23.11.2023 | Parakanu

Parakanu-Bundestrainer André Brendel im Interview

Zur Zeit befindet sich das Kernteam der Parakanu-Nationalmannschaft in einem zweiwöchigen Trainingslager in der Türkei. Diese Gelegenheit konnte genutzt werden, um mit Cheftrainer Brendel über den aktuellen Stand der Dinge zu sprechen.

Mittlerweile liegt die Heim-WM bereits weit in der Ferne und der Fokus liegt voll auf dem kommenden paralympischen Jahr. Wenn Du nun nochmal auf das Jahr 2023 zurückblicken würdest, wie würdest Du dieses im Nachhinein einordnen?

 Für unser Team war es ein besonders aufregendes Jahr, natürlich auch aufgrund der Heim-WM hier in Duisburg, an die wir mit sehr hohen Erwartungen herangegangen sind. Unser Ziel war es auf jeden Fall vier bis fünf Quotenplätze für die Paralympischen Spiele zu sichern. Letztendlich haben wir dies geschafft und gerade die Damen haben sich dabei sehr stark präsentiert.  
 
Dennoch ist es uns nicht gelungen die Form die wir vier Wochen vor der WM, bei der EM gezeigt haben, über das ganze Team hinweg zu steigern. Das Ganze haben wir dementsprechend kritisch hinterfragt und diesbezüglich auch Strategieänderungen für das kommende Jahr vorgenommen. 
 
Insgesamt haben wir in diesem Jahr aber auch gesehen, dass in einer Mehrzahl der Startklassen die Leistungsdichte gestiegen ist. Außerdem hatten wir in diesem Jahr so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Weltmeisterschaft wie nie zuvor. Für unseren Sport ist das natürlich eine tolle Sache, wenngleich dies auch bedeutet, dass die Medaillenjagd zukünftig nicht unbedingt leichter wird. 
 
 Wie sieht momentan Euer Trainingspensum aus? 

Zurzeit befinden wir uns mit Felicia Laberer, Katharina Bauernschmidt und Anja Adler im Trainingslager in der Türkei. Dabei handelt es sich um unser Kernteam, welches bereits in diesem Jahr die ersten Quotenplätze erpaddeln konnte. Ergänzt wird das Team durch Lina Bileicke aus dem U-23 Kanu-Rennsportteam. Dies liegt daran, dass die Canadier-Damen ähnlich schnell sind wie unsere Kajak-Startklassen 2 und 3.  Dadurch bilden sich für uns super Trainings - und Synergieeffekte. 

Zeitgleich ist Edina Müller in Südafrika unterwegs. Das liegt unteranderem daran, dass die Trainingsbedingungen dort vor Ort deutlich besser für sie sind als hier zu Lande. Da wir hier ziemlich schwierige Strömungsbedingungen, sowie viele Kurven im Fluss haben, wäre dies für Edina nicht der optimale Trainingsort gewesen. Das erweiterte Team befindet sich zum größten Teil im Heimtraining.
 
Wie würdest Du die Stimmung bei Euch vor Ort innerhalb des Teams bewerten? 
 
Die Stimmung bei uns im Team in Belek ist spitze. Wir haben hier neben kurzen Wegen zu unseren Trainingsstätten auch sehr gute Trainingsbedingungen. Für uns ist das Thema Barrierefreiheit natürlich ebenfalls immer wichtig, das kann im Vorhinein die Planung eines solchen Trainingslagers schonmal erschweren. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass hier alles passt. 

Welche Highlights erwarten Euch im kommenden Jahr neben den Paralympischen Spielen noch? 

Für uns haben die Weltmeisterschaften im Mai in Szeged eine große Relevanz. Vier weitere Quotenplätze werden dort vergeben. Wenn ich auf den jetzigen Leistungsstand blicke, würde ich sagen, dass Anas dort definitiv eine berechtigte Chance hat, den nächsten Quotenplatz für unser Team zu holen. 
 
Für die Sportlerinnen und Sportler, die keine Chance auf einen Quotenplatz haben oder in einer nicht-paralympischen Disziplin an den Start gehen, ist die WM natürlich das Highlight des Jahres. Deshalb hat sie für uns natürlich auch einen hohen Stellenwert. 
 
Wie genau sehen die Vorbereitungen im Hinblick auf das paralympische Jahr aus? 
 
Im Vergleich zu den letzten Jahren haben wir im kommenden Jahr sehr viele Lehrgangstage geplant. Das heißt, dass wir uns im Zeitraum bis zu den Spielen im Spätsommer als Mannschaft maximal zwei Wochen am Stück nicht sehen. In den Monaten Januar, Februar und März befinden wir uns dann jeweils zwei Wochen in Wärmetrainingslagern. Abgeschlossen wird das Frühjahr dann mit einer Sichtung im April. Die erste Standortbestimmung erwartet uns bei der Weltmeisterschaft im Mai. 

 Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du an die Paralympischen Spiele im kommenden Jahr? 

Für mich als Trainer sind dies in dem kommenden Jahr die zweiten Paralympischen Spiele. Meine ersten Spiele in Tokio verliefen für uns mit dem Gewinn einer Gold- und Bronzemedaille sehr gut. Gerne würden wir daran 2024 wieder anknüpfen. Die Konkurrenz wird sicherlich besonders stark sein, dennoch wäre es unser Wunsch wieder zu zwei Medaillen zu paddeln.

Außerdem waren Anja Adler und Katharina Bauernschmidt bei den letzten Weltmeisterschaften mit jeweils vierten Plätzen, nie weit entfernt vom Podiumsplatz. Vielleicht ist da ja auch noch was nach oben hin möglich. Fakt ist aber, dass alle deutschen Starterinnen und Starter bei den Paralympischen Spielen in das Finale gehören! 

 
 
 

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