07.04.2024 | Kanu-Rennsport

1. Nationale Qualifikation im Kanu-Rennsport mit Überraschungen

Nachwuchs ist den großen Namen auf den Fersen
Eng an eng ging es beim ersten Aufeinandertreffen in der neuen Saison

Für mehrere große Überraschungen sorgte der finale Tag der 1. Nationalen Qualifikation im Kanu-Rennsport auf der Regattastrecke in Duisburg. Gleich in mehreren Rennen änderte sich die Siegerliste gegenüber den Vortagen – und das Bootsklassen-übergreifend.

Ähnlich wie in den letzten Tagen laß sich eigentlich nur die Ergebnis-Liste der Canadier-Herren. Durch die krankheits- beziehungsweise verletzungsbedingten Ausfälle von Conrad Scheibner und Sebastian Brendel waren es Moritz Adam (SC Berlin-Grünau) und Nico Pickert (Linden-Dahlhauser KC), die sich die beiden Spitzenpositionen erneut sicherten. Keine der beiden befand sich bei einem der drei Finals des Wochenendes außerhalb der Top-Drei, was den beiden ein gutes Gefühl für die nächsten Wochen vermittelt. Adam und Pickert wollen das Weltmeister-Duo Kretschmer/Hecker um den Platz bei Olympia herausfordern. „Auch wenn Moritz auf den 1000 Metern deutlich vor mir war, freue ich mich über das Ergebnis. Es ist nämlich wichtig für unseren Zweier.“ Olympiasieger und Weltmeister Peter Kretschmer musste krankheitsbedingt abmelden für den Sonntag.

Bei den Canadier-Frauen dominierte am Freitag und Samstag Lisa Jahn – doch am Sonntag wurde die 30-Jährige zum ersten Mal von einer Konkurrentin besiegt: Lina Bielicke (SC Berlin-Grünau) setzte sich auf den 200 Metern durch bringt sich mit einer schnellen Zeit ins Rampenlicht für den C1, in dem es beim ersten Weltcup in Szeged im Mai noch einen Quotenplatz für Olympia zu vergeben gibt. „Der Einer liegt mir und deswegen fokussiere ich mich darauf“, legt sich Bielicke fest. Neben dem C1 existiert noch der olympische C2 auf 500 Meter. In diesem will auch weiterhin Lisa Jahn (HKC Berlin) sitzen, die nach zwei ersten und einem dritten Platz nach wie vor die tonangebende Athletin im Canadier-Bereich der Frauen ist. „Das Schöne ist ja: Dieser zweite Platz auf den 200 Metern ist nicht Resultat meiner Schwäche, sondern Resultat der Stärke meiner Gegnerinnen. Ich freue mich also auch für Lina, die mich mit solchen Leistungen natürlich auch nochmal nach vorne bringt“, resümiert Jahn.

Bei den Damen im Kajak-Bereich ist es am Sonntag erneut Pauline Jagsch (SC Berlin-Grünau), die auch beim zweiten Finallauf auf 500 Metern die Nase klar vorne hat. „Es läuft einfach und das ist wunderbar, dieses Gefühl so früh in der Saison schon zu haben“, grinst Jagsch über ihre bestechende Frühform. Dahinter konnten sich erneut Jule Hake (KSC Lünen) und Paulina Paszek (HKC Hannover) auf den Rängen zwei und drei beweisen, womit für den Moment ein klares Spitzentrio erkennbar ist. Weil es aber sechs Plätze zu vergeben gibt für Olympia, wird es bei der zweiten Sichtung (18. und 19. April) für die Fahrerinnen dahinter weiterhin einen spannenden Kampf um die Olympia-Tickets geben.

Bei den Kajak-Herren sorgt Jakob Thordsen (HKC Hannover) für eine faustdicke Überraschung: Er gewann die 1000 Meter mit mehreren Bootslängen Abstand vor der Konkurrenz. Diese Performance ist gerade deswegen überraschend, da der 24-Jährige nach einer Schulter-Operation im Herbst 2023 erst wieder seit Anfang Januar im Kajak sitzen und trainieren kann. Ein lauter Schrei Thordsens hallte durch die Regatta-Anlage in Duisburg, als er als Sieger über die Zielline fuhr. „Da mussten die Emotionen einfach mal kurz raus. Nach so einem Rückschlag jetzt schon wieder so bei der Musik zu sein, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet“, zeigt sich der WM-Dritte von 2023 selbst ein wenig verblüfft von seiner Performance.

„Es waren viele enge Rennen dabei, bei denen sich meistens die Etablierten durchgesetzt haben, aber eben nicht immer. Es gibt einige junge Athleten, die Spannung in die Nominierung bringen. Mir fällt da ein Anton Winkelmann (KC Potsdam) bei den Kajak-Herren ein oder eine Maike Jakob (KC Potsdam) bei den Canadier-Frauen. Das ist gut, so eine Leistungsdichte zu haben. Wir wollen junge Athleten, die die Etablierten pushen, damit die sich nicht ausruhen können“, bilanziert Sportdirektor Jens Kahl die gezeigten Leistungen bei der ersten Nationalen Sichtung. Gegenüber dem Vorjahr ist Kahl erfreut, dass sich die Anzahl der krankheits- und verletzungsbedingten Absagen deutlich gesenkt haben: „Vor allen in unserer Kernmannschaft gab es in der Vergangenheit viele Ausfälle, das ist ganz klar besser geworden. Bedauernswert ist natürlich trotzdem die Verletzung von Sebastian Brendel hier während des Wochenendes.“

Sebastian Brendel (in schwarz) musste verletzungsbedingt am Samstag die Quallifikation leider vorzeitig beenden.
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