25.10.2022 | Ocean-Sport

IVF World Sprint Championships 2022 (1)

Vaà Weltmeisterschaften auf dem Dorney Lake in London
Der Damen V6 über 500m (Bild: Xavier Keutch)

Die Vaà Weltmeisterschaft (Auslegerkanu ohne Steuer) fand vom 08.08. bis 18.08.2022 erstmalig auf europäischen Boden statt. Dem örtlichen Veranstalter ist es in Zusammenarbeit mit der Internationalen Va’a Federation gelungen, die Atmosphäre und das Flair des polynesischen Ursprungs nach Europa zu importieren. Was sogar beim Wetter funktionierte. Es war über die gesamte Veranstaltung, nicht typisch für London regnerisch und nasskalt, sondern immer über 30° heiß. Also beste Bedingungen für die Sportler aus aller Welt.

Aufgrund der unterschiedlichen Covid-Bestimmungen weltweit, konnten einige Länder nicht an der WM teilnehmen, dennoch waren über 1500 Sportler*innen aus 19 Ländern an der olympischen Regattastrecke von 2012 am Dorney Lake.

Erstmals war der Deutsche Kanu Verband mit einem 26-köpfigen Team vertreten, nachdem bei den vorherigen Weltmeisterschaften meistens kleinere Teams an den Start gegangen waren.

Ohana ist der Überbegriff mit dem das Zusammenkommen der Vaà Paddler*innen beschrieben werden kann. „Familie“ oder „Willkommen“ ist damit gemeint, und es hat während der gesamten Veranstaltung viele herzliche und emotionale Momente gegeben. Wer allerdings meint, es handelt sich ausschließlich um ein Fest mit Partystimmung, der wurde eines Besseren belehrt. Kultur und Tradition sind ein wichtiger Bestandteil, denn schließlich handelt es sich beim Vaà um die älteste Bootssportart, die es gibt. Aber auf dem Wasser wird genauso um Hundertstel gekämpft wie bei anderen Sportarten auch. 

 

Die Bootsklassen

Es gibt drei Bootsklassen, den Einer (V1), den Sechser (V6) und den V12, bei dem zwei V6-Bootsrümpfe über die Lakos miteinander verbunden werden. Bei allen Rennen wird auf Bahnen gefahren.

Die V1 fahren 500m, die Para-Sportler*innen, ebenfalls im V1, bestreiten die Distanzen von 250m und 500m. Im V6 messen sich die Crews auf 500m, 1000m und die Elite zusätzlich auf 1500m. Im V12 werden die Rennen in der 500m-Distanz bestritten.

Bei 1000m und 1500m wird auf einer 250m Bahn mit 3 bzw. 5 Wenden gefahren. Hier gelten strenge Regeln, um das knapp 14 Meter lange Boot von der einen 9 Meter breiten Bahn aus dem vollen Lauf in die nebenliegende Bahn zu manövrieren. Es darf weder die Bahn verlassen noch die Wendeboje berührt werden.

Da dies für die deutschen Sportler eine neue Erfahrung war, wurde in Duisburg beim WSV Niederrhein Duisburg e.V. ein Wochenende lang in verschiedenen Crews der Ablauf der Wende geübt. Vor Ort gab es regelmäßig begeisterte Zuschauer, wenn die Crews ihre Wenden übten.

Da im deutschen Team auch Sportler wohnhaft aus Australien und Brasilien teilnahmen, konnten diese, wie auch einige andere, nicht an dem Trainings-Wochenende in Duisburg teilnehmen. Dank der in England lebenden Teamkameradin Anna Maria Fischer, hatte die deutsche Mannschaft aber die Gelegenheit, einen Tag vor den Wettkämpfen in Henley auf der Themse in den endgültigen Renn-Besetzungen den Ablauf zu üben. Danke dafür an Anna Maria und an das Henley Dragon Boat Team, welches ihre V6 zu Verfügung stellten.

 

Ergebnisse des deutschen Teams

Dass sich dieser Einsatz lohnen sollte, wurde in den Ergebnissen der Vor-, Zwischen- und Endläufen bestätigt. Alle deutschen V6-Crews überstanden die Vorläufe. 

Für eine Überraschung sorgte das Ü50-Herren-Team, welches ihren Vorlauf sogar gewinnen konnte. Damit hatten viele gegnerische Mannschaften nicht gerechnet.

Besonders hervorzuheben sind auch das Team Damen Elite V6 mit Michiko Schaare/Jamie Lee Schaare/Daniela Gitzler/Anna Maria Fischer/Ulrike Bruns/Gaby Dieckmann mit Platz 6 im Endlauf, sowie in den V1 Klassen Marton Buday (Ü40) und Marek Fuhrmann (Ü60), welche in ihrer Klasse im Endlauf jeweils auf den 4.Platz fuhren.

Dass Deutschland im Medaillenspiegel dieser WM auftaucht, ist Volker Briel zu verdanken, er holte jeweils in der V 1 Para-Klasse über 250m und 500m die Bronzemedaille.

Das Herren Elite-Team V6 mit Torben Kuhlmann/Matthias Belitz/Frederik Klask/Sebastian Wichers/Thomas Eilert/Hemery Eperania zeigte über 1500m, dass für die Zukunft im Elitebereich Einiges zu erwarten ist. Sie verpassten nur knapp den Endlauf.

Bei den beiden V6-Booten Ü40 und Ü50 der Männer mussten einige Teammitglieder in beiden Klassen fahren, um die Rennen bestreiten zu können. Die Ü40 -und Ü50-Crew bestand dadurch zum Teil aus Sportlern, welche auch in der Ü60 startberechtigt waren. Neben dem Umstand, dass die finale Besetzung der Boote erst kurz vor den Rennen erfolgte, war diese Doppelbelastung und der teilweise vorhandene Altersunterschied zur Konkurrenz der Grund, weshalb weitere Finalteilnahmen nicht gelangen. Das Erreichen der Halbfinals für beide Bootsklassen war bei der hohen Leistungsdichte der Nationen aus dem Pazifischen Raum dennoch eine beachtenswerte Leistung.

In den Einer-Kategorien kamen die meisten Starter in ihren Altersklassen in die Zwischenläufe. 

 

Fazit:
Alle angetretenen Sportler*innen waren mit ihrer Leistung zufrieden, denn die Konkurrenz aus Übersee ist mächtig. In Neuseeland zum Beispiel ist der Wakaama Sport (Vaà Sport auf Neuseeländisch) an vielen Schulen ein Unterrichtsfach und für die WM-Teilnahme werden sogar Stipendien vergeben. Ohne den tollen Einsatz von Volker Briel bei der Vorbereitung und auch vor Ort in London wäre ein solches Abschneiden nicht möglich gewesen. Dafür an dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön des ganzen Teams.

Die gesamten Ergebnisse sind auf https://www.liveresults.co.nz/competition/438 zu finden.

 

Wie geht es in der Sparte des Va’a weiter:

Im August 2023 findet die Langstrecken-WM in Samoa statt. Hier gibt es Bemühungen wieder mit einer Gruppe an Sportlern*innen in den V1 und im V6 der einzelnen Klassen vertreten sein. Und im Jahr 2024 geht es dann zur Sprint-WM nach Hawaii. Neben den Weltmeisterschaften möchte sich das deutsche Team künftig aber auch bei anderen nationalen und internationalen Rennen präsentieren. 
Interessierte Sportler für das Team Deutschland können sich bei Fragen an Volker Briel (v.briel (at) t-online.de) wenden.


Weitere Bilder von der Weltmeisterschaften in diesem News-Beitrag: https://www.kanu.de/IVF-World-Sprint-Championships-2022-2--83603.html

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