16. Februar 2023

Zufriedene Ruhe auf der winterlichen Leine

Frostiger Sonnenaufgang an der Leine (Foto: Reinder van der Wall)

Das erste Dämmerlicht des frühen Morgens bricht sich zaghaft seine Bahn durch eine düstere Wolkendecke und ich stehe am Ufer der Fuhse in der Nähe von Katzhorn. Die Kühle der vergangenen Nacht kriecht langsam in meine Finger während ich meinen Habel-Einer startklar mache.

Wichtiger Hinweis! Die Fahrt des Autors ist bereits einige paar Jahre her. Mittlerweile gibt es für die beschriebene Strecke neue Befahrungsregeln mit Einschränkungen bei Zeltmöglichkeiten - aber auch Ausweisung von neuen offiziellen Zeltmöglichkeiten an den Ufern der Aller. Hier sind insbesondere die Kartenausschnitte, die Anlage zu den Natur- und Landschaftsschutzgebietsverordnungen sind, eine hilfreiche Planungsgrundlage. Also bitte für eine Planung nicht nur den Verordnungstext lesen, sondern auch die Karten studieren. Texte und Karten sind von der Homepage des NLWKN herunterzuladen.

Von Reinder van der Wall

Raureif (Foto: Reinder van der Wall)

Wieder einmal ziehe ich, wie so oft in den vergangenen 30 Jahren, in diesem etwas verloren wirkenden Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr für einen Drei-Tages-Trip mit Boot und Zelt los, um noch einmal die Ruhe auf dem Wasser, in der Landschaft und auch in mir zu spüren. Die Mitpaddler der vergangenen Jahre sind alle durch anderweitige Tätigkeiten verhindert, und so heißt es diesmal solo durch die Winterlandschaft zu streifen.
Meine Frau Dörthe hat mich noch im Dunkeln zur Einbootstelle gebracht und sich nun nach einem Startfoto zur Arbeit verabschiedet, während ich langsam durch die Dämmerung dem Wintertag entgegentreibe. Es braucht im Winter immer ein wenig Zeit, bis sich der Körper auf die Bewegung und den Rhythmus des Paddelns einstellt, aber mich drängt ja heute nichts und so lasse ich es etwas ruhiger angehen. Bald kommt die Straßenbrücke von Wathlingen mit einem Pegelhäuschen in Sicht. Dank der vergangenen regnerischen Tage habe ich einen recht guten Wasserstand erwischt, noch kein ausgewachsenes Hochwasser, aber doch so viel, dass ich ohne Verrenkungen aus dem Kajak heraus die umgebende Wiesenlandschaft betrachten kann. Kaum hat sich der erste richtige Sonnenstrahl durch die Wolkendecke gestohlen, macht das Wetter auch sofort wieder einen Rückzieher und schickt zum Ausgleich einen zwar kurzen, dennoch recht heftigen Regenschauer auf mich nieder. Das soll allerdings während dieser Wintertour auch der einzige nasse Gruß von oben bleiben.


Auf der Fuhse

Zeltfrühstück (Foto: Reinder van der Wall)

Die Fuhse bietet bis Nienhagen zunächst dank einer konsequent durchgeführten wasserbaulichen Umgestaltung aus den 1930er Jahren einen etwas geradlinig/eintönigen Verlauf, und ich hätte die Tour auch gerne in Uetze begonnen. Da folgt nämlich gleich unterhalb ein herrlich urwüchsiges Stück Waldnatur mit engen Kehren, Kiesbänken und Steilufern im schnellen Wechsel. Jedoch lag 2012 unterhalb dieses Zauberwaldes eine mächtige Weide zwischen Steilufern quer im Fluss, die mit einem voll bepackten Tourenkajak nur sehr mühsam zu umtragen wäre. So ziehe ich also zunächst recht geradlinig meine Bahn, lasse in Nienhagen das im Winterschlaf ruhende Bootshaus des dortigen Kanuvereins linkerhand liegen und komme schon kurz darauf an ein regelrechtes Gewässerkreuz.
Von links drückt sich die „Alte Burgdorfer Aue“ in die Fuhse hinein, gleich darauf zweigt aber auch schon links der „Fuhsekanal“ wieder ab. Dieser Kanal dient der Hochwasserentlastung der Innenstadt von Celle und führt schnurgeradeaus nach Nordwesten. Ich habe von langen Geraden aber erst einmal genug und entscheide mich daher für eine Weiterfahrt auf der Fuhse, die im weiteren Verlauf in weit geschwungenen Kurven Celle entgegenfließt. Rechterhand ragt eine Waldinsel in die Talaue hinein, wer hier aussteigen und über die Uferwiese marschieren würde, könnte sich die Reste einer mittelalterlichen Wallburg anschauen. Das wäre aber mit Genuss wohl eher etwas für ein sommerliches Picknick. Ich bin gerade so richtig warm geworden durch die stetige Bewegung, und schon bald taucht vor mir die gerade fertig gestellte Brücke der neuen Umgehungsstraße von Celle auf. Noch ist dieser Abschnitt nicht für den Straßenverkehr frei gegeben und so nutzen lediglich vereinzelte Jogger und Hundebesitzer das Bauwerk zur Querung der Fuhseniederung.


Stadtgebiet von Celle

Umtragestelle beim Wehr in Oldau (Foto: Reinder van der Wall)

Ich tauche nun in das Stadtgebiet von Celle ein und habe den Eindruck, dass ich mich mehr in den Hinterhöfen der Stadt befinde. Die Altstadt von Celle ist eher der größeren Aller zugewandt, die sich ein wenig weiter nördlich befindet. Noch schnell unter der großen Eisenbahnbrücke hindurch und nach einigen wenigen weiteren schmalen Kurven entlässt mich die Fuhse mit einer perlenschnurartig aufgereihten Folge von Wasserwirbeln in die deutlich größere Aller.
Auf der Aller
Die Strömung treibt mich unter der westlichen Umgehungsstraße schnell hinaus aus der Stadt und wegen des mittlerweile fortgeschrittenen Vormittags sind nun bei ruhigem Winterwetter auch ein paar Hunde mit Begleitung zu beobachten, welche die Begehbarkeit der teilweise überfluteten Allerwiesen austesten. Rechts und links begleiten mich zunächst hinter den recht schmalen Wiesenstreifen dunkle Kiefernwälder, kurz hinter Boye mündet dann von links der Fuhsekanal in die Aller. Das Wehr in Oldau zwingt mich zu einer Umtrageaktion, aber nach mehreren Stunden Paddelei tut es ganz gut auch mal die Beine wieder auszustrecken und den Kreislauf bei der Portage so richtig in Schwung zu bringen.
Mein Magen erinnert mich unmissverständlich daran, dass es höchste Zeit für einen kleinen Imbiss ist, das Frühstück liegt immerhin schon mehrere Stunden und etliche Paddelkilometer zurück. So stehe ich am Ufer, schaue sinnierend in die unterhalb des Wehres wieder flotte Strömung und ähnele von meinem Gesichtsausdruck her wahrscheinlich einem in sich gekehrt wiederkäuenden Rindvieh. Allerdings, was ich einmal hinuntergeschluckt habe, behalte ich im Gegensatz zu den gehörnten Paarhufern normalerweise brav im Magen und so ist meine Futterpause auch schon recht bald wieder beendet. Schnell ins Boot, von rechts schiebt die Örtze noch zusätzlich Wasser in die bereits bordvolle Aller und dann ist auch schon Winsen passiert.


Vogelbeobachtung

Uferbaum (Foto: Reinder van der Wall)

Kurz darauf bin ich wohl die Ursache eines Mordsspektakels. Aus den überfluteten Uferwiesen rechts und links von mir erheben sich tausende von Kanadagänsen in den Himmel, lediglich einige wenige Graugänse scheinen die Ruhe weg zu haben, schonen ihre Kräfte und bleiben lieber wo sie sind. Bald habe ich aber den Bogen raus: wenn ich im Angesicht eines friedlich äsenden Gänseschwarms das Paddeln einstelle und mich ruhig vorbeitreiben lasse, so passiert außer einigen argwöhnischen Blicken nichts. Für mich sind das willkommene Pausen, schließlich bin ich allein unterwegs, brauche mir um einen Zeitplan keine Gedanken zu machen und bin ganz mein eigener Herr. Also steht die Vogelbeobachtung heute im Vordergrund und wenn dabei die Gedanken gelegentlich in Richtung Gänsebraten mit Rotkraut und Kartoffelknödel abdriften, so sei mir das vielleicht auch noch nachgesehen.
Linkerhand passiere ich einen wunderschönen Wacholderhain und bin schon bald darauf am Wehr Bannetze angekommen. Nach dem Umbau zu einem Schlauchwehr in den vergangenen Jahren befindet sich die Umtragestelle jetzt rechts mit einem für Kajaker leider etwas zu hoch geratenen Steg. Auch das Wehr selber hat sich nicht gerade zum positiven entwickelt. War in früheren Jahren bei vergleichbarem Wasserstand eine Befahrung unter den hochgezogenen Schützen problemlos möglich, erzeugt der Wehrschlauch nun selbst bei einem geschätzten Höhenunterschied von vielleicht 20 cm immer noch eine mörderische Deckwalze. Also schnell raus aus dem Boot, zum Unterwasser gezogen und dort auch gleich wieder weiter.
Am linken Ufer rücken jetzt zwei Hügel ins Blickfeld, beim ersten handelt es sich um eine mittlerweile geschlossene Hausmülldeponie des Landkreises Celle, kurz darauf nach Einmündung der Wietze haben wir es ebenfalls mit einer künstlichen Aufschüttung zu tun. Es ist die Abraumhalde der schon seit längerer Zeit aufgegebenen Erdölförderung in Wietze, bei der sowohl über Bohrungen als auch bergmännisch das schwarze Gold aus dem Heidesand geholt wurde. Das hinter den Uferbäumen versteckte Erdölmuseum Wietze informiert über diesen historisch-industriellen Abschnitt der ansonsten eher landwirtschaftlich geprägten Gegend. Die Waldkanten der Geesthochflächen treten jetzt zunehmend vom Fluss zurück und geben den Blick auf eine weite Weidelandschaft frei. Nur vereinzelt stehen noch winterharte Rinder- oder Pferderassen auf dem Grünland, jetzt ist eher die hohe Zeit der Gänse- und Entenweide.

Pause bei Bosse (Foto: Reinder van der Wall)

Das Wehr in Marklendorf, ebenfalls bereits vor Jahren zu einem Schlauchwehr umgebaut, wird rechts umtragen. Im Schleusenkanal unterhalb sitzen ein paar Angler am Ufer. Ein Kopfnicken als stummer Gruß hin und zurück zeigt die gegenseitige Akzeptanz ohne die eigene Tätigkeit über Gebühr unterbrechen zu müssen. Nach all der Ruhe und Einsamkeit des bisherigen Tages bricht nun die Brückenüberführung der Autobahn A7 über mich herein. Ein hektisches Brummen und Sausen hin und her zeugt von der Geschäftigkeit unserer Zivilisation selbst in dieser eigentlich etwas ruhigeren Jahreszeit. Hier hält mich nichts, mein gleichmäßiger Paddelschlag bringt mich schnell ein paar Kurven weiter zurück in die Beschaulichkeit des Allerurstromtales. Es wird nun auch allmählich Zeit sich um ein Nachtlager zu kümmern. Zunächst hatte ich an die Umtragestelle des letzten Allerwehres in Hademstorf gedacht, wo ich in der Vergangenheit bereits mehrfach mein Zelt für eine Nacht aufgestellt und beim stetigen Rauschen des Nadelwehres einen recht erholsamen Schlaf gefunden hatte. Heute jedoch ist das Wehr wegen des guten Wasserstandes voll geöffnet und die Umtragestelle zudem von einem Angler besetzt.
Kurzerhand wird Plan B aktiviert. Schon lange hatte sich mir die Landspitze zwischen Leinemündung und Aller als potentieller Zeltplatz anempfohlen, die wenigen Kilometer kann ich jetzt auch noch paddeln. Doch ich muss mich sputen, der Vollmond steigt bereits über den Horizont hinauf und kann das langsam schwindende Sonnenlicht nicht ganz ersetzen. Ich lande an, ca. einen halben Meter ragt die Wiese noch aus den Fluten, doch stehe ich ein wenig verdutzt vor einem nett arrangierten Grüppchen reichlich frischer Kuhfladen. Die Urheber sind zwar im Dämmerlicht nicht zu entdecken, doch eine Rückkehr ist auch nicht auszuschließen. Also zurück ins Boot, die schnell dahinziehende Leine gequert und dort am Ufer ausgestiegen. Die dunklen Haufen hier entpuppen sich sämtlich als Maulwurfshaufen – das sind Nachtgefährten die mir ein wenig mehr zusagen. Zelt aufstellen und einrichten ist eine Sache von lange eingeübten und daher schnell absolvierten Handgriffen und schon kocht ein Süppchen, gefolgt von Instant-Nudeln mit Soße auf dem leise zischelnden Petroleumkocher. Ein Liter Tee zur Begleitung einer Lesestunde folgt, denn irgendwie muss man ja den reichlich früh einsetzenden Abend auch noch herumkriegen.
Gegen halb acht treibt mich die anziehende Kälte endgültig in den Schlafsack. Schon bald bedaure ich den reichlichen Teegenuss, denn nun muss ich noch mehrfach den gerade wieder auf Temperatur gebrachten Schlafsack verlassen und den Tee von vorhin am Weidezaun nebenan wieder kalt stellen. Der bleiche Mond schaut mir dabei von einem sternenklaren Himmel zu, kein Windhauch regt sich und vom Fluss steigen dünne Nebelfetzen auf. Ein lautloser Schatten zieht über mich hinweg – wohl eine Eule auf nächtlichem Beutezug. Endlich komme aber auch ich zur Ruhe, die Kapuze vom Schlafsack wird ordentlich zugezogen und ich falle in einen tiefen Schlummer.


Legitimität als Wintertour

Zeltplatz an der Leinemündung (Foto: Reinder van der Wall)

Langsam schimmert der erste Morgendämmer durch die Zeltwand. Nach rund zwölf Stunden Nachtruhe krabbele ich aus meinem Nachtlager. Die Klamotten sind über Nacht doch reichlich frisch geworden und die Wiese empfängt mich mit einem zarten weißen Kleid aus Raureif. Im Osten schiebt sich jetzt dunkel orangerot die Sonne über den Horizont während über mir ein pastellblauer Himmel die Nacht verabschiedet. Schnell wird die Kamera herausgeholt um die Stimmung einzufangen bevor der morgendliche Flussnebel sich ganz verabschiedet. Der Raureif hat einen zarten Kristallpelz auf alle Oberflächen gezaubert – nun hat meine Tour ihre Legitimität als richtige Winterfahrt erhalten. Die etwas frostklammen Finger wärme ich mir dann im Zelt bei einem Becher Kaffee und einem Marmeladenbrot wieder auf, während die Sonne bereits damit beginnt den Raureif von meinem Zelt wieder abzutauen – trocken werde ich heute meine Unterkunft wohl nicht verstauen.
Kaum auf dem Wasser nimmt mich die schnelle Strömung mit um die nächsten Kurven. Einzelne winterkahle Bäume säumen mit ihrer Scherenschnitt-artigen Silhouette das Flussufer. In Hodenhagen beginnt sich das öffentliche Leben gerade zu regen, vereinzelte Brötchengänger sind bereits zu sehen. Unterhalb, beim Gut Ahlden, taucht die immer noch tief stehende Sonne die großen Ziegeldachflächen in einen warmen Rotton und auch ich spüre die allerdings noch etwas zaghafte Kraft der Wintersonne auf meiner Haut. Heute finde ich wieder reichlich Gelegenheit mein Spiel von gestern mit den Gänseherden zu wiederholen. Sehe ich sie rechtzeitig und lasse mich treiben kommen wir ohne Störung aneinander vorbei. Schöpft jedoch nur eine einzige einen bösen Verdacht bei meinen Paddelbewegungen gibt es kein Halten mehr und in Sekundenschnelle ist die gesamte Gesellschaft in der Luft.
Allerdings bin ich heute nicht der einzige Störenfried. Gegen Mittag höre ich ein lautes Knallen und kann beobachten wie eine getroffene Gans vom ordentlich abgerichteten Jagdhund aufgesucht und dem Jäger gebracht wird. Im Laufe der folgenden Nachmittagsstunden sehe ich noch mehrere Jagdgesellschaften, alle mit Warnwesten ausgestattet (einschließlich der Hunde). Ich bin recht froh über meine leuchtend rote Schwimmweste, so dass ich hoffentlich nicht versehentlich als absonderliche Trophäe ausgestopft in ein jagdliches Herrenzimmer starren muss.


Zufriedene Ruhe

Es geht alles gut, die verstreuten Dörfer und Städtchen ziehen an mir vorüber, ich lasse immer öfter nicht nur mein Boot sondern auch meine Gedanken treiben und falle in eine zufriedene Ruhe die sich sonst übers Jahr nur eher selten einstellen will. Darüber vergesse ich fast die Suche nach einem weiteren Lagerplatz. Ein schönes Fleckchen wird mir darüber hinaus von einer dort weilenden Jagdgesellschaft verleidet, so dass ich wieder in die einsetzende Dämmerung komme bevor ich einen geschützten Winkel neben einem Gebüsch im Deichvorland erobere.

Bootshaus WSV Verden (Foto: Reinder van der Wall)

Der verbliebene Raureif von heute Morgen hat sich über den ganzen Tag im Zelt gehalten und wird nun heraus geschüttelt und geklopft. Das Abendessen gestaltet sich ähnlich wie am Tag vorher: erst einmal eine schnelle heiße Suppe um den Körper wieder richtig auf Temperatur zu bringen, dann die von der Zubereitungszeit unschlagbaren Instant-Nudeln, diesmal aber mit einer anderen Soße. Zum Nachtisch gibt es wieder Tee und reichlich Lektüre im Schein der Stirnlampe. Die Stille um mich herum wird gelegentlich durch ein Knacken im benachbarten Gebüsch oder ein Rascheln im trockenen Gras unter meinem Zelt unterbrochen. Da kann ich dann trefflich spekulieren welcher tierische Besucher jetzt wohl gerade die Ohren spitzt und sich über den Eindringling im flexiblen Polyester-Haus wundert.
Einige dieser Besucher sehe ich womöglich am nächsten Morgen wieder. Während ich noch lediglich halb angezogen wegen dringlicher Termingeschäfte dem bereits erwähnten Gebüsch zustrebe, werde ich von einem halben Dutzend Rehe beäugt, die in ca. 50 m Entfernung neben ihrem grasigen Frühstück ähnlichen Verrichtungen wie ich nachgehen. Wir pflegen unsere gute Nachbarschaft noch eine Weile und erst als ich anfange das Zelt abzubauen und mein Boot zu packen entschließt sich auch das Rudel Rehe weiter zu ziehen und nach neuer Abwechslung zu suchen.
Ich habe heute nur noch ein kurzes Stück vor mir. Lediglich 12 km sind es noch bis zu meinem Ziel beim WSV Verden und so zücke ich, kaum auf dem Wasser, schon mal mein Mobiltelefon um meiner Dörthe meinen Wunsch nach baldiger Abholung bekannt zu geben. Ich brauche mich nicht zu beeilen, schaue beim Vorbeifahren einigen Nilgänsedamen tief in die wie mit Kajalstift gemalten Augen und treffe zum Abschluss meiner Tour doch noch auf weitere Wassersportler. Beim Ruderklub Verden macht sich ein Vierer zu einer Trainingsfahrt bereit. Die Trainerin ruft vom Ufer her ihren Schützlingen noch letzte Instruktionen zu, während ich (gänzlich ohne Instruktionen von außen) gemütlich dem Bootshaus des WSV zu bummele.
Das Zielkehrwasser vorm Bootshaus erfordert wie immer eine saubere Anfahrt respektive Ankanten und Paddelstütze und schon stehe ich auf dem Rasen, der in drei Monaten wieder die müden Helden der Aller-Hochwasserrallye in Empfang nehmen wird. Am und im Bootshaus rührt sich nichts, erst als ich bereits mein Boot ausgeladen und zum Parkplatz gezogen habe, kommen zwei Mitglieder vorgefahren und laden reichlich Vorräte für die kommende Silvesterfeier aus. Ich habe es mir in einem stillen Winkel bequem gemacht, mein Buch auf den Knien, einen Schluck heißen Tee dabei und genieße die Ruhe um mich herum. Das wohlbekannte Brummen unseres Multivan-Diesels lässt aber nun auch nicht mehr lange auf sich warten. Schnell ist alles wieder verladen und auf der Rückfahrt haben wir uns ausgiebig über die vergangenen Tage zu berichten. Ein schönes Ende eines mal wieder ereignisreichen Jahres.

 

Vor der Paddeltour steht die Planung


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

   

 


 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 12/2016:

KANU-SPORT 12/2016
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