01. März 2021

Wetterkunde für Paddler

Fotos: Itzehoer Kanu-Club, Björn Zastrow

Wer sich auf dem Wasser sicher bewegen will, muss sich gut vorbereiten. Nicht zu vergessen: Wie soll das Wetter während der Tour werden? Die Frage, ob Regen oder Sonnenschein kommt, ist dabei schon fast nebensächlich. Wichtiger ist, die Vorwarnung vor Unwettern, Sturm oder Gewitter. Welche Kanäle informieren und wie warnt man sich eigentlich sich selber vor? 

Von Sabine Stümges
 

1. Online-Wetterdienste

Kanufahren ist ein Outdoorsport und das Wetter können wir leider nicht beeinflussen. Aber wir können uns informieren, um zumindest mit der passenden Kleidung gerüstet zu sein und natürlich, um rechtzeitig vor Unwettern gewarnt zu werden.
In der Regel genügt es, wenn man für die aktuelle Region zunächst die langfristige (Tourenplanung) Wettervorhersage und am entsprechenden Termin den aktuellen Tages-Wetterbericht verfolgt.
Dabei sind die kostenlosen Angebote von Wetterportalen im Internet eine gute Quelle. Stiftung Warentest hat zuletzt 2014 zehn Anbieter unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass acht von zehn Diensten verlässliche Daten zum aktuellen Tag lieferten. Langzeitprognosen sind allerdings eine große Herausforderung.

Bekannte Online-Wetterdienste sind:

Zusätzlich bieten diese Wetterdienste auch Apps, mit denen man gerade unterwegs schnell und unkompliziert die neuesten Wetterdaten abrufen kann. Sie lassen sich unkompliziert über die Suche im eigenen App-Store finden.

   

 

2. Wetterkunde für unterwegs

Wann man unterwegs ist, dann sollte man auch bei guter Vorbereitung das Wetter nicht völlig außer acht lassen. Denn: der exakte Verlauf eines Gewitter lässt sich nur wenige Stundenvorher genau prognostizieren. Daher verfolgen Paddler auch unterwegs die Wettermeldungen per Radio, SMS oder App. Zusätzlich gibt es auch mobile Wetterstationen, die insbesondere unter Beachtung des Luftdrucks eine Prognose erlauben:


Was leisten Wetterstationen?

Wetterstationen für eine lokale Vorhersage ohne Internetanbindung bestehen aus verschiedenen meteorologischen Messinstrumenten. Mithilfe des Luftdrucks (zum Teil auch unter Berücksichtigung des Temperaturverlaufs und des Feuchtigkeitsgehalts der Luft) erstellen einige Wetterstationen eine Prognose. Oft verändert sich der Luftdruck bereits bevor man am Himmel eine Veränderung beobachten kann:

  • Luftdruck steigt → Anzeichen schöneres Wetter
  • Luftdruck fällt → Anzeichen schlechteres Wetter
  • Sinkt er sehr rasch → Anzeichen für Sturm und eine nahende Kaltfront.

Es ist die Veränderung, die eine Prognose ermöglicht, nicht die Tatsache, ob der Luftdruck gerade hoch oder niedrig ist. Das kann unterwegs eine gute Vorwarnung für anbahnende Wetterumschwünge und Gewitter sein, wo gemäß dem Motto „besser Vorsicht als Nachsicht“ auch falsche Vorhersagen verziehen werden können.


Was kann eine Wettervorhersage über den Luftdruck nicht leisten?

Denn im Gegensatz zu amtlichen Wettervorhersagen, die eine Genauigkeit für drei Tage von rund 90% inklusive genauer Angaben der Temperatur, Wind und ­Regenmenge haben, geben sogar die Hersteller der Wetterstationen selber in der Regel nur eine Wahrscheinlichkeit von 60% bis 75% an.
Der Luftdruck alleine ist kein hinreichender Indikator für die Veränderung des Wetters, da viele Faktoren wie die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und ggf. überwundene Höhenunterschiede unberücksichtigt bleiben.
Die bessere Vorhersage: Zusätzlich eigenes Wissen einsetzen. Ein erfahrener Laie kann lokal durch die Beobachtung von Wolken und Wind eine zuverlässigere Wahrscheinlichkeit für die nächsten Stunden erreichen.


Technik und Geräte

Wer ein Gerät sucht, um zusätzlich den Luftdruck im Blick haben möchte, hat drei Möglichkeiten:

  • Mobile Wetterstation - Mobile Wetterstationen gibt es wenige. Zum Beispiel von „National Geographic (24,95 EUR) oder die teure Variante „SKYWATCH GEOS N°11 von der Schweizer Firma JDC (509,90 EUR)
  • Sportuhren - bei Outdoor-Uhren, die einen Höhenmesser und ein Barometer integriert haben, kann die Luftdruckveränderung gemessen werden.
    • Handys - neuere Handys werden mittlerweile auch mit einem Barometer ausgestattet. Mithilfe einer App kann dann ein Blick auf das Handy eine Wetterprognose liefern.

 

DWD Warn Wetter-App

Rechtzeitige Warnung vor Unwetter: Die kostenlose WarnWetter-App vom Deutschen Wetterdienst versorgt Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes sowie die breite Öffentlichkeit mit wichtigen Hinweisen zur aktuellen Warn- und Wettersituation.

 

Alle Infos und Download der WarnWetter-App des Deutschen Wetterdienstes unter www.dwd.de

 

3. Augen auf: Gewitter rechtzeitig erkennen

Diese Tipps machen keinen in wenigen (Lese-)Minuten zum Metereologen. Aber sie nennen die wichtigsten Hinweise, an denen man das für Paddler gefährlichste Unwetter erkennt: Gewitter.

Foto: Itzehoer Kanu-Club, Björn Zastrow

 

Wolkenkunde

Gewitter können sich gerade im Gebirge sehr schnell bilden. Hier sollte man sich nicht allein auf die Ankündigung durch Donnergrollen verlassen, sondern die Wolkenbildung im Auge behalten. Typische Gewitteranzeichen ist die vertikal mächtige Cumulonimbus-Wolke, die schon von weitem durch ihre Amboss-Form als Gewitterwolke erkennbar ist. Aber aufgepasst! Es gibt weitere Gewitterarten mit anderen Wolkenbildern. Von daher eher der allgemeine Hinweis: Türmen sich schnell mächtige Wolken auf, frühzeitig überlegen, wo man sich (vorsorglich) in Sicherheit bringen kann.
(Foto: Deutscher Wetterdienst)

 

Kommt das Gewitter oder geht es?

Die Zugrichtung der Wolken ist ein wichtiges Indiz dafür, in welche Richtung und wie schnell ein Gewitter zieht. Das kann manchmal jedoch trügerisch sein, denn nicht selten schiebt der Wind die Wolken in verschiedenen Höhen in unterschiedliche Richtungen. Oder es entsteht direkt über einem. Aber grundsätzlich gilt: Ohne Wolken – kein Gewitter.

 

Haben Tiere einen sechsten Sinn?

Es zahlreiche Anzeichen, dass die Tierwelt auf nahendes Gewitter reagiert. Sichere Studien gibt es keine, aber um so mehr Bauernregeln: „Schwalben tief im Fluge - Gewitter kommt zum Zuge.“ Oder: „Ist die Spinne träg zum Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen.“ Auch „Gewitterfliegen“ (Fransenflügler) gelten als sicheres Indiz für aufkommendes Gewitter. Die Zuverlässigkeit dieser Prognosen sind einerseits umstritten, andererseits können sie allenfalls für wenige Stunden funktionen.

 

Schwüle als Vorbote

Ein erstes Anzeichen für ein Gewitter ist die Schwüle. Die Pflanzen reagieren auf diese hohe Luftfeuchtigkeit: Klee lässt seine Köpfe hängen, Gänseblümchen gehen nicht auf. Kommt auch Wind auf, sollte man aufmerksam auf weitere Gewittervorboten achten. Bei Gewitter, die mit einer Kaltfront aufziehen (Kaltfrontgewitter), ist die Schwüle manchmal kein Indikator. Hier können sich die feucht-warmen Luftschichten in größeren Höhen befinden, so dass sie für uns nicht spürbar sind.

 

Als erstes den Wetterbericht hören!

Gewitter lassen sich nur schwer lokal eingerenzen. Auch wenn alle Voraussetzungen vorhanden sind, ist es kaum möglich, genau zu lokalisieren, wo der erste Blitz einschlägt. Das Gebiet mit einer amtlichen Wetterwarnung gilt es darum unbedingt großflächig zu meiden. Ein wenig Wetterkunde schadet aber bei so schwer vorhersagbaren Phänomenen nicht. Leider geben die Beobachtungen der Natur keine Auskunft über die Heftigkeit und über ihre Entwicklungsgeschwindigkeit.

 

Wichtige Rufnummern

Bei den ersten Gewitteranzeichen im Zweifelsfall per Handy den aktuellen Wetterbericht einholen.

  • Wetterdiensthotline des Deutschen Wetterdienstes (DWD): 0180 2 913 913
  • DWD-Seewetterbericht: 069-80 62 57 99 (Aktualisierung täglich um: 1 Uhr, 8 Uhr und 17 Uhr)
  • DWD-Seewetteramt Hamburg: 040-6690-1209, (Informationen über Sturmwarnungen und Windvorhersagen)

 


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