„Vor 50 Jahren bestritt ich meinen ersten Wettkampf. 1973 habe ich mein erstes Rennen gewonnen – es war die Schwäbische Meisterschaft“, erzählt der 59-Jährige und meint, „das ist ein guter Zeitpunkt jetzt, aufzuhören.“ Nach seiner aktiven Karriere als Slalomkanute war der heutige Chef der Inneren Medizin im Alb-Donau Klinikum Blaubeuren dem Sport immer treu geblieben. Nun sei es an der Zeit, dass junge Kräfte, mit neuen Ideen das Zepter übernehmen. „Und ich bin auch nicht aus der Welt“, sagt Eisele und ergänzt, „ich werde immer helfen, wenn ich gefragt werde.“ Schließlich seien die Athletinnen und Athleten ein bisschen seine „Ziehkinder“, die, so betont er, jederzeit gern unkompliziert ihn anrufen könnten, wenn sie einen medizinischen Rat brauchen. Und das, „bis ich unter der Erde liege“, sagt er mit einem Lächeln. Die nun frei gewordene Zeit möchte er nutzen, um mit seinen erwachsenen Kindern Urlaub verbringen zu können. „Wir bedanken uns und sind froh, dass Roland uns in unserem medizinischen Netzwerk weiterhin als kompetenter Mediziner und Ansprechpartner zur Verfügung steht“, sagt Cheftrainer Klaus Pohlen.
Eisele ist jemand, der nie gern im Rampenlicht stand. „Ein Arzt muss lautlos sein. Der beste Arzt ist jener, den man nicht braucht“, sagt er. Seine Zeit als Team-Arzt, darunter zehn intensive Jahre für die Schwimm-Nationalmannschaft, möchte er nicht missen. „Ich habe viele dramatische und emotionale Momente erlebt.“ Nichts steche dabei hervor. Nun sei es wichtig, neuen Input hineinzubringen.
Und diesen Part wird Dr. Thilo Schmitt übernehmen. Selbst einst Kader und Mitglied der Kanuslalom-Nationalmannschaft ist der 41-Jährige heute als Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Hessing Klinik in Augsburg tätig. „Wir freuen uns, dass unsere medizinischen Leistungen im Bereich des Spitzensports stark nachgefragt sind und wir die Sportlerinnen und Sportler bei ihren Ambitionen unterstützen dürfen“, sagt der Direktor der Hessing Stiftung, Roland J. Kottke.
Schmitts letzte Weltcup-Saison war 2003. 2004 bestritt er sein letztes Rennen im Rahmen der nationalen Qualifikation. Seine Sportlerkarriere war überschattet von vielen Verletzungen. Seine Leidenschaft jetzt sei schweres Wildwasser. Auf die Aufgabe als Kanuslalom-Teamarzt freue er sich. „Es passt gut in mein berufliches Portfolio, in die Sport-Orthopädie“, sagt der Mediziner. Seit zwei Jahren arbeitet er nun in Augsburg. Zuvor war er knapp zehn Jahre in Stuttgart tätig, wo er auch Athleten aus der Basketball-Bundesliga betreute. Nun konnte der Deutsche Kanu-Verband Schmitt als neuen Team-Arzt gewinnen. „Wir freuen uns, dass uns dies gelungen ist“, sagt Pohlen. Schmitt betont, „als Arzt darf man sich nicht in den Vordergrund drängen. Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Ich freue mich auch auf eine gute Zusammenarbeit mit den Physios.“ Neben natürlich orthopädischen Fragen könne er auch bei anderen gesundheitlichen Problemen auf sein medizinisches Netzwerk aus der bisherigen beruflichen Tätigkeit zurückgreifen. Abschließend sagt er: „Ich habe richtig Bock auf die neue Aufgabe.“
Uta Büttner