16. Mai 2023

Urlaub auf der Dordogne

Malerische Orte wie Argentat an der Dordogne (Foto: Lutz Berger)

Nach einigen Jahren der Abstinenz wollen wir wieder einmal die Dordogne besuchen. Dieser Fluss ist einer der bekanntesten Kanu-Wanderflüsse Frankreichs und bei Einheimischen und Frankreichliebhabern aus ganz Europa sehr beliebt.

Von Lutz Berger, (Lutz paddelt! | Kanureisen Lutz Berger)

 

"Dieser von Stauseen verschonte Mittellauf ist perfekt für eine Wasser-Wandertour. "

Er entspringt im Zentralmassiv, in den Bergen südwestlich von Clermont-Ferrand. Auf seinen Weg gen Westen durchfließt er bis zum Atlantik verschiedene Regionen und Landschaften unseres Nachbarlandes. Nördlich von Bordeaux vereint er sich mit der Gironde und mündet schließlich nach ca. 490 km in den Atlantik. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts entstanden im gesamten Flussverlauf mehrere Stauseen, welche die Dordogne regulieren und recht häufig auch zur Stromerzeugung genutzt werden. Im Mittellauf gibt es einen Abschnitt von ca. 150 km, der mit seinem sehr geringen Gefälle nicht durch Stauseen verbaut wurde. Dieser von Stauseen verschonte Abschnitt ist perfekt für unsere Wasser-Wandertour. In diesem Abschnitt wird die Dordogne zwar auch durch einige Stauwehre reguliert, aber diese haben alle Bootsrutschen, sodass keine beschwerlichen Umtrageaktionen notwendig sind.

 

Gut geplant

Hier konzentriert sich in den Sommermonaten das meiste Wassersportleben an und auf dem Fluss. So sind viele Ein-Tagespaddler mit ihren Booten oder SUP‘s unterwegs. Aber auch unser Vorhaben einer Mehrtagestour mit Gepäck für mehrere Tage, ist hier nicht unbekannt und sehr beliebt. Diese Konzentration dieser wassersportbegeisterten Massen hat den Vorteil, dass es sehr sehr viele Campingplätze und Verleiher gibt, die teilweise auch nur in den Sommermonaten öffnen.

"Es soll ja auch Erholung sein und genug Zeit für Schwimmen, Entspannung, Eis essen und Relaxen geben."

Unsere Reisezeit zur Dordogne wird der Juli sein. Zur Vorbereitung unserer Tour suchen wir unsere alten Aufzeichnungen und Flussbeschreibungen heraus. Auch hier wird darauf verwiesen, dass die Sommermonate sehr beliebt für eine Tour auf der Dordogne sind. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Campingplätzen am Ufer der Dordogne, diese teilweise mit Pool und Wäschetrockner ausgestattet sind oder auch relativ einfach mit Dusche und WC. Auf die Verleihboote sind wir nicht angewiesen, da wir unsere Kanadier und Kajaks von Deutschland aus mitbringen werden. Wir haben 6 Tage Zeit und werden auch ein paar Paddel-Neulinge dabei haben. Dabei stellt sich natürlich am Anfang die Frage, welche Strecke werden wir schaffen? Es soll ja auch Erholung sein und jeder genug Zeit für Schwimmen, Entspannung, Eis essen und Relaxen haben. Wir entscheiden uns unterhalb der letzten Stauseen des Oberlaufes zu starten. Unser Startort wird Argentat sein und wir wollen so weit paddeln, wie wir innerhalb von 6 Tagen kommen werden.

Ich habe ein paar Tage mehr Zeit und daher führt mich die Anfahrt nicht auf den kürzesten Weg von Deutschland nach Argentat, sondern ich fahre einen kleinen Umweg über Bergerac. So nehme ich mir Zeit und fahre das Tal der Dordogne Stromauf. Die Dordogne fließt meist träge durch eine malerische Landschaft mit teilweise steilen Felswänden, schönen Dörfern und Chateaus.
Am Abend, vor dem ersten Paddeltag treffen wir uns alle auf dem Campingplatz in Argentat, lernen uns kennen und genießen das Feuerwerk, welches zum französischen Nationalfeiertag veranstaltet wird.

 

Start in Agentat

Nach dem Einpaddeln werden auch schwierigere Abschnitte
souverän bewältigt.

Am Morgen unseres ersten Paddeltages gibt es nach dem Frühstück die ersten Herausforderungen. Wird alles in die Boote passen? Was machen wir mit unseren Autos? Werden wir die Strecke ohne Kenterungen bewältigen? Was ist mit der Kondition, werden wir alle durchhalten? Wir nutzen in Argentat einen großen Supermarkt, um uns mit Wasser und einigen Lebensmitteln zu versorgen. Bevor es los geht parken wir die Fahrzeuge an einem unserer möglichen zukünftigen Campingplätzen, sodass wir am Ende der Tour nicht auf Bus oder Taxi angewiesen sind. In der Zeit, während die Autofahrer die Fahrzeuge versetzen, machen sich die anderen Teilnehmer schon einmal mit den Sportgeräten bekannt, gehen schwimmen und verstauen das Material in den Booten. Das Gepäck ist in wasserdichten Tonnen oder Packsäcken verstaut und wir können endlich unsere Tour starten. Auf den ersten Metern geht es ruhig an der Uferpromenade von Argentat vorbei. Die Teams in den Booten kommen immer besser zusammen klar, sodass recht schnell nicht mehr jeder Paddelschlag in Richtung eines Ufers führt. So wird aus dem anfänglichen Zickzack-Kurs ein entspanntes geradeaus paddeln.

"„Malpas“ lädt zu einem unfreiwilligen Bad ein."

Dies ist auch wichtig, denn nach ca. 3 Kilometern erreichen wir die erste Herausforderung. Es ist die bekannte Stromschnelle „Malpas“, an der schon manche Freizeitpaddler ein unfreiwilliges Bad nehmen mussten. Die Dordogne rauscht und wir nähern uns vorsichtig der Stelle, jederzeit bereit, anzulanden und die Stromschnelle zu Treideln oder zu Umtragen. Vom Boot aus sehen wir Wellen und spritzendes Wasser. Wir erkennen eine schöne Route und entscheiden, die Herausforderung anzunehmen. Alle konzentrieren sich und fahren mit Geschwindigkeit durch diese Stelle. Das Wasser spritzt und wir fahren mit der Hauptströmung durch diese Stelle. Alle kommen kenterfrei unten an und freuen sich schon auf die nächsten Schwallstrecken. Durch das Versetzen der Fahrzeuge sind wir recht spät aufs Wasser gekommen, daher paddeln wir auch nur eine kurze Strecke und finden schon nach 14 Kilometern einen schönen Campingplatz.

 

Spritzige Abschnitte

"Beim Schöpfen und Lenzen der Boote werden die ersten „Heldengeschichten“ erzählt."

Am zweiten Paddeltag hat sich alles schon ein bisschen eingespielt. Nach dem Frühstück werden die Sachen verstaut und es geht weiter mit einigen kleineren spritzigen Abschnitten auf der Dordogne. Als Mittagspause wählen wir einen Campingplatz, der fest in holländischer Hand ist. Nach einer Stärkung mit gekühlten Getränken, Kaffee und Eis geht es weiter. Wir erreichen kurz vor Beaulieu und dem Ende des Paddeltages, die Stromschnelle „Le Battut“. Diese ist die schwierigste Stelle auf unserer Tour. Durch die Erfahrungen vom Vortag wollen alle auch diese Stelle befahren. Wie am Vortag, meistern wir alle auch diese Stelle ohne Kenterung. Das wir dabei unfreiwillig einige Liter Wasser tankten war uns egal. Beim Schöpfen und Lenzen der Boote werden die ersten „Heldengeschichten“ erzählt. Es dauert nicht lange und wir erreichen den aufgestauten Bereich vor Beaulieu-sur-Dordogne. Um auf den Campingplatz übernachten zu können, müssen wir nur noch schnell über eine Bootsrutsche am Wehr links in einem Kanal fahren und anschließend den Fluss komplett queren. Als wir am Camp anlegen, werden wir von einem Gewitter überrascht und völlig durchnässt. Zum Glück hält es nicht lange an, sodass wir am Abend noch das lokale Feuerwehrfest besuchen können, bevor sich das nächste Gewitter über uns austobt.

 

Einfach mal relaxen

Gemeinsam im Takt unterwegs.

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und trocknet unsere Zelte. Da durch die Regengüsse des vorherigen Tages einige Sachen nass geworden sind,  nutzen wir den auf dem Campingplatz vorhandenen Trockner, bevor wir eine kurze Strecke paddeln. Heute am dritten Paddeltag machen sich auch die ungewohnten Anstrengungen der letzten Tage bemerkbar und alle wollen am nächstgelegenen Campingplatz ausspannen, relaxen und den Pool genießen. Nach dem Essen sitzen wir noch stundenlang am Sandstrand der Dordogne, unterhalten uns und genießen ganz einfach das Sternenzelt über uns.

Der vierte Paddeltag führt uns zu dem mittelalterlichen Ort Carennac, wo wir eine Mittagspause einlegen. Wir schauen uns das kleine Örtchen an und stärken uns in einer Taverne. Nach der Stärkung geht es über eine Bootsrutsche zurück zur Dordogne. Wir sind alle motiviert und wollen nach der Pause noch viele Kilometer paddeln. Unser Ziel ist ein Campingplatz mit Shop und Restaurant, doch leider wird daraus nichts, denn der Himmel verdunkelt sich und so müssen wir improvisieren. Wir entscheiden uns, die Tagestour an einem kleinen Campingplatz abzubrechen. Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es, unsere Zelte aufzustellen und ein Tarp zu spannen, bevor das Sommergewitter über uns wütet. Es ist seit unserem Start, das erste Mal, dass ein Campingplatz recht voll ist und dieser auch keinen richtigen Shop oder ein Restaurant besitzt. Wir schauen unsere Vorräte an und zaubern aus den Resten während des Regens unter dem Tarp unser gemeinschaftliches Abendessen.

   

Eindrucksvolle Landschaft

Beeindruckende Felsformationen prägen den Weg nach Souillac.

Am nächsten Morgen, den fünften Paddeltag, kitzelt uns die Sonne wieder aus unseren Zelten. Die Gewitter der letzten Tage sind vorbei und auf dem Fluss wird es immer voller, je näher wir Souillac kommen. Auf dem Weg dorthin kommen wir an eindrucksvollen steilen Felswänden vorbei und können sogar in eine Höhle rein paddeln. Die Höhle ist recht lang und dunkel. Einige verlassen die Boote und erkunden ausgerüstet mit Taschenlampen den langen Gang. Da es in der Höhle recht frisch ist, dauert es nicht lange und alle kommen wieder recht schnell heraus.
Es ist die Etappe mit den eindrucksvollsten Landschaften der ganzen Woche, aber auch mit den meisten anderen Paddlern auf dem Fluss. Es wird wieder sehr heiß, sodass wir uns zur Abkühlung mittags in die Fluten der Dordogne stürzen. Erst nach ausgiebiger Abkühlung und einem Snack auf einem Campingplatz setzen wir die Tour fort. Wir erreichen Souillac, machen es uns auf dem Campingplatz bequem und nehmen uns die Zeit, das Shuttle-Fahrzeug von unserem Startort wieder abzuholen.

Schöne Häuser säumen unseren Weg.

Unser sechster und letzter Paddeltag beginnt mit einem Marktbesuch in Souillac. Wir lassen uns von den vielen lokalen Köstlichkeiten verführen und starten etwas später auf dem Wasser. Heute shutteln wir ganz klassisch. Das heißt, wir stellen 2 Autos an unserem Zielort ab, mit denen wir am Ende des Paddeltages wieder zum Camp zurückfahren und können so unser Gepäck auf dem Campingplatz lassen. Alle sind froh, die Zelte nicht abbauen zu müssen, sondern diese hier ausnahmsweise mal zwei Tage stehen lassen zu können. Nach dem Marktbesuch und Umsetzen der Fahrzeuge starten wir zu unserer letzten Fahrt auf der Dordogne, für dieses Jahr. Wir paddeln gemütlich an Souillac vorbei und genießen den letzten Tag auf der Dordogne.

"Wehre, Bootsrutschen und spritzige Abschnitte lieber einmal zu viel vom sicheren Ufer aus ansehen."

Diese Paddelwoche auf der Dordogne hat allen recht viel Spaß gemacht und für den einen oder anderen ein neues Hobby eröffnet. Die Dordogne ist der ideale Fluss, wenn man sich mit dem Kanuwandern bekannt machen möchte. Es gibt zahlreiche Campingplätze, sodass keiner wild campen und auf eine warme Dusche verzichten muss. Diese Plätze sind auch meist mit kleinen Restaurants, Imbiss-Angeboten und fast immer mit einem kleinen Laden ausgestattet. Gibt es diese Versorgungsmöglichkeiten einmal nicht, dann ist der nächste Supermarkt meist nicht sehr weit. Auf dem Wasser sind viele ruhige Abschnitte, sodass Paddelanfänger sich schnell an das neue Sportgerät gewöhnen können. Die wenigen Wehre sind mit gut befahrbaren Bootsrutschen ausgestattet, welche auch als Umtrage oder zum Treideln genutzt werden können. Allerdings sollte man auch auf diesen Abschnitt der Dordogne nicht einfach lospaddeln, sondern sich die Wehre, Bootsrutschen und spritzigen Abschnitte lieber einmal zu viel vom sicheren Ufer aus ansehen, bevor eine ungewollte nasse Erfahrung mit Kenterung erfolgt.


 

Revierinfos Dordogne

 


Beste Paddelzeit: Sommermonate (Juni, Juli, September, August sehr voll)


Anreise

  • Am besten mit eigenem Auto (Achtung, auf vielen französischen Autobahnen wird eine Gebühr verlangt!).
  • Mit dem Zug über Paris nach Tulle und dann mit Bus nach Argentat, allerdings verkehrt dieser nicht am Wochenende
  • Mit dem Flugzeug nach Clermont Ferrard oder Brive-Souillac und dann weiter mit Leihwagen, Bus oder Taxi


Übernachtungen:

  • Es gibt zahlreiche Campingplätze, meist auch mit Shop und Restaurant. Man sollte diese nicht zu spät „Anpaddeln“, damit man noch eine Alternative hat, falls einem diese nicht gefallen oder zu voll sind. Früher wurde oft wild gecampt, aber bei der Vielzahl an Campingplätzen sollte man dies vermeiden, damit uns dieser schöne Fluss noch lange zum Wasserwandern erhalten bleibt und nicht gesperrt oder reglementiert wird. Achtung! Teilweise wird auf Campingplätzen nur Bargeld akzeptiert.


Boote:

  • Wir haben unsere Kanadier und Kajaks aus Deutschland mitgebracht.
  • Es gibt aber auch zahlreiche Verleiher. Hier empfiehlt es, in den Sommermonaten vorab zu reservieren.


Paddelstrecke:

  • Ab Argentat keine Stauanlagen, nur vereinzelte Wehre, welche meist über Bootsrutschen befahrbar sind.
  • Ab Souillac nehmen die spritzigeren Schwallstrecken ab, sodass entspanntes Paddeln und Naturgenuss pur auf einem warten. Bis Limeuil kann man entspannt paddeln, bevor das Stauwehr Mauzac den Fluss aufstaut und schwierig zu umtragen ist. In Souillac und Le Buisson-de-Cadouin (ein paar Kilometer vor Limeuil) gibt es Bahnhöfe. Stellt man sein Auto in Souillac ab und möchte es per Bahn von Le Buisson-de-Caudin abholen, dann ist dies sehr zeitaufwändig. Man benötigt ca. 3,5 Stunden, da keine Direktverbindung besteht, sondern in Niversac und und Brive-la-Gaillarde umgestiegen werden muss. Zeitlich schneller ist es hier ein Taxi zu nehmen, die Fahrt dauert dann nur etwa eine Stunde.

 

 

 

 

Vor der Paddeltour steht die Planung


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 5/2019:

KANU-SPORT 5/2019
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