Va'a (ausgesprochen "Wa'a"), auch polynesische Piroge, Auslegerkanu oder in Englisch Outrigger Canoe oder OC gennant, ist ein Kanu, dessen Stabilität durch einen am Kanu mit zwei (meist hölzernen) Querstreben (Iato oder Iaku) verbundenen Ausleger (Ama) gewährleistet wird.
Geschichte des Auslegerkanus
Die Ursprünge des Va’a, was aus dem Polynesischen übersetzt Auslegerkanu bedeutet, liegen im westpazifischen Raum. Man vermutet, dass vor über 5000 Jahren, im Chinesischem Meer die ersten Einbäume mit einem Ausleger (polynesisch: Ama) versehen wurden, um sicherer und damit weiter auf’s Meer hinauszupaddeln zu können.
Die Rümpfe konnten dadurch sehr schmal konstruiert werden.So erreichten sie relativ stabil hohe Geschwindigkeiten. Mit Ausleger-Booten war es möglich, die gefährlichen Brandungszonen zu überwinden, wobei hiermit das Surfen auf der Welle "erfunden" wurde. Das Auslegerkanu ermöglichte die Entdeckung und Besiedlung tausender Inseln und Atolle in der Südsee.
Wahrscheinlich über den Inseln Papua Neuguineas des heutigen Bismarck-Archipels, nahm eines der größten Abenteuer der Menschheit seinen weiteren Lauf. Etwa vor ca. 2500 Jahren gelangten die Polynesier, durch Erhöhung der Seitenwände des Rumpfes und Besegelung der Boote, zu den entferntesten Winkeln, wie z.B. zur abgelegenen Osterinsel (Rapa Nui), bis sie vor etwa 1200 Jahren Neuseeland entdeckten, wo einige Maori-Familien sogar noch heute wissen, wie der Name des Waka Ama (Auslegerkanu) hieß, mit dem ihre Vorfahren anlandeten.
Den hervorragenden Fähigkeiten mit Hilfe der Sterne zu navigieren und Inseln förmlich zu riechen oder durch Veränderungen der Wellenformationen zu orten, war es zu verdanken, dass immer Verbindung auch zwischen sehr weit entfernten Inseln bestand und noch besteht. Zudem ist es ein Irrtum, wenn man glaubt, dass nur große Mannschaftsboote lange Strecken bewältigten konnten. Manche paddelten oder segelten monatelang ganz allein in einem kleinen Auslegerkanu zu neuen oder bekannten Inseln.
Die Kursbestimmung ohne Kompass, die auf das Grad genau sein musste, um nicht außer Sichtweite am Ziel vorbei zu irren, war eine der größten Leistungen dieser Seefahrer. Innerhalb dieser Zeit waren Auslegerkanus auf dem halben Erdball als Nutzfahrzeuge nicht mehr wegzudenken, so paddelt man noch heute an der ostafrikanischen Küste, auf den Inseln des Indischen Ozeans und im mittleren / südlichen Pazifik Auslegerkanus verschiedenster Konstruktionen.
Die modernen Hochleistungs-Katamarane und Trimarane sowie die großen Doppelrumpf-Fähren haben ihre Ursprünge vom Auslegerkanu.
Auslegerkanu-Sport
Von Beginn an wurden mit Auslegerkanus Rennen zwischen einzelnen Fischern, Familien oder Dörfern ausgetragen. Später haben Teams benachbarter Inseln sich im Boot gemessen und heute treffen sich Paddler aus der ganzen Welt, um mit diesen Booten Rennen zu fahren. Der moderne Auslegerkanu-Sport entwickelte sich auf Tahiti (hier heißen sie Va’a) und Hawaii, wo 1908 der noch heute existierende Outrigger-Canoe and Surfboard Club gegründet wurde. Anlässlich des traditionellen Kulturfestes “Heiva” wurden schon Anfang des 19. Jahrhunderts in Polynesien Lagunenrennen veranstaltet. Von dort aus verbreitete sich der Sport in der heutigen Form, über viele polynesische und melanesische (insbesondere Fidschi und Neukaledonien) Inseln hinweg, bis nach Amerika, Australien und Asien… sowie schließlich Europa.
Die Italiener und die Franzosen brachten den Va’a-Sport (ital: canoa polinesiana, franz: pirogue polynésienne) nach Europa. In diesen Ländern ist die europäische Va’a Szene am weitesten entwickelt.
Mit der Weiterentwicklung der Boote zu Sportgeräten kam auch der Wunsch nach einer Steueranlage der Boote auf, da die Va’a bedingt durch Ihre Länge nur sehr schwer mittels des Paddels zu steuern sind.
Auf Hawaii ging man Mitte der 80er Jahre her und setzte in die Boote eine Steueranlage ein. Auch wurden damit die Boote kürzer und lassen sich somit einfacher im bewegten Wasser bewegen und auch transportieren. Da diese Boote überwiegend im englischsprachigen Raum verbreitet sind, setzte sich hierfür der Begriff des Outrigger Canoes oder kurz OC durch.
Bei diesen Booten handelt es sich in der Regel auch um sogenannte Sit-on-Top Modelle, da man auf einem geschlossenen Bootsrumpf sitzt. Bei den Va’a sind es dagegen meistens „Sit-in“-Boote, wo man wie in einem klassischen Kajak in einer Luke sitzt.
Mittlerweile paddelt man aber auch in England, Belgien, Schweden, Holland und Deutschland Auslegerkanus. Weltweit betreiben über 100.000 Paddler Va’a-Sport, mit einer Steigerung von jährlich etwa 10-15 Prozent. Allein im Polynesischen Raum schätzt man die Zahl der aktiven Paddler auf über 30.000. Der Tahitianische Va’a Verband (FTV) zählt ca. 8.000 Mitglieder.