Geplant hatte sie sowieso, ihre 3. Etappe, die sie am
16.08.13, an ihrem 476. Fahrtentag an der
kolumbianisch-venezuelanischen Grenze startete, Anfang Mai zu
beenden. Ihr angepeiltes Etappenziel war jedoch Fortaleza (im
Nordosten von Brasilien). Aber ein ganzer Cocktail an
Hindernissen, Schwierigkeiten, Widrigkeiten &
Unannehmlichkeiten führte ganz plötzlich dazu, sofort und nicht
erst in ein, zwei Wochen diese Etappe zu beenden. Der plötzlich
Wandel hatte mehrere Ursachen:
• Hautausschläge, Durchfall, Fitnessprobleme
(die wohl auf eingenommene Antibiotika zurückzuführen
waren);
• Gegenwind, Gegenstrom,
• Klimaprobleme;
• Übernachtungsprobleme;
• Mückenplage;
• Dauerstress bei der Befahrung von ca.
3.000 km tidenabhängiger Küstenlandschaft von insgesamt vier
Ländern (Guyana, Suriname, Frz. Guyana und Brasilien);
…. und das alles seit dem 10.01.14, als sie in Georgetown nach
einem verlängerten Weihnachtsurlaub die zweite Hälfte ihrer 3.
Etappe in Angriff nahm.
Gewalttouren
Wir Daheimgebliebenen mögen uns das einmal vorstellen. Während
viele von uns in diesem Jahr die ersten Paddelschläge in der
neuen Paddelsaison gemacht haben, da hat Freya schon drei
gewaltige Küstentouren hinter sich gebracht, die
unterschiedlicher & anspruchsvoller nicht hätten sein
können und die jede für sich aus der Sicht des Bergsteigens
sicherlich mit einer „Achttausenderbesteigung“ vergleichbar
ist.
Begonnen hatte es gleich am 10.01.14 in Georgetown mit der 48
Tage dauernden Befahrung einer ca. 1.400 km langen Wattfläche,
bei der überwiegend die Gezeiten bestimmen, wann zu starten
bzw. anzulanden ist … und nicht die Sonne! Zum Vergleich: Das
west-, ost- und nordfriesische Wattenmeer zwischen DenHelder
(NL) bis Esbjerg (DK) ist gerade mal ca. 500 km lang und hat
dabei den Vorteil, durch unzählige, vor der Küste liegende
Inseln & Halligen, die vielfältige Anlandemöglichkeiten
bieten, aufgelockert zu werden.
Küstenkanuwanderstillleben
(20.02.14)
Nach einer nur 4-tägigen Pause ging es dann am 2.03.14 gleich
weiter, um das ca. 270 km breite Amazonas-Delta zu durchqueren.
15 Tage brauchte sie dafür und legte dabei insgesamt ca. 510 km
zurück; denn aufgrund der Strömungsverhältnisse musste Freya
zunächst einige hunderte Kilometer hinein in die Flussmündung
und auf der anderen Seite ebenso viele Kilometer wieder hinaus
paddeln.
Kartenübersicht: Amazonas-Delta (4.03.14)
- Flutwellen-Startposition (4.03.14) -
„Konkurrenz“ (6.03.14)
9 Tage später kam der nächste Höhepunkt, die Odyssee durch
eine sich über ca. 500 km erstreckende „Fördelandschaft“, einem
Küstenabschnitt, bei dem sich etwa 40 flache Fjorde dicht
aneinander reihen. Freya startete am 25.03.14 und war 21 Tage
unterwegs. Insgesamt legte sie ca. 610 km zurück, da sie
vielfach in die einzelnen Förden hinein paddeln und über
Wattkanäle hinüber zur nächsten Förde queren musste.
Biwakieren auf brasilianisch
(1.04.14) - „Auf gute Nachbarschaft“ (4.04.14) - Dazugehörender Kartenausschitt
(4.04.14)
Und nun lagen „nur noch“ 600 km zwischen ihr und Fortaleza.
Nicht viel für eine Freya Hoffmeister, aber auch kein „Klax“
für eine, die vorher fast ununterbrochen in 106 Tagen an die
3.000 km gepaddelt ist; denn zwischen ihr und Fortaleza liegen
nicht nur nahezu 600 km zusammenhängender Sandstrand, sondern
auch ein davor sich auftürmender, für uns Normalpaddler fast
nicht überwindbarer ca. 600 km langer Brandungsgürtel, der
höchstens zum Spielen einlädt, nicht aber um mit einem
beladenen Seekajak für weitere mindestens 20 Tage Strecke zu
paddeln!
Rückzug
Am 25.04.14, ihrem 666. Fahrtentag, ist Freya erstmals ca. 15
km entlang dieser endlosen Brandungskette gepaddelt, vorbei an
eintönigen Sandflächen, gegen 5 Bft. Wind, gegen den Strom,
inmitten zeitweise 2-3 m hoher Brecher, und das im
Zeitlupentempo von immer wieder nicht mehr als 1-2 km/h. Das
gab Freya den Rest und raubte ihr ganz plötzlich sämtliche
Motivation, im Endstadium ihrer 3. Etappe auch nur noch einen
einzigen Tag weiter dort entlang der Brandung zu paddeln.
Letzter Übernachtungsplatz am
25.04.14
Ihr Plan u.U. noch etwas weiter bis Anfang Juni zu paddeln, um
die weniger windige Zeit im Mai zu nutzen, gab sie daher auf.
Stattdessen trat sie nach einem Pausentag an ihrem 668.
Fahrtentag – das erste Mal in ihrer
„Laong-Distance-Sea-Kayaker-Karriere“ - den Rückzug an und nahm
Kurs auf den ca. 50 km im brasilianischen Hinterland, an einem
„Wattfluss“ liegenden Ort Humberto de Campos. Dort wurde sie
dann von Bekannten aus Sao Luis, von wo sie aus 5 Tage vorher
gestartet war, in Empfang genommen und samt ihrer Ausrüstung
nach Sao Luis gebracht. …. und in 5 weiteren Tagen wird sie
sicherlich rechtzeitig zu ihrem 50. Geburtstag daheim in Husum
sein und … dort nicht nur das deutsche Klima genießen.
…. und dann?
Während ihrer 1. Etappe paddelte Freya von Buenoes Aires
(Argentinien) bis nach Valparaiso (Chile). Sie legte dabei in
247 Tagen insgesamt 7.676 km zurück (30.08.11-2.05.12).
Die 2. Etappe ging von Valparaiso (Chile) bis an die
kolumbianisch-venzuelanische Grenze. Sie paddelte in 228 Tagen
insgesamt 7.736 km (25.08.12-6.0513).
Anlässlich der 3. Etappe ab Grenze Kolumbien/Venezuela bis
Humberto de Campos (Sao Luis/Brasilien) überwandte Freya 5.500
km in 193 Fahrtentagen (16.08.13-27.04.14).
Bis Buenos Aires sind es nun noch mal ca. 5.600 km. Bei einer
Paddelleistung von durchschnittlich 40 km/Tag und 25%
Ruhezeiten (wg. Schlechtwetter, Regeneration, Organisation),
wird Freya Hoffmeister während ihrer 4. und letzten Etappe
sicherlich noch 186 Fahrtentage benötigen, um ihre Umrundung
von Südamerika abzuschließen. Sollte sie diese Etappe Ende
August / Anfang September 2014 antreten, ist mit ihrer Ankunft
in Buenos Aires nicht vor April/Mai 2015 zu rechnen!?
Text: Udo Beier