05. Mai 2022

Endlich paddeln!

Unterwegs im Salzkammergut (Foto: Michael Neumann, Kanuga)

Das Beste Vorweg: Kanufahren ist grundsätzlich schnell gelernt. In unserem Ratgeber finden Einsteiger alles, was sie wissen müssen ... So können auch Anfänger und Kanu-Einsteiger sofort mit der Planung ihrer ersten Paddeltour beginnen!

1. Tourenplanung

Das Paddelland Deutschland wartet mit fast 40.000 Gewässerkilometer für Kanuten auf. Für den Anfang eigenet sich für Anfänger und Familien besonders kürzere Paddeleinheiten auf ruhiges Binnenseen und zahmen Flüssen. Vermeiden Sie Solo-Fahrten. Sicherer ist man in der Gruppe unterwegs. Die Gruppengröße und das individuelle Können der Teilnehmer sollten jedoch abgestimmt sein. Für eine gelungene Streckenplanung, klärt man vorab folgende Fragen:

  • WO möchte ich ungefähr paddeln?
  • WIE LANGE soll die Tour dauern? (Tage / km)
  • WER FÄHRT MIT? (Kinder, Paddelerfahrung)

Nachdem die Rahmenbedingungen abgesteckt wurden, ist ein wichtiger Schritt der Tourenplanung, sich über das zu befahrene Gewässer zu informieren. Nicht nur aus Gründen der Sicherheit, sondern auch, um sich rechtlich abzusichern.

Informationsquellen: DKV-Flussführer, Wandersportkarten, Kanu-Reiseführer, Zeitschriften, Internet, Pegeldienste, Paddler-App „Canua“, Befahrungsregelungen.

 

Dabei sind für eine Tourenplanung folgende Fragestellungen besonders wichtig:

  • Ist das Gewässer für mein Boot und meine Fähigkeiten geeignet?
  • Wo gibt es gute Ein- und Aussetzstellen, die ich mit dem von mir gewählten Verkehrsmittel erreichen kann?
  • Wie komme ich dahin?
  • Wo gibt es ggfs. Einkaufs- undÜbernachtungsmöglichkeiten?
  • Gibt es Hindernisse oder Gefahrenstellen?
  • Ist eine besondere Ausrüstung (z.B. Bootswagen) erforderlich?
  • Ist das Befahren des jeweiligen Gewässerabschnittes zum gewählten Zeitpunkt erlaubt?
  • Erlaubt der aktuelle Wasserstand die Befahrung?

 

2. Transport

Bevor es richtig losgeht, ist die Frage zu klären, wie das Boot zum Wasser transportiert wird und nach der Tour vom Ziel zurück zur Einsetzstelle bzw. nach Hause kommt.
Ein portables Boot (Falt- oder Luftboot) kann man unkompliziert in  öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen. Bei Festrumpfbooten bietet sich meist nur die Alternative Auto mit Dachgepäckträger oder Anhänger an.
Hier gibt es einiges zu beachten. Die Grundlage ist die deutsche Straßenverkehrs-Ordnung (§ 22 StVO). Wer eine Reise ins Ausland plant, sollte unbedingt über die Automobilclubs weitere Informationen einholen, welche zusätzlichen Bestimmungen für das geplante Reiseziel gilt.


Wenn das Kajak flach auf dem Auto liegt, gibt es mehrere Möglichkeiten: Vom Selbstbau, über Schaumträger, bis hin zu Aufliegern und komfortablen Komplettsystems mit Ladehilfe.
Wenn Boot und Paddler heil am Startpunkt für die Tour angekommen sind, muss das Boot nur noch per Portage ans Wasser. Selbst für kurze Portagen ist ratsam entweder mindestens zu zweit tragen oder Bootswagen zu nutzen. Moderne Bootswagen sind mittlerweile so gut zerlegbar, dass sie in fast jedes Boot passen.
Weitere Infos zum Transport von Kajaks (u.a. per Anhänger) auf  wirliebenpaddeln.de

 

3. Was muss mit?

Die richtige Ausrüstung hilft Ihnen, sich beim Kanusport sicher zu fühlen, die Schwierigkeiten auf Ihrer Fahrt zu meistern und widrigen Wetterbedingungen zu trotzen. Die Paddel- und Sicherheitsrüstung wird auf das erwartete Wetter sowie auf die geplante Strecke sowie die Teilnehmer abgestimmt. Dazu kommt die Ausrüstung für die Ein- oder Mehrtagestour. Hier gibt es diverse Checklisten auf www.wirliebenpaddeln.de, die bei der Planung unterstützen. Prüfen Sie vor Antritt der Fahrt immer die Vollständigkeit und die Funktionstüchtigkeit Ihrer Ausrüstung.
Die folgenden Listen können nur exemplarisch sein, sind aber vielleicht eine gute Erinnerungsstütze oder Inspiration. (Hinweis: Die für die Gewässerart und Jahreszeit notwendige Boots- und persönliche Sicherheitsausrüstung wird nicht in der Liste aufgeführt).

   

Packliste Ausrüstung

  • Zelt (inkl. Reparaturhülse), Tarp und 1 starkes Seil als Tarp-Dachbalken
  • Schlafmatte, Schlafsack, Kopfkissen
  • Wasserdichte Packsäcke,
  • IKEA-Tasche (für die Be- und Entladung des Bootes)
  • Werkzeug: Gewebeband, Draht, Axt, Säge, Klapp-Spaten, Taschenmesser/Multi-Tool (mit Korkenzieher, Flaschenöffner, Dosenöffner)
  • Erste-Hilfe-Paket, Mückenschutzmittel, Sonnencreme
  • Feuerzeug / Streichhölzer
  • Müllsäcke, Klopapier
  • Notizzettel und Stift, Handy und Notfallnummern, Ladekabel, Powerbank/Ersatzbatterien für elektronische Geräte
  • Nähzeug, Kerzen, Taschenlampe
     

Packliste Ausrüstung

  • Boot, Paddel (zusätzlich Ersatzpaddel?)
  • Schwimmweste, Wurfsack, Kopfschutz
  • mehrere starke Seile (10 - 15 Meter), mehrere Karabiner
  • mindestens eine wasserdichte Kanutonne / Kanusack
  • Kartenmaterial
  • Schöpfkelle / kleiner Eimer, Schwamm
  • Kanu-Reperatur-Kit
  • Bootswagen
     

Packliste Essen & Verpflegung

  • Lebensmittel (nach eigenem Geschmack, auf gute Lager- und Transportierbarkeit achten)
  • Getränke
  • Kocher, Brennstoff für Kocher, Pfanne, Töpfe
  • Grillgitter, Schneidebrett
  • Teller, Tasse, Gabel, Löffel
  • Faltschüssel, Schwamm, Stahlwolle, Spülmittel
  • Wasserbeutel, Zipper Beutel
  • Einmach- Gummi, Tee- oder Kaffeefilter
  • Thermosflasche / Trinkflasche, Wassersack für den Trinkwasservorrat
  • Rolltisch, Reisestuhl

 

Packliste Kleidung & Persönliches

 

  • SoftShell-Jacke, Hosen und Pullover aus Polyester-Mischgeweben, Funktionsshirts
  • Stiefel, Freizeitschuhe, Sandalen, Neopren-Socken/Socken, Neopren-Handschuhe
  • Regenbekleidung, Regenschirm (Regen- und Sonnenschutz an Land oder als Segel), Kopfbedeckung (Regenund Sonenschutz, warme Mütze
  • Sonnenschutz)
  • Badebekleidung, Unterwäsche
  • (Plastiktüte für alte Unterwäsche)
  • Handtuch, Zahnbürste, Zahncreme, Rasierzeug,
  • Nagelschere, Kamm, Seife, Moskito-Kopfnetz
  • Sonnenbrille, Brille/Kontaktlinsen
  • Müllsäcke, Klopapier
  • Mückenschutzmittel, Sonnencreme
  • Bücher, Kuscheltiere oder Spielzeug?
  • Reiseapotheke (Desinfektionsmittel, Verbandszeug,
  • Nahtpflaster, Zeckenzange)
  • Reisewaschmittel, Fotoapparat, ggf. Reisepass, Auslands-Krankenversicherung, Reise-Tickets
  • Reise-Tickets...

 

 

4. Umweltschutz

 

Paddelst du auf Augenhöhe mit der Natur? Kaum eine andere Sportart bietet die Möglichkeit, so vielfältige und unmittelbare Eindrücke in der Natur zu gewinnen. Wenn Kanusport nachhaltig natur- und landschaftsverträglich ausgeübt wird, haben auch zukünftige Generationen die Möglichkeit die Natur mit dem Kanu zu erleben. Mache vor und während deiner Tour den Selbstcheck!

 

Kanusport ist natur- und landschaftsverträglich, wenn Padder…

  • sich bei der Tourenplanung über die vorhandenen gesetzlichen Vorschriften und freiwilligen Vereinbarungen zum Schutz von Flora und Fauna informieren und diese beachten. Ein Verzeichnis der geltenden Bestimmungen für deutsche und viele europäische Gewässer findet sich im Internet unter www.kanu.de, im jährlich neu erscheinenden DKV-Sportprogramm oder über die Tourenplanung mit der app canua
  • die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft schätzen und achten, das heißt:
    • sich leise und rücksichtsvoll verhalten
    • ausreichenden Abstand zu Wasserpflanzen, Ufervegetation sowie Tieren auf und am Wasser halten, so dass diese nicht erheblich gestört oder geschädigt werden
    • alle Flachwasser- und Schilfzonen, die wichtige Laich- und Brutgebiete für Fische und andere Tiere darstellen, weiträumig umfahren;
    • Befahrungen nur bei ausreichendem Wasserstand vornehmen. Eine Übersicht der Pegelinformationen zahlreicher deutscher und viele europäischer Gewässer findet sich im Internet unter www.kanu.de, im DKV-Sportprogramm oder in der app canua
    • auf die Befahrung erkennbar übernutzter Gewässerund im Zweifel auf einzelne Kanutouren verzichten. Es ist selbstverständlich, dass Gruppengröße und Bootstyp dem Gewässer angepasst sind und dass Kleinflüsse nur in kleinen Gruppen und mit kleinen Booten befahren werden;
    • keine Abfälle hinterlassen
    • naturverträgliche Ausrüstung verwenden
    • möglichst umweltschonend anreisen, das heißt: Fahrgemeinschaften bilden; öffentliche Verkehrsmittel nutzen; vorhandene Infrastrukturen nutzen (z.B. Ein- und Ausstiegsstellen, Lagerplätze, Zuwege und Parkplätze);
    • beim Ein- und Aussteigen Beschädigungen am Ufer sowie an Fauna und Flora vermeiden
    • für die Übernachtung lokale Rast- und Zeltplätze oder Gasthöfe aufsuchen und die Verpflegung vor Ort einkaufen
    • auf Umweltverschmutzungen und Missstände an und in der Nähe von Gewässern achten und diese den lokalen Umwelt- oder Ordnungsbehörden oder dem DKV melden
    • auch andere Kanufahrer auf die Einhaltung dieser Grundsätze aufmerksam machen und mit gutem Beispiel voran gehen!

 

 

 


 

 


 

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