahrer gestartet waren hatten sich über die Wochen zu kleinen Gruppen zusammengefunden und die Fahrtenerlebnisse geteilt. So manche Facebook- oder WhatsApp-Gruppe wird sich sicher weiterhin austauschen und die nächsten gemeinsamen Fahrten wurden auch bereits geplant. Für mich ging damit ein großes Abenteuer zu Ende, von dem ich schon viele Jahre geträumt hatte. Ich kann die Teilnahme an der TID nur empfehlen, man muss lediglich bereit sein sich selber ein wenig zurück zu nehmen, die manchmal etwas schlichten Rahmenbedingungen (Zeltplatz, sanitäre Anlagen, Ein- und Ausstiege) zu akzeptieren und sich vor allem auf viele neue Menschen einzulassen, was sowohl die Mitfahrer als auch die jeweilige Bevölkerung vor Ort umfasst. Dann wird man bereichert durch viele schöne Eindrücke von dieser großartigen Tour zurückkehren. Ein Dank zum Schluss an alle die Organisatoren der beteiligten Länder, die eine solche Tour erst ermöglichen.



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