18.09.2023 | Kanu-Slalom

Der Weg nach Paris 2024

Mit den morgen startenden Weltmeisterschaften geht es um weitere Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Paris
(Bild: Philipp Reichenbach)

Mit den European Games im polnischen Krakau Ende Juni/Anfang Juli hat der Qualifikationsweg begonnen. In allen Disziplinen, außer Kajak-Cross, war bei den Kontinentalmeisterschaften ein Olympia-Startplatz zu holen. Und das ist scheinbar Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) im Kajak-Einer und Elena Lilik (KS Augsburg) im Canadier-Einer mit ihren Europameistertiteln gelungen. Doch beide Plätze bekommt Deutschland damit nicht. Denn laut eines nahezu unbeachteten Unterpunktes im Reglement darf jede Nation pro Geschlecht nur einen Quotenplatz bei den Kontinentalwettbewerben bekommen. Ob es der Platz im C1 oder K1 der Damen sein wird, ist derzeit noch unklar.

Der globale Qualifikationswettkampf für die Spiele findet erst mit den ICF Weltmeisterschaften Ende September dieses Jahres in Lee Valley, London statt. Dort werden im Kajak der Damen und Herren jeweils 15 Plätze vergeben, im Canadier sind es jeweils zwölf. Bei der Quotenplatzvergabe werden dann zuerst die Ergebnisse der Weltmeisterschaften herangezogen und danach die der Kontinentalmeisterschaften. Klar ist laut Reglement, dass die Quotenplätze zuerst auf die Canadier-Wettbewerbe verteilt werden. Dieser Punkt ist für Doppelstarter interessant, denn hat ein Athlet bereits im Canadier einen Startplatz für seine Nation geholt, darf er keinen weiteren im Kajak für seine Nation sichern. Im deutschen Team betrifft das Elena Lilik. Würde der Fall eintreten, dass sie mit dem besten Ergebnis bei der WM den Olympia-Startplatz für Deutschland im Canadier sichert, kann sie im Kajak keinen Platz mehr holen, selbst wenn sie beste Deutsche auch in dieser Disziplin werden sollte.

Doch anders als vor Tokio, geht der Nation damit der Quotenplatz nicht komplett verloren. Zwar bekommt die nächstplatzierte Nation den Startplatz zugesprochen, aber das könnte im besten Fall aus deutscher Sicht dann Ricarda Funk oder Jasmin Schornberg (KR Hamm) sein. Wie nun aber die Reglung mit den beiden „gewonnenen“ Quotenplätzen im C1 und K1 der Damen bei den European Games, von denen nur einer an Deutschland gehen darf, umgegangen wird, ist derzeit noch unklar. Laut Cheftrainer Klaus Pohlen werden die Ergebnisse der European Games "eingefroren" und eine Entscheidung, auf welchen Quotenplatz der Deutsche Kanu-Verband im gegebenen Falle zurückgreift, wird nach den Weltmeisterschaften in Abstimmung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund getroffen.

Kajak-Cross gibt sein Debüt in Paris. Anders als in den anderen Disziplinen dürfen an diesem Wettkampf zwei Athleten pro Nation teilnehmen. So können alle C1- und K1-Paddler, die am Ende bei Olympia dabei sind, die Ausscheidungen bestreiten. Zudem werden drei Quotenplätze zusätzlich vergeben, die gesondert beim Weltcup im tschechischen Prag im Juni 2024 ausgefahren werden. Nur Athleten, die nicht für Canadier oder Kajak qualifiziert sind, dürfen daran teilnehmen. Maximal drei Paddler pro Nation dürfen starten. Die Quotenplätze gehen an die drei bestplatzierten Nationen. Das bedeutet, dass zu den Olympischen Spielen in Paris maximal sechs Athleten pro Nation fahren könnten. 

Generell sind die Olympia-Quotenplätze nicht personengebunden. Wer am Ende nach Paris fahren darf, entscheidet sich über die nationalen Qualifikationswettkämpfe im Frühjahr 2024. Die beiden ersten Rennen finden vom 19. bis 21. April in Augsburg, die beiden letzten eine Woche später in Markkleeberg statt. Jedoch können sich die Sportlerinnen und Sportler bei den Weltmeisterschaften in Lee Valley London in den C1- und K1-Disziplinen bereits Bonuspunkte holen, um sich damit eine bessere Ausgangsposition für die nationale Qualifikation zu verschaffen. 

Im Kajak-Cross läuft der nationale Qualifikationsweg über die nationale Sichtung im Frühjahr, die globale Qualifikation beim Weltcup in Prag nächstes Jahr und die finale nationale Sichtung beim Weltcup im polnischen Krakau 2024. Neben den beiden Europameistertiteln im K1 und C1 der Damen könnte auch der fünfte Platz von Timo Trummer bei den European Games ein Olympia-Quotenplatz bedeuten – falls bei der WM in London alles schief gehen sollte. Und auch der zwölfte Rang bei der EM von Kajakfahrer Hannes Aigner könnte am Ende noch reichen. Doch auf all die Eventualitäten will sich Cheftrainer Klaus Pohlen gar nicht einlassen: Das Ziel der Deutschen ist ganz klar formuliert: „Wir wollen uns die Quotenplätze bei der WM sichern“, sagt Pohlen.

Uta Büttner

News rund um die WM: https://www.canoeicf.com/canoe-slalom-world-championships/lee-valley-2023

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