13.06.2022 | Kanu (Allg.)

Der Rathenower WSV wird 100

Am 11. Juni 2022 feiert der Rathenower Wassersportverein e.V. 1922 Kanu sein 100-jähriges Bestehen
100 Jahre Rathenower WSV

Wer die Natur, die Havel und den Kanusport liebt, kommt in Rathenow um den WSV nicht herum. Seit Jahrzenten steht der Rathenower WSV für attraktive und naturnahe Erlebnisse am und auf dem Wasser und bieten seinen Mitgliedern und Gästen ein abwechslungsreiches Sportangebot. Zum 100-jährigen Jubiläum kann man auf eine bewegte Vereinsgeschichte zurück blicken:


Über den Rathenower Wassersportvereine

Rathenower Bürger suchten nach dem 1. Weltkrieg nach einer Möglichkeit, ihre Freizeit sinnvoll zu verbringen und sich mit politisch Gleichgesinnten auszutauschen. Sportvereine boten zu dieser Zeit die einzige legale Möglichkeit, sich in größeren Gruppen zu treffen.

So wurde am 11. Juni 1922 der „Wassersportverein“ gegründet und ins Vereinsregister eingetragen. Das erste Vereinsdomizil war ein alter Trockenschuppen der Ziegelei Heidepriem auf der Weinbergseite der Havel.

Im Jahre 1924 pachtete der Verein damals noch feuchtes und tiefer liegendes Gelände an der Havel, um den Wunsch nach einem eigenen Sportgelände zu verwirklichen. Mit Schubkarren, Schaufel und Spaten wurde das Gelände aufgeschüttet und eine kleine Baracke mit Umkleideraum und „Getränke-Ecke“ aufgestellt, womit die Geschichte des Wassersportvereins an seinem heutigen Standort begann.

In den Jahren 1931/32 wurde der alte Trockenschuppen der Ziegelei auf das aufgeschüttete Gelände umgesetzt, der Bau eines Bootshauses vorbereitet und in zwei Etappen bis 1933 realisiert. Der Schuppen der Ziegelei wird heute noch genutzt. Zu diesem Zeitpunkt zählt der Verein 330 Mitglieder. Es waren 11 Paddelboote, 3 Canadier und 2 Ruderboote vorhanden, die überwiegend selbst gebaut wurden. Der Trainingsbetrieb wurde aufgenommen und seither ist allen Rathenowern das „Wassersportgelände“ ein Begriff.

In der Zeit von 1933-1945 war das Vereinsleben durch die herrschenden politischen Verhältnisse geprägt. Das NS-Regime verbot die freien gesellschaftlichen Aktivitäten der Sportvereine. Das Vereinsgelände wurde von der SA geplündert und besetzt. Durch die Kriegseinwirkungen kamen das Vereinsleben und der Trainingsbetrieb fast zum Erliegen. Der Wassersportverein wurde dem NS-Sportbund angegliedert. Nach dem 2. Weltkrieg waren Vereinsgelände, Anlagen und Boote zerstört. Nur langsam begann sich das Leben zu normalisieren, und so fanden die Rathenower auch wieder Zeit und Lust zum Sport.

Die Sportgemeinschaft „Freiheit“ wurde 1948 gegründet. Bereits ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in SG „Verwaltung“, das Wassersportgelände mit den 4 Abteilungen Kanu, Segeln, Schwimmen und Rudern zur kostenlosen Nutzung übergeben. Die Instandsetzung der Gebäude und der Boote nimmt viel Zeit in Anspruch. Langsam begann wieder der regelmäßige Trainingsbetrieb und erste Erfolge stellten sich ein.

1950 wird das erste neue Boot, ein K2, gekauft. 1951 wird die Betriebssportgemeinschaft „Einheit Rathenow“ gegründet. Kanu ist hier eine von 12 Sektionen.

1956/57 werden auf dem Gelände die Gaststätte „Wassersport“ errichtet und 1960/61 ein neues Bootshaus, 1980/81 ein Sanitärgebäude gebaut.

In den Jahren 1951 bis 1955 entwickelte sich in Rathenow eine Kanu-Slalom Gruppe. Fachleute entdeckten die „Großen Archen“, ein Wehr in der Havel, als Station für den Kanu Slalom. Es wurden 2-mal DDR Meisterschaften und 1-mal gesamtdeutsche Meisterschaften im Kanu-Slalom ausgetragen.

In der DDR-Zeit entwickelte sich der Kanu-Rennsport in Rathenow sehr stark. 1956 belegte der Verein in der Jahrpunktewertung des Kanuverbandes der DDR den 6. Platz. In den weiteren Jahren kamen DDR-Meister und Bezirksmeister aus Rathenow, viele Sportler aus der Optikstadt belegten gute Platzierungen bei nationalen Wettkämpfen. Nicht zuletzt durch die vielen Erfolge wurde ab 1967 der Rennsport in Rathenow gefördert. Die Sektion Kanu der BSC Einheit Rathenow wurde Trainingszentrum im Bezirk Potsdam. Viele talentierte Sportler wurden hier entdeckt, gefördert und an die Sportschule nach Potsdam delegiert. 

Mit der „Wende“ und der Wiedervereinigung kamen Probleme auf den Verein zu, die zum fast vollständigen Erliegen des Trainings- und Wettkampfbetriebes führten. Es fehlte einerseits materiellen Unterstützungen durch den Staat und die Betriebe, andererseits mussten sich die meisten Vereinstragenden Personen und Übungsleiter beruflich komplett umorientieren. Die, die nicht aus Rathenow wegzogen, waren durch berufliche Qualifizierungen und unregelmäßige Arbeitszeiten nicht in der Lage, den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten.

So dümpelte der Rennsport bis 1993 vor sich hin, bevor man zunächst mit den eigenen Kindern einen Neuanfang wagte. In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Trainingskinder auf über 50. Durch kontinuierlichen Aufbau und straffe Organisation wurde der Verein wieder Leistungsstark. 1998 konnten wir mit Juliane Friedrich den 1. Titel auf gesamtdeutschen Meisterschaften einfahren. Seither sind weitere große Erfolge auf nationaler Ebene erfolgt. Das Trainingsmaterial ist auf einen modernen Stand gebracht. 

Im Jahr 2003 konnte unser neues Mehrzweckgebäude eingeweiht werden. Dieses Gebäude bietet dem gesamten Sportbetrieb und dem geselligen Vereinsleben erheblich mehr Möglichkeiten. Durch das Mehrzweckgebäude konnte das Gesamtgelände attraktiv gestaltet werden.
 In der Vergangenheit hat sich auch die Kanutouristik weiterentwickelt. 

2011 musste das alte Bootshaus für den Neubau von zwei rund 200 Quadratmeter große Bootshäuser – eines für die Kanuten des Wassersportvereins e.V. 1922 Rathenow, die andere für die Mitglieder des Seesportclubs Rathenow, weichen. Der Mitteltrakt ist zweigeteilt, auf der einen Seite entstand ein Aufenthalts- und Schulungsraum, ein kleines Büro, eine Küche und Sanitäranlagen für die Mitglieder des Seesportclubs, in der anderen Gebäudehälfte auf eine Fläche von 85 Quadratmetern richteten sich die Kanuten einen Kraft- und Fitnessraum mit angrenzenden Duschen und WC`s ein.

Neben den Kanurennsport ist der Rathenower Wassersportverein e.V. 1922 Kanu ein registrierter Wasserwanderstützpunkt des DKV. Hier besteht die Möglichkeit, einen unserer 13 neugeschaffenen Liegeplätze zu nutzen. Die Plätze bieten Strom- und Wasseranschluss sowie Zugang zu Dusche und WC. Außerdem haben wir einen Zeltplatz mit Campingküche und sanitäre Einrichtungen, wir können auch eingeschränkt Stellplätze für Wohnmobile zur Verfügung stellen.

Der Rathenower Wassersportverein e.V. 1922 Kanu hat derzeit 177 aktive Mitglieder. Ca 60 Kinder und Jugendliche trainieren aktiv in unseren Nachwuchsgruppen. Durch die großartige Arbeit unserer Haupt- und ehrenamtlichen Trainer*Innen und Übungsleiter*Innen sind wir seit Jahren als Landesstützpunkt für Kanurennsport eine feste Größe in der Brandenburger Kanufamilie.
Die älteren Mitglieder treffen sich regelmäßig zu Wanderfahrten, es existiert eine aktive Frauensportgruppe und die Männer treffen sich regelmäßig zum Fußball spielen. 


Weitere Informationenhttps://www.kanu-rathenow.de

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