27.03.2009 | Kanu-Rennsport

Ehemalige Brandenburger Rennkanuten in Erwartung ihrer Heim-EM

Fällt der Name Birgit Fischer, wissen nicht nur die Insider, dass diese Ausnahmesportlerin in Brandenburg an der Havel geboren wurde, hier ihre ersten Paddelschläge auf dem Beetzsee probte und seit Jahren wieder in ihrer Geburtsstadt sesshaft ist.

Darüber hinaus gibt es über ein Dutzend erfolgreicher Kanu-Rennsportler, die in der Havelstadt das Licht der Welt erblickten, hier heranwuchsen und sich zu erfolgreichen Sportlerpersönlichkeiten entwickelten. Eine von ihnen ist die 1952 geborene Weltmeisterin und olympische Silbermedaillengewinnerin vergangener Jahre, Petra Borzym.  Damals trug sie noch ihren Mädchennamen Petra Grabowsky. Den Anfang ihrer sportlichen Karriere beschreibt sie wie folgt: „Als elfjähriges Mädchen stieg ich 1963 das erste Mal bei der BSG Einheit Brandenburg ins wacklige Boot. Die ersten Paddelschläge erlernte ich bei Georg Heese. Danach trainierte mich der heute immer noch im Verein tätige Siegfried Mewes. Als mehrfache Spartakiadesiegerin und erfolgreiche Nachwuchssportlerin kam ich 1967 zur Kinder- und Jugendsportschule in Brandenburg. Ein Jahr später wurde ich zum SC Potsdam delegiert. Hier begann ich auch eine Lehre als Maschinenbauzeichnerin, die ich 1970 erfolgreich abschloss. Die Teilnahme an den  Olympischen Spielen 1968 in Mexiko  verpasste ich als damals Sechszehnjährige  nur knapp.“
Ein Jahr später wechselte Petra Grabowsky zum ASK Vorwärts Potsdam, dem Vorläufer des Kanu-Club Potsdam im OSC und startete dort vorrangig im Zweierkajak mit ihrer langjährigen Sportfreundin Petra Setzkorn. Sehr gern erinnert sie sich an die ersten gemeinsamen Rennen.
„Unser erster gemeinsamer internationaler Start erfolgte bei den Europameisterschaften 1969  in Moskau. Im Altersbereich der Junioren belegte ich im K1 den zweiten Platz, und zusammen mit Petra Setzkorn konnte ich im K2 den Europameistertitel erkämpfen. Eine Woche darauf  durften wir beide im K2 an gleicher Stelle bei den Europameisterschaften der Leistungsklasse starten und erpaddelten uns hier eine Bronzemedaille. Bei den Weltmeisterschaften 1970 in Kopenhagen startete ich wieder mit Petra Setzkorn im K2. Wie im Vorjahr bei den Europameisterschaften, gewannen wir auch hier eine Bronzemedaille. Im K4 paddelten wir  beide ebenfalls zusammen und konnten uns über die Silbermedaille freuen.  An allen Erfolgen hatte mein damaliger Trainer Helmut Setzkorn (Vater von Petra Setzkorn) entscheidenden Anteil.“
Das Jahr 1972 bescherte Petra Grabowsky zwei nachhaltige Höhepunkte in ihrer persönlichen und sportlichen Entwicklung. Das waren erstens die Teilnahme an den Olympischen Spielen in München und zweitens die Hochzeit mit ihrem Mann Hans-Joachim Borzym, der als Ruderer ebenfalls in München startete und im Achter eine Bronzemedaille gewann. Das Rennen bei den Olympischen Spielen bestritt Petra Grabowsky mit einer neuen Partnerin im Zweierkajak, nämlich mit der Neubrandenburgerin Ilse Kaschube. Über die erkämpfte olympische Silbermedaille waren beide überglücklich. Beide gewannen  in Tampere ein Jahr später auch den lang ersehnten Weltmeistertitel im K2. Petra Borzym erpaddelte sich unter ihrem neuen Namen zudem  eine WM-Silbermedaille im K1.
Die äußerst knapp verpasste Teilnahme an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal bedeutete für sie jedoch eine herbe persönliche Enttäuschung und sie entschied sich, ihre sportliche Karriere zu beenden.  Da sie in der Zwischenzeit ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam (heutige Universität Potsdam) 1975 als Diplomlehrerin für Sport erfolgreich beendet hatte, widmete sich Petra Borzym nunmehr ihrer beruflichen Tätigkeit.
Seit einigen Jahren in dem von ihrem Mann betriebenen Sportgeschäft „Sport Bo in Brandenburg“ tätig, hat sie
ihren Kanusport jedoch nie aus den Augen verloren. Obwohl für viele Sportarten interessiert, meinte sie „.Sehr aufmerksam verfolge ich natürlich alles, was mit meinem geliebten Kanusport zusammenhängt, allen voran die  Weltmeisterschaften und  Olympischen Spiele. Große Freude bereiteten mir dabei immer wieder die Erfolge von Fanny Fischer und Katrin Wagner-Augustin. Auf die Europameisterschaften in meiner Heimatstadt freue ich mich deshalb ganz besonders. Zumal dieses Ereignis aufgrund der Teilnahme der leistungsstärksten Kanunationen für mich ohnehin fast einer Weltmeisterschaft gleichzusetzen ist.“ Und, obwohl nach einem bewaffneten Überfall auf das familiäre Sportgeschäft seit 1997 immer noch gesundheitlich stark beeinträchtigt, steigt sie ab und an auch noch selbst in ein Boot.   Petra Borzym betont: „ Ich erinnere mich sehr gern an meine aktive Zeit zurück.  Die vielen bei der Ausübung des Kanusports gewonnenen Eindrücke haben mein Leben nach dem aktiven Sport  sehr geprägt. Alle positiven Charaktereigenschaften, die sich bei mir herausgebildet haben, sind mir mein Leben lang nützlich gewesen. Und sollte mich heute jemand fragen, ob ich zurückblickend wieder den Kanusport als Betätigungsfeld wählen würde, gäbe es von mir selbstverständlich ein ganz klares Ja!“

Von Günter Welke
 

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