31.07.2023 | Kanu-Freizeit

TID 2023 (10) Auf dem Amazonas Europas

Je weiter es nach Osten geht, desto ursprünglicher wird die Donau. Der Fluss wird zum Amazonas Europas
Zwischen Serbien und Kroatien fließt die Donau über weite Strecken durch Naturschutzgebiete

Hat die Donau Ungarn verlassen, fließt sie rund 140 Kilometer als Grenzfluss zwischen Serbien und Kroatien. An diesem Abschnitt liegen mehrere Nationalparks. Auwälder, Strände, große Sandbänke. Seeadler kreisen über dem Fluss, mit etwas Glück erblickt man einen Schwarzstorch, in Steilwänden brüten zauberhaft bunte Bienenfresser. Der Wind rauscht durch die Bäume, das Paddel taucht ins Wasser ein und wird mit einem Glucksen wieder herausgezogen. Gelegentlich singt ein Vogel. Manchmal tuckert ein Anglerboot über den Fluss. Ansonsten ist es still. Keine lärmenden Motorboote, nur selten ein Frachtschiff oder ein Flusskreuzfahrtschiff. Pures Paddlerglück.

Trubeliger geht es hingegen an den  Abenden zu. Die Gemeinden, in denen die TID (Tour International Danubien) empfangen wird, geben sich alle Mühe. Es gibt Reden, Folkloretänze, Livemusik. Und manchmal auch eine Überraschung.

Die TID-Organisatoren müssen jeden Abend einen Platz zum Zelten für gut 100 Paddler und Ruderer finden. Eine Herausforderung. Als Quartier dienen Sportplätze, öffentliche Grünanlagen an der Donau und immer wieder große Freizeitanlagen aus Ostblockzeiten, die mal mehr, mal weniger charmant sind. In Serbien kam jetzt eine Datschensiedlung dazu. Die Zelte standen zwischen den Datschen oder in deren Gärten. Die Bewohner dieser Datschen haben sich als wunderbare Gastgeber erwiesen. Man saß zusammen und erzählte. Und weil eine Enkeltochter in Deutschland studiert, ein Onkel früher mal dort gearbeitet hat oder die Familie deutsche Wurzeln hat, hat es irgendwie auch mit der Verständigung geklappt.

Nach der hervorragenden serbischen Bohnensuppe trat ein Alleinunterhalter auf und sang Balkanpop. Weil die Paddler früh aufstehen, ist die Party gegen 22 Uhr zu Ende. Ich liege schon in meinem Zelt und bin dabei einzuschlafen, als ich wieder Musik höre. Bass, Akkordeon, Gitarre und leidenschaftlichen Gesang. Nichts wie hin. Da spielt eine Band, ohne elektrische Verstärkung, voller Energie und Lebensfreude. Die Party nach der Party. Der Mond spiegelt sich in der Donau und der Große Wagen scheint glücklich durch den Nachthimmel zu schweben. Was für ein Abend.


Text und Bilder: Christoph Heilscher
 

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