18. November 2021

Vereine aktiv - Bayern paddelt an

Wie der Himmel ohne Sterne wären Flüsse ohne Wasser. - Foto: Anita Happ

Wir lieben Paddeln - vor allem im Verein mit Gleichgesinnten. Im KANU-SPORT und im Online-Magazin findet ihr Touren unserer Clubs - zum Mit- oder Nachmachen. In diesem Beitrag präsentiert der Kanuabteilung des ETSV 09 Landshut  seine Gemeinschaftsfahrt „Bayern paddelt an“.

Von Werner Götz, Bayerischer Kanu-Verband, Bezirk Niederbayern

 

Zum vierten Mal organisierte die Kanuten des ETSV 09 in Landshut „Bayern paddelt an“. Was liegt näher als gemeinsam am 3. Oktober in die neue Saison zu starten, die ersten Kilometer ins Fahrtenbuch einzutragen und die fürs Wanderfahrerabzeichen notwendige Gemeinschaftsfahrt zu absolvieren. 55 Paddler waren angemeldet. Letztendlich zog das ideale Spätsommerwetter 85 Kanuten an.


Eine Fahrt mit stillem Protest

Der Clou dabei: Die Paddler können je nach Kondition aus drei verschiedenen Strecken wähle. Die „Lange“ ab Freising mit 38 Kilometern, die „Mittlere“ mit 28 Kilometern ab Oberhummel oder ab Volkmannsdorf, wo die Amper in die Isar mündet die „Kurze“. Ab hier sind es 15 Kilometer bis nach Landshut.
Bei der Fahrt mit dem einprägsamen Namen „Bayern paddelt an“ handelt es sich um weit mehr als eine Gemeinschaftsfahrt wie viele andere. Viel mehr geht es um einen stillen Protest für mehr Restwasser auf der Isar. Denn der Fluss, der im österreichischen Karwendel entspringt, hat bis Freising bereits 170 Kilometer zurückgelegt und zuvor in Wolfratshausen schon die Loisach aufgenommen.
Doch kurz nach München treten die „Wasserdiebe“ in Aktion und berauben die „fließende“, wie sich „Isar“ aus dem indogermanischen übersetzen lässt, ihres Wassers und leiten es in den Mittleren Isar Kanal aus. In Freising verbleiben gerade mal 25 m³ unter dem Kiel der Kanus. 20 Kilometer später folgt in Moosburg eine weitere Wasserableitung. Minimale sechs bis neun Kubikmeter bleiben den Fischen und Kanuten übrig. „Das hat nichts mehr mit einem natürlichen Fluss zu tun, so „Bayern paddelt an“-Organisator Werner Götz. Übrigens: Wenn kurz vor Landshut der Kanal wieder in die Isar mündet, vereinen sich insgesamt 130 m³, die Isar, Loisach und Amper auf ihrem Weg aus den Alpen mitbringen.
So entstand die Idee, auf diesen Missstand hinzuweisen und eine Initiative zu ergreifen, damit der Fluss wieder Fluss sein darf. Es geht keineswegs darum, den Mittleren Isar Kanal trockenlegen zu wollen, der auf seiner Länge von 100 Kilometern und einem Gefälle von über 100 Metern zwischen München und Landshut mit insgesamt sieben Kraftwerke Strom erzeugt. Vielmehr wollen die Kanusportler ein Zeichen für einen ökologisch und morphologisch intakteren Fluss setzen. Für mehr Restwasser eben. So musste bei „Bayern paddelt an“ ein Ehepaar mit ihrem Zweier Faltboot Tribut zollen. Das Schiff war wegen des niedrigen Wasserstand aufgeschlitzt, die Fahrt vorzeitig beendet.

   


Rege Teilnahme aus 16 Vereinen

Die Anpaddler unterstützen die Aktion fabulös. Aus 16 bayerischen Vereinen gab es aktive Unterstützung, für die Isar Gutes zu tun. Sogar Gäste aus dem fernen Sachsen-Anhalt reisten an, um sich für die Sache einzusetzen. Schon viele Proteste, bei denen sich Kanuten mit weiteren Naturschutzverbänden zusammen schlossen, zeigten Wirkung. Wie an der niederbayerischen Donau, als es galt den „Weißwurst-Äquator“ als frei fließenden Fluss zu erhalten und nicht mit drei Kraftwerksbauten ihrer Natürlichkeit zu berauben. Die Bayerische Staatsregierung musste einlenken. Stolz hieß es: „Wir haben gewonnen.“ An der oberbayerischen Salzach laufen die Proteste noch und die Zeichen stehen – optimistisch ausgedrückt - auf Sieg.
In der Isar wird schon einiges getan, um die „fließende“ wieder in einen besseren Fluss zu bringen. An mehreren Stellen wurden Uferbefestigungen herausgenommen. So kann sich die Isar wieder selbst entwickeln, neue Mäander in ihrem Kiesbett schaffen, dort Geschiebe mitnehmen, um es an anderer Stelle wieder abzulagern. So kommt wieder frisches Leben in die Natur des Gewässer. Doch am wichtigsten fehlt es: Dauerhaft mehr Wasser.
Nach 38, 28 bzw. 15 Kilometern in Landshut angekommen, zogen die Gastgeber des ETSV 09 alle Register für das gesellschaftliche danach. Schnittlauchbutterbauerbrote, „Obatzta“ - eine pikante bayerische Käsezubereitung – und original fränkische Rostbratwürste vom Holzkohlegrill sorgten neben den obligatorischen elektrolytischen Getränken für das kulinarische Wohl. Der Autorückholservice verschaffte der Veranstaltung eine angenehme CO2-Bilanz.
Im kommenden Jahr heißt es wieder am 3. Oktober, dann an einem Montag, „Bayern paddelt an“, um wieder ein gemeinsames Zeichen für die kanutischen Lebensadern, in Form von intakten Flüssen – speziell der Isar - ein Zeichen zu setzen. Bleibt zu hoffen, dass der 3. Oktober Schule macht: Baden Württemberg-, Berlin-, Brandenburg-, Bremen-, Hamburg-, Hessen- usw. paddelt an. Denn überall gibt es etwas zu tun, um die Qualität unserer Gewässer zu verbessern, die ersten Kilometer der Saison ins Fahrtenbuch einzutragen und die erste Gemeinschaftsfahrt zu absolvieren.
 

 


Weitere Informationen zum ETSV 09

Web: www.etsv09landshut.de
Email: kanu@etsv09landshut.de
Nächste Termine:
04./05.12. - Nikolausrallye auf der Isar               
31.12. - Silvesterpaddeln

 

 

 

Mitmachen! Eure Vereinstour im KANU-SPORT und im Online-Magazin

Schickt uns eine E-Mail an redaktion@dkvgmbh.de mit einem Text und 3-4 schönen Fotos zu eurer Vereinstour, Bezirksfahrt oder einer Reise mit eurem Club. Egal ob nah oder fern - wir freuen uns sehr über euren Bericht.

Wir setzen uns mit euch in Verbindung und besprechen mit euch die Veröffentlichung: kanu.de, Social Media oder die Zeitschrift KANU-SPORT.
 

 

 


 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 11/2021:

KANU-SPORT 11/2021
Weitere Infos zum Heft
und Online-Bestellung



Letzte News