Die Bedingungen waren hart, der Wettkampf außergewöhnlich. So außergewöhnlich wie die Zeit in der herrschenden Corona-Pandemie eben ist. Weil der geplante Ausrichter die in eigentlich im österreichischen Lofer geplante EM leider absagen musste, wurde die Wertung kurzfristig in die nationalen Qualifikationswettkämpfe für die EM in Prag und die eventuell noch ausstehenden Weltcups integriert. So wurde der Finallauf des dritten Wettkampftages als Deutsche Meisterschaft gewertet. Zuvor hatten die Sportlerinnen und Sportler jedoch schon vier Rennen der beiden Vortage in den Knochen. An drei Tagen gab es jeweils einen Halb- und Finallauf. Insgesamt also sechs Starts.
Einige hatten ein noch größeres Mammutprogramm. Wie die Augsburgerin Elena Apel, die im Canadier und im Kajak starte. Das gleiche Programm legte sich diesmal auch C1-Weltmeisterin Andrea Herzog auf – und landete einen Coup. Sie qualifizierte sich für die EM als dritte Starterin.
Eine überragende Leistung lieferte die Bad Kreuznacherin Ricarda Funk ab. Sechsmal fuhr sie Bestzeit. Keine aus dem deutschen Lager kann ihr derzeit das Wasser reichen, wenn die 28-Jährige fokussiert den Wildwasserkanal herunterrast. Chapeau Ricarda! Bleibt zu hoffen, dass die frisch gebackene deutsche Meisterin diese Form für die hoffentlich im nächsten Jahr stattfindenden Olympischen Spiele konservieren kann. „Ich bin einfach superhappy, dass ich so einen guten Lauf hatte. Er war nahezu perfekt“, sagte Funk nach ihrem Sieg.
K1- und C1-Fahrerin Elena Apel ist die Einzige, die nur annähernd an diese Leistung anknüpfen kann. Die gerade noch 21-Jährige, in wenigen Tagen feiert sie Geburtstag, zeigte einen sehr guten Meisterschaftsfinallauf. Entsprechend ihr Jubel nach dem Zieleinlauf. „Besser hätte ich es nicht machen können“, resümierte die junge Augsburgerin, die ebenso mit ihren C1-Finallauf zufrieden war. Auch in dieser Kategorie musste sie sich lediglich der Weltmeisterin Andrea Herzog aus Leipzig geschlagen geben, deren Heimstrecke es ist. „Mit zwei Silbermedaillen nach Hause zu fahren ist natürlich sehr schön“, sagte Apel.
Andrea Herzog startete diesmal ausnahmsweise auch in der K1-Konkurrenz, unterzog sich also der gleichen Belastung. Im K1-Finale reichte es dann nicht für einen Podestplatz, aber in ihrer Spezialdisziplin ließ sie sich den deutschen Meistertitel nicht nehmen. Trotz zwei Strafsekunden landete sie mit drei Sekunden Vorsprung auf Platz eins. Bronze holte sich ihre Vereinskollegin Lena Stöcklin.
Extrem spannend war der Kampf um den Meistertitel bei den K1-Herren. Die Etablierten Hannes Aigner aus Augsburg und Tim Maxeiner aus Wiesbaden überzeugten an den Vortagen nicht komplett. Vor allem Maxeiners Experimente wurden ihm zum Verhängnis, es gelang ihm bis dato kein Finaleinzug. Und die Jungen zeigten ihr Können. Am letzten Tag machten beide jedoch bereits im Halbfinallauf eine Ansage. Am Ende triumphierte Maxeiner, der immer sagenhaft schnell den Wildwasserkanal fast herunterfliegt. Volles Risiko, das ist immer sein Motto. Und diesmal ist er auch an keinem Tor vorbeigeflogen. „Ich hatte an den ersten beiden Tagen ein paar taktische Sachen ausprobiert, hatte allerdings nicht gedacht, dass es so in die Buchse geht“, erklärte der 34-Jährige. „Das hatte mich schon ein bisschen verunsichert, wie schlecht es zuvor gelaufen war. Ich bin einfach froh, dass es heute so gut gelaufen ist“, resümierte der deutsche Meister. Ihm geschlagen geben musste sich Stefan Hengst vom KR Hamm, der 0,96 Sekunden langsamer war. Glücklich über seine Silbermedaille sagte er, „der Druck war sehr hoch.“ Denn es ging gleichzeitig für allem um den dritten EM-Startplatz. „Es waren viele Jungs, die um den gekämpft haben.“ Hannes Aigner, am Ende Dritter, konnte sich den Wunsch seines ersten deutschen Meistertitels damit zwar nicht erfüllen, dennoch sagte er zufrieden: „Mein Halb- und Finallauf heute waren in Ordnung. In beiden gab es jedoch Reserven. Aber insgesamt war das Wochenende nicht enttäuschend für mich.“ Denn neben den Deutschen Meisterschaften und der nationalen Qualifikation wurde der Deutschland-Cup an diesen Tagen ausgefahren. Und den konnte der Augsburger für sich entscheiden.
In der C1-Konkurrenz der Herren waren alle Augen vor allem auf die Weltklasseathleten Franz Anton und Sideris Tasiadis gerichtet. Zwar geht es bei den beiden noch um nichts, aber für das Selbstbewusstsein ist ein Sieg schon wichtig. Das zeigte das Duell der beiden. Während der Leipziger Anton seine Klasse auf seiner Heimstrecke unter Beweis stellen wollte – was ihm an zwei Wettkampftagen auch eindrucksvoll gelungen ist – gab sich der Augsburger Tasiadis eher gelassen. „Ich will erst einmal wieder in den Wettkampfmodus hineinkommen“, sagte der 30-Jährige. Am dritten und letzten Wettkampftag wollte sich Anton als Sahnehäubchen endlich auch seinen ersten deutschen Meistertitel holen. Doch ausgerechnet am dritten Tag zeigte der ebenfalls 30-Jährige Nerven. „Vielleicht haben auch die drei Wettkampftage ihren Tribut gezollt“, sagte er unmittelbar nach seinem Lauf. Es lief nicht gut und am letzten Tor konnte der Routinier gerade noch ein Kentern vermeiden und landete damit auf dem dritten Rang. Dem deutschen Meister Tasiadis hingegen sind am dritten Tag zwei komplett gute Läufe gelungen. „Das ist mir für meine Entwicklung, gerade im Hinblick auf nächstes Jahr wichtig.“ Nun ist er froh, nach einem Jahr Wettkampfpause seinen wieder Rhythmus gefunden zu haben. Silber sicherte sich der Zeitzer Timo Trummer, der einen starken Finallauf zeigte und mit 0,46 Sekunden Rückstand auf Tasiadis überzeugte. „Ich wollte einfach zeigen, was ich kann“, sagte der 24-Jährige. „Und das hat dann auch geklappt.“
Ergebnisse Deutsche Meisterschaften
K1 Herren | ||
1. Tim Maxeiner | WKV Wiesbaden | 85,49 (0) |
2. Stefan Hengst | KR Hamm | +0,96 (0) |
3. Hannes Aigner | AKV Augsburg | +1,04 (0) |
C1 Herren: | ||
1. Sideris Tasiadis | KSA Augsburg | 89,96 (0) |
2. Timo Trummer | KVZ Zeitz | +0,46 (0) |
3. Franz Anton | LKC Leipzig | +2,72 (0) |
K1 Damen: | ||
1. Ricarda Funk | KSV Bad Kreuznach | 90,11 (0) |
2. Elena Apel | KSA Augsburg | +4,55 (0) |
3. Lisa Fritsche | BSV Halle | +7,80 (2) |
C1 Damen: | ||
1. Andrea Herzog | LKC Leipzig | 102,35 (2) |
2. Elena Apel | KSA Augsburg | +3,03 (0) |
3. Lena Stöcklin | LKC Leipzig | +13,33 (4) |