Remagen - Emmerich mit „Lasse“ und der „Dose des Universums“ 5 Tage auf dem Rhein
Lasse? Lasse ist mein aufblasbares SUP, ein solides 12,6-er, vor 6 Jahren gekauft mit der Visionen, einmal eine Gepäcktour zu machen. Jetzt war es soweit: 5 Tage, 220 Rhein- und 12 Ruhrkilometer lies „Lasse“ die Wellen kommen und gehen und die Energie dafür? Die kam nachhaltig aus der Dose des Universums, die auf magische Weise immer mit einer salzig-süßen Mischung aus Nüssen und Beeren gefüllt war. Aber „Lasse“ war nicht alleine unterwegs, sondern wurde begleitet von „42“ (noch ohne Erdnussspender, aber mit Handtuch) und „Odin“
Am Mittwochnachmittag ließen wir erst einmal die Welle der Pendler gehen, bevor ich Marc und seinen großen Rucksack in Duisburg am Bahnhof traf. Schon beim Aufsetzen der Rucksäcke mit unseren SUPs, Zelt, Kocher, Schlafsack, Matte, Kleidung, Schwimmweste, Trockenanzug, Essen und weiteren Kleinigkeiten darin, war schnell klar, das gemeinsam reisen einfach einfacher ist. Der Zug rollt los und die Tour beginnt auch für uns. Detlef kam früher los und hat in Remagen schon sein Zelt aufgeschlagen und auf seiner Zugfahrt mit Freude gesehen, dass der Rhein doch noch Wasser führt. Was in den Nachrichten nach einem Rinnsal klingt, ist immer noch ein breiter Fluss, wenn auch einer mit ungewöhnlich breiten Kies- und Sandstränden, die uns noch manches Mal als Rastplatz dienen werden.
Nach der ersten Nacht im Zelt starten wir in Remagen und gleich mit einer Querung. Schon beim Losfahren zeigt uns der Rhein seinen Sog. Es ist nicht die Hauptströmung, die uns beeindruckt, sondern wie weit unsere gerade beladenen Boards plötzlich trocken fallen, um dann wieder von Wellen angehoben zu werden.
Das Licht ist irgendwie mystisch diffus und während ich allmählich meinen Rhythmus finde, steigt unaufhaltsam ein „Yihaaaa“ aus meinem Inneren auf: Es ist wahr – ich bin mit meinem SUP und meinem Gepäck für 5 Tage auf dem Rhein. Es hat wirklich geklappt. Wir sind losgefahren. Ich bin dabei.
Als der Drachenfels vor uns auftaucht und wir in einen Nebenarm des Rheins abbiegen können, bin ich soweit auf meinem beladenen Board angekommen, dass ich die Aussicht und die Atmosphäre in mich aufsaugen und ein paar Fotos machen kann. Der Rhein zeigt uns seine romantisch im Tal liegende Seite. In Königswinter wollen wir als nachhaltige Touristen ein Eis im Glas zu uns nehmen und werden schnell selbst zur Sensation, vielleicht auch deshalb, weil eines unserer Boards zwar gut angebunden ist, bei unserer Rückkehr aber mit der Finne nach oben schwimmt. Dank guter Verpackung bleibt alles trocken.
Am nächsten Morgen bereiten wir uns aus dem Einkauf vom Vortag ein gutes Frühstück auf der Wiese der Kölner Zugvögel. Für die nächsten beiden Tage stehen insgesamt 103 Rheinkilometer auf dem Programm. Der ursprüngliche Plan teilt diese in 39 km für den zweiten und 64 km für den dritten Tag. Marc ertelefoniert uns eine weitere Option: heute 57 km und am dritten Tag dann „nur noch“ 46 km. Wind und ein angekündigtes Gewitter am Abend können uns aber einen Strich durch die 57 km machen, also halten wir uns alle Möglichkeiten offen und ich bin fasziniert von Köln aus der Wasserperspektive. Nach 39 km kommen wir bei Lothar an und werden von ihm und seiner Frau Conny herzlich empfangen. Sollen wir die Feste feiern, wie sie fallen und bleiben oder nach einer Stärkung noch weitere 16 km paddeln? Der Himmel zieht sich zu und nimmt uns die Entscheidung ab und wir bleiben.
Da stehen wir nun also an Tag 3 mit den 64 km bis zur Mündung der Ruhr in den Rhein. Regen bis um 8 Uhr macht die Option früh zu starten unattraktiv. Wir bauen uns den nächsten „Plan B“: In Kaiserswerth die Boards zusammenrollen und mit der Straßenbahn und dem Bus zum SPCA und seiner 100 Jahrfeier „abkürzen“. Irgendetwas ist anders heute. Wir starten in den Trockenanzügen, es ist kühler geworden und sieht nach mehr Regen aus. In Düsseldorf hat uns der Sommer wieder und wir verpacken die Trockenanzüge wieder. Aber noch etwas ist anders: Der Wind ist geblieben und bläst uns teilweise stärker entgegen als der Rhein schiebt, aber meine Energie ist anders. Wollte ich gestern noch die ganze Etappe überspringen, will ich mir heute die mir vom Land vertraute Strecke zwischen Düsseldorf und Duisburg nicht entgehen lassen und freue mich auf die Landmarke „Rheinorange“, die mir schon am Ende des Ruhrtalradweges als Ziel diente.