12. Dezember 2023

Unterwegs auf dem Westfälischen Meer

Die 650 Meter lange Staumauer des Möhnesees ist ein beliebtes Ausflugsziel. (Foto: Stefanie Bank)

Flächenmäßig ist der Möhnesee der größte Stausee in NRW, daher auch der etwas euphemistische Name „Westfälisches Meer“. Da ist es nur logisch, dass sich dort, vor allem im Sommer, zahlreiche Wassersportler herumtreiben. Besonders Segler und Windsurfer, aber auch Tretbootfahrer und Ruderboote bevölkern dann den See. Kommt man in den kälteren Jahreszeiten her, so hat man den See fast für sich alleine.

Von Stefanie Bank (Text & Fotos) und Paul Salmen (Fotos)

 

Besonders einladend ist das Wetter auch nicht, als wir am Einstieg in Delecke stehen. Es herrscht ein trübes, graues Einerlei vor und die weiter entfernten Hügel des Arnsberger Waldes verschwinden schon im Nebel. Die Bootsrampe, die ansonsten von Motorbootfahrern genutzt wird, dient uns als leichter Einstieg. Nach langer Zeit bin ich, statt mit meinem Wildwasserboot, mal wieder mit einem Langschiff unterwegs. Doch dieUmstellung gelingt schnell und ich freue mich, mit wie wenig Aufwand man eihohes Tempo erreicht.Wir wenden uns Richtung Westen, mit Kurs auf die Staumauer. Kaum haben wir die Delecker Brücke hinter uns gelassen, wird es still um uns. Kein Autolärm ist mehr zu hören, lediglich unsere rhythmischenPaddelschläge durchbrechen die Stille. Der See liegt spiegelblank vor uns, das tiefe Wasser schimmert dunkel unter uns. Gemeinsam mit dem leicht nebligen Wetter entsteht so eine eigentümliche Stimmung. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man in eine andere Welt eintauchen kann.
 

Einsamkeit auf dem Möhnesee.

Immer wieder neue Perspektiven

Nachdem wir am Linkturm die breiteste Stelle des Sees passiert haben, erreichen wir schon bald die Talsperre. An den vorgelagerten Bojen vollführen wir ein Wendemanöver und halten uns für den Rückweg am Südufer. Das Hevebecken lassen wir rechts neben uns. Es ist der einsamste Teil des Sees und schaut verlockend aus, doch leider ist er für uns Wassersportler aus Naturschutzgründen gesperrt. Vor allem wegen den kalten Temperaturen, sind wir flott unterwegs und schon bald sind wir wieder an der Delecker Brücke. Anstatt unsere Tour hier zu beenden, folgen wir weiter dem Südufer. Hier wurde vor kurzem im Wald ein Aussichtsturm eröffnet. Von dort hat man sicher einen weiten Blick über den See und die Hügel des Sauerlands. Besonders hübsch sieht er allerdings nicht aus. Unsere Fahrt führt uns weiter an kleinen schmucken Ferienhäuschen und diversen Anlegestellen vorbei. Der Stockumer Damm lässt unsere steten Paddelschläge abbremsen. Oberhalb des Damms ist der Vorstau des Sees und je nach Wasserstand wird Wasser in den Hauptsee geleitet oder zurückgehalten. Diesmal läuft ein wenig Wasser über die Wehrkrone und wir scherzen, dass wir das restliche Stück nun mit der Strömung zurücklegen können. Damit wir einen schönen Rundkurs fahren, halten wir uns nun am Nordufer. Während das Ufer im Süden von den Bäumen des Arnsberger Waldes umschlossen wird, liegen auf den Hügeln im Norden schon die weiten Felder der Soester Börde. So ergeben sich immer wieder neue Perspektiven auf die umliegende Landschaft.
Neben den wunderbaren Blick auf die grüne Flora, hat auch die Fauna am Möhnesee einiges zu bieten. Ein nicht gerade kleiner Möwenschwarm dümpelt nur wenige Meter von uns entfernt auf der Seemitte herum. Die Möwen sind Menschen anscheinend schon so gewöhnt, dass sie nicht mal wegfliegen, als wir sie passieren. Das gibt uns die Möglichkeit sie ausgiebig zu beobachten. Auch Schwäne, Blässhühner und Haubentaucher haben heute schon unseren Weg gekreuzt, waren dann aber eindeutig scheuer und haben sich in die Luft oder unter Wasser davon gemacht. Die Delecker Brücke kommt immer näher und nachdem wir eine kleine Landzunge umrundet haben, rückt auch schon der Ausstieg in unser Blickfeld. Kaum aus den Booten raus, umfängt uns schnell dieKälte. So warm es mit Bewegung im Bootwar, so kalt ist es beim umziehen und vor allem beim Boote laden mit klammen Fingern. Ein Glück, dass, dank des Rundkurses, niemand auf die Autofahrer wartenmuss. So machen wir uns, dick eingemummelt in Mützen und dicken Jacken, direkt auf den Heimweg.

 

Infos zum Revier

 

Fahrtstrecke

Rundkurs: Delecke-Staumauer-Stockumer Damm-Delecke ca. 13 km; Die Fahrtstrecke kann natürlich vom Ausgangspunkt in Delecke beliebig variiert werden. Man kann auch oberhalb des Stockumer Damms paddeln, dafür muss man allerdings über den Damm umtragen.

Beste Zeit:  Auf dem See kann man natürlich das ganze Jahr über paddeln. Schön einsam ist es in der Nebensaison. An warmen, sonnigen Tagen, besonders im Sommer, sollte man sichvrecht zeitig aufs Wasser begeben. Ansonsten werden Parkplätze in Ufernähe rar und auf dem Wasser ist slalompaddeln zwischen den anderen Wassersportlern angesagt.

Alternativen zum Paddeln: Sollte man mal am Möhnesee sein, bietet es sich an, im anliegenden Arnsberger Wald wandern zu gehen. Gut ausgebaute Wanderwege in einsamer Landschaft lassen keine Wünsche offen. Am besten dafür geeignet ist das Hevetal. Ab Neuhaus starten viele verschiedene Wanderungen. Natürlich kann man hierbei auch einen Abstecher zum Möhneseeturm machen um alles mal von oben zu betrachten.

Unterlagen:  Im „Gewässerführer für Nordrhein-Westfalen“ findet man alle wichtigen Informationen, die man für eine Tourenplanung braucht. Online ist er unter www.flussfuehrer-nrw.de für DKV-Mitglieder frei verfügbar.

 

 

Vor der Paddeltour steht die Planung


Hinweis der Redaktion

In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren  (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.



Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:

In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
 


Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei den Sportkameraden vor Ort oder bei den zuständigen Naturschutzbehörden, bevor Sie eine fremde Strecke befahren.
 

 

 

DKV-Hinweis zum Tragen von Schwimmwesten

WICHTIG: Der Deutsche Kanu-Verband weist aufgrund des Bildmaterials eindringlich alle Paddler :innen auf die Notwendigkeit von Schwimmwesten hin.

Weitere Infos: www.kanu.de

 

 


 

 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU SPORT 3/2015:

KANU SPORT 3/2015
Weitere Infos zum Heft und E-Book

 



Letzte News