13. Januar 2022

Vereinsporträt: Bremer Sport-Club e. V. und die Weser Pinkies

Teamfoto Weser Pinkies (Foto: Weser Pinkies)

Kanuvereine sind vielfältig in ihrer Struktur, ihren Zielen und ihren Aktivitäten. Deshalb stellen wir in loser Folge Kanuvereine mit einem kurzen Fragebogen vor. In diesem Beitrag präsentiert sich der Bremer Sport-Club e. V. und die Weser Pinkies.
Der Verein mit seinen „Weser Pinkies“ bzw. seinem Projekt „Du paddelst nicht allein“, einer sportlichen Initiative für an Brustkrebs erkrankte Frauen, gewann den „Großen Stern des Sports 2021“ in Silber.

Von Dr. Carola Lampe (Ressortleiterin Öffentlichkeitsarbeit des Landes-Kanu-Verbandes Bremen)

 

Die „Sterne des Sports“ sind Deutschlands wichtigster Vereinswettbewerb im Breitensport. Der Deutsche Olympische Sportbund und die Volksbanken Raiffeisenbanken zeichnen Sportvereine aus, die sich über ihr sportliches Angebot hinaus besonders gesellschaftlich engagieren, wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) informiert. Den Wettbewerb gibt es seit 2004.
Der Preis „Großer Stern des Sports 2021 in Silber“ ist die Auszeichnung des DOSB auf Landesebene. Dem Bremer Sport-Club e. V. (BSC) wurde der Preis verliehen für sein Kooperationsprojekt „Weser Pinkies“ mit der Bremer Krebsgesellschaft.

   


Auszeit von der Therapie

Die Weser Pinkies sind die „pinken BotschafterInnen“ für Brustkrebs auf der Weser, gegründet 2017. „Wir sitzen alle in einem Boot“ – hier treffen sich während oder nach einer schweren Krebserkrankung gleichgesinnte Frauen zum gemeinsamen Sport auf dem Wasser. Jeweils 20 Paddlerinnen sitzen einmal pro Woche zusammen als Teil der weltweiten Pink Paddler Initiative im Drachenboot; insgesamt besteht die Gruppe zurzeit aus ca. 30 Mitgliedern der verschiedensten Altersgruppen.

 

Weser Pinkie Martina Wrede ist durch einen Zeitungsartikel auf die Weser Pinkies aufmerksam geworden und hat sich direkt an den Verein gewandt; die Mehrzahl der Pinkies ist über die Beratung bei der Bremer Krebsgesellschaft bei den Pink Paddlerinnen angekommen.
„Der gemeinsame Sport macht unheimlich viel Spaß, und er tut mir gut. Er hilft, auch mal loszulassen, schafft Stärke“, so Martina Wrede. Die betroffenen Frauen gewinnen durch das Paddeln eine Auszeit von der Therapie und dem Trauma der Diagnose und können dabei die gesundheitlichen Probleme wie Lymphödem oder Lymphstauungen reduzieren. Das Training der PinkpaddlerInnen basiert auf einem schonenden Bewegungsablauf für den gesamten Körper. Aber nicht nur der körperliche Aspekt durch die Bewegung und die Verminderung der Beschwerden spielt eine Rolle; vor allem wird auch der Kopf frei. Auf dem Wasser dominieren positive Eindrücke und Abenteuer, die Lebenslust wird geweckt, Sorgen treten beim Paddeln in den Hintergrund, man hat gemeinsamen Spaß auf dem Wasser. Im Vordergrund steht der Sport, aber natürlich unterstützen die Frauen sich auch gegenseitig durch Erfahrungsaustausch.


Wie kam es überhaupt zu der Bremer Initiative, auch hier ein Pinkpaddelangebot einzurichten? Über ihre berufliche Aufgabe auf die pinke Sportbewegung aufmerksam geworden ist Marie Rößler, bis vor vier Monaten Leiterin der Beratungsstellen der Bremer Krebsgesellschaft und jetzt im Ruhestand. Selbst Paddlerin, wusste sie schnell die richtigen Personen anzusprechen, um das Ganze ans Laufen zu bekommen. Beim BSC, der selbst eine Drachenbootabteilung unterhält, lief sie sozusagen offene Türen ein. Stephan Oldag, der 1. Vorsitzende des BSC, war sogleich dabei, und mit Katja Riemer, selbst seit 2010 als Drachenbootpaddlerin aktiv, war für tatkräftige personelle Unterstützung des Projekts gesorgt. Katja Riemer ist mit Leib und Seele dabei und berichtet, dass sie das „Pink Paddeln“ schon länger im Blick hatte, aber durch den Kontakt mit der Bremer Krebsgesellschaft Schwung in die Angelegenheit gekommen ist. Sie ist Trainerin der Weser Pinkies und Steuerfrau und nimmt Anteil an allen Hochs und Tiefs der Mitpaddlerinnen.

   


Stand-Up Paddeln als gelungene Alternative in der Pandemie

Zunächst war es u.a. wichtig, Organisatorisches zu regeln und Material zu beschaffen. Zu Beginn wurde das Bootsmaterial des BSC genutzt. Mit Hilfe der Bremer Krebsgesellschaft gelang es, finanzielle Unterstützung zu ermöglichen durch die Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe in Bremen, die vor Ort in Bremen konkrete Hilfsprojekte unterstützt. In den beiden Folgejahren förderte die Heiman-Stiftung das Projekt, eine Stiftung von Heidi und Manfred Kröger, deren Ziel es ist dazu beitragen, dass krebskranke Menschen mit dieser Krankheit besser umgehen und besser leben können. Inzwischen verfügen die Pinkies über ein eigenes Drachenboot. Und nicht nur das: Bei hohen Infektionszahlen war über längere Zeiträume in der Coronapandemie gemeinsames Paddeln in einer großen Gruppe nicht möglich. Um überhaupt weiterhin paddeln zu können, wurden in einer groß angelegten Crowdfunding Aktion, gefördert durch den DOSB und fairplaid, Geld für SUP-Boards gesammelt, mit der sechs pinke Boards angeschafft werden konnten. „Es war toll, dass damit auch unter Coronabedingungen möglich wurde, wieder zu paddeln. Ich freue mich aber darauf, wieder mit den anderen Frauen in einem Boot zu sitzen. Und vielleicht klappt es ja in 2022 sogar mit der Teilnahme an einem Drachenboot-Cup,“ begeistert sich Martina Wrede.


Erst einmal wird aber die Freude ausgelebt für die große Anerkennung des Projekts. Katja Riemer hat gemeinsam mit Martina Wrede von den „Weser Pinkies“ im November 2021 den Großen „Stern des Sports“ in Silber von Volksbank Bremen-Nord eG überreicht bekommen. „Dass wir den ersten Preis im diesjährigen Bremer Landeswettbewerb erhalten haben, hat uns überrascht und freut uns unheimlich“, so Katja und ihre Mitstreiterin Martina. Die Auszeichnung ist mit 2.500 Euro dotiert und zugleich die Eintrittskarte für die nächste Runde im Wettbewerb – den „Stern des Sports“ in Gold auf Bundesebene.  Auch Stephan Oldag freut sich über die Auszeichnung. „Es ist toll, Menschen im Verein zu haben, die sich derartig engagieren. Ein solches Projekt ist ein Aushängeschild und fördert die Kameradschaft und die Zusammenarbeit im Verein.“ Im BSC sind Gesundheitsprojekte, Inklusion und Integration das tägliche Geschäft. Der Verein ist anerkannter Stützpunkt des DOSB für Integration durch Sport, ist zertifiziert für das DOSB-Angebot „Sport und Gesundheit“ und ist Mitglied von Special Olympics. Hier werden durch erfahrene Übungsleiter Integration und Inklusion gelebt beim Sport für alle. „Dort, wo nur Leistungssport betrieben wird, ist Inklusion schwierig.“, so der 1. Vorsitzende des Vereins. Die Pinkies sind in einer eigenen Organisationsform an den Verein angebunden und nicht direkt Mitglied der Drachenbootabteilung, einer der 10 Abteilungen im Verein.
 


Jetzt aber gilt es erst einmal abzuwarten, wie die Weser Pinkies beim Bundeswettbewerb im Vergleich zu den anderen Landessiegern eingestuft werden. Der „Stern des Sports“ in Gold auf Bundesebene wird am 24. Januar 2022 vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an einen der 17 nominierten Wettbewerber aus 16 Bundesländern übergeben. Offen ist bis zum Schluss, wer Bundessieger sein wird. Dieser Preis ist dotiert mit 10.000 Euro und gilt als „Oscar des Breitensports“. Der zweite und dritte Platz ist mit jeweils 7.500 und 5.000 Euro dotiert, die weiteren 14 Vereine teilen sich mit je einem Siegerscheck über 1.000 Euro den 4. Platz. 

 

Weitere Infos hierzu auf www.kanu.de und in den NEWS.

 


 

 

Infos

 

Web:

www.bremer-sc.de

Ansprechpartner:  
Bremer Krebsgesellschaft e.V., Tel. 0421 - 4919 222
Katja Riemer (BSC), Tel. 0421 - 5578830
E-Mail: weserpinkies@bremer-sc.de

 

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Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 1/2022:

KANU-SPORT 1/2022
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