11.10.2023 | Kanu-Freizeit

Ein Sommer auf der Donau

Kurz nach dem Abschluss ihres Studiums macht sich Johanna auf eine unvergessliche Reise. Auf ihre Erlebnisse während der TID-Tour blickt sie hier nochmal zurück.
Segeln in den Karpaten

Auf meiner ersten Wanderfahrt mit dem Kajak 2020 haben mir nette Mitpaddler, die wir auf dem Wasser getroffen haben von der TID (Tour international Danubien) erzählt. Der Gedanke, länger als nur eine Woche die Donau zu paddeln gefiel mir und da klingen 11 Wochen und 2500 km doch super.

Ich plante also das Ende meines Studiums so, dass ich danach mit der Tour beginnen konnte. Los ging es dann auch schon zwei Tage nachdem ich meine Masterarbeit abgegeben hatte.

Im Vorfeld der Tour hatte ich Bedenken, dass ich die Etappen in meinem 3,80 m langen Boot, dass vom Hersteller nur für Tagestouren empfohlen wird, nicht schaffen würde. Doch diese Bedenken waren unbegründet. Ich war zwar nicht ganz so schnell wie meine Mitpaddler, aber im Endeffekt geht es ja darum Spaß auf dem Wasser zu haben. Wobei es schon etwas gewöhnungsbedürftig ist, als junge Person von älteren Paddlern überholt zu werden.

Dies sind auch die Hauptpaddler der TID. Wer hat außer Studenten auch schon mehr als zwei Monate Zeit?  Trotzdem ist es auch möglich nur Teilabschnitte zu fahren und so hatte ich das Glück immer wieder mit jungen Menschen aus den verschiedensten Ländern zu paddeln.

In Österreich war ich viel mit dem ungarischen Pärchen Janka und Andresh unterwegs. Die beiden hörten kurz vor Budapest in ihrer Heimatstadt Estergom auf. Allerdings gaben sie mir viele Tipps für Ungarn besonders was die dortigen Essensgewohnheiten betraf. In einer Mittagspause gaben sie mir sogar etwas von ihrem Brot mit ungarischer Salami ab. Köszönöm dafür!

Ab Budapest waren wir eine relativ große junge Gruppe mit weiteren Deutschen, einem Amerikaner, einem Kanadier, einem Slowaken und einem Serben. Von unserem Serben Nemanja haben wir uns direkt Tipps für Serbien einholen können.

Auch der Spaß auf dem Wasser durfte nicht zu kurz kommen. So war es fast üblich, wenn ich Raffael oder Luna, die anderen beiden Deutschen auf dem Wasser traf, dass einer von uns ein Paddel voll Wasser ins Gesicht bekam oder wir uns gegenseitig so rampten, sodass der andere vom Kurs abweicht. Wobei ich mit meinem kurzen Boot gegen Raffael mit seinem 5 m Boot meistens den Kürzeren zog. Bei Luna ging das schon besser. Aber eigentlich haben wir uns jeden Tag neue Dinge überlegt,Vom Boot ins Wasser springen, über PET Flaschen (natürlich aus der Donau gesammelt), die wir uns zuwarfen, mit dem Boot 1 km schwimmen oder einfach nur laufen an einer flachen Stelle, bis zu einem Wettkampf, wer den meisten Müll aus der Donau sammelt, war alles dabei. 

In Apatin, der ersten Ortschaft in Serbien mussten wir uns von unserem Serben Nemanja verabschieden. Zeitgleich stoß die Kroatin Estela dazu. Mit ihr zusammen feierten wir Nemanjas letzten Abend. Als perfekter Ort für die Abscheidsfeier, stellte sich sghließlich die Brauerei in Apatin heraus. 

Eines Tages fragte ich Luna warum sie sich eigentlich dazu entschlossen hatte die Donau zu paddeln. Im Gegenatz zu mir, war es ihre erste Wanderfahrt mit dem Boot. Sie wollte nach dem Studium reisen und unterwegs sein. Dabei bot sich die Reise mit dem Boot perfekt für sie an.

 In der Zeit auf der Donau lernt man viele Kulturen, Menschen und Landschaften kennen. Das alles ohne Flugreise. Dadurch trifft die Tour genau das, was junge Menschen heute bewegt. Es ist bis auf die Anschaffungskosten des Bootes eine sehr günstige Art des Reisens. Wobei man für die Tour auch nicht unbedingt ein Carbon Boot fahren muss. Luna kaufte ihr Boot einem Bootsverleiher aus Ulm für 290€ ab und startete dort direkt. Am schwarzen Meer angekommen hat sie es dann verkauft.

Spätestens nach Apatin waren wir eine eingespielte Gruppe. Nemanja war leider nicht mehr da, dafür begleitete uns nun Estela. Da sie allerdings auch noch zahlreiche Prüfungen für ihr Studium absolvieren musste, verließ sie ns auch bereits nach drei Tagen. Angekommen in Belgrad kam es dann zur Verabschiedung.

Die Tour ging nun schon über eineinhalb Monate und die ersten Schäden tauchent auf. Ich entdeckte nach einem wellenreichen Tag Wasser in meiner vorderen Luke. Nach zwei Tagen Suche stellen wir fest, dass die Dichtung des vorderen Griffes gebrochen war. Warmes Wetter, viel Sonnenschein und Temperaturwechsel haben dem Material zugesetzt. Doch ich hab nochmal Glück gehabt, dass es nur so eine kleine Sache war. Raffael hatte da nicht so viel Glück eine Zeltstange, die er bereits öfters repariert hatte gab final den Geist auf. So lebten wir für zwei Wochen in einer einer Wohngemeinschaft in meinem Zelt.

Einen unserer schönsten Tage hatten wir in den Karpaten. Die Landschaft dort mit ihrem zerklüfteten Steilhängen ist atemberaubend. Das Kajak biete die Gelegenheit vieles zu sehen und die Landschaft selbst zu erkunden. An diesen Tag hatten wir relativ starken Rückenwind. Dies hatte natürlich auch erhöhten Wellengang zur Folge. Diese Wetterlage wollten wir natürlich nutzen. Wir knoteten also die Unterlageplane eines Zeltes an die Seite von Raffaels Reservepaddel. So gelang es uns von den 31 Kilometern, die wir an dem tag paddeln sollten, den Großteil quasi als Sgelboot zurückzulegen. Es gelang uns am Ende sogar ohne einen Paddelschlag am Anlegeplatz des Tages anzukommen. Dort wurden wir mit Kameras, die uns filmten und lautem Jubel von anderen TID’lern, die uns schon lange vorher gesehen hatten und mit fieberten , begrüßt.

Der darauf folgende Tag war ebenso ein Highlight. Wir wussten, dass es möglich ist mit dem Kajak in den Karpaten in Höhlen zu fahren. Normalerweise sollen diese durch Touristenboote sehr überlaufen sein. Als wir auf die Höhle zufuhren nahmen wir bereits das schlimmste an, da wir viele Ausflugsboote sahen, die sich vor dem Eingang aufreiten. Doch wir hatten Glück, der Wasserstand war zu diesem Zeitpunkt so gering, dass die Ausflugsboote nicht in die Höhle fahren könnten. Wir allerdings schon. Zwar war für uns auch nach ca. 15m Schluss, aber da erkundeten wir die restliche Höhlen einfach zu Fuß. 

Über Serbien gelangten wir schließlich nach Bulgarien. Dort änderte sich auch die Landschaft. Statt TID Camp gab es dort Lagerfeuer auf einsamen Inseln. 

Wegen des Ukrainekrieges endete die diesjährige TID bereits in Bulgarien. Mein Boot wurde von den anderen Teilnehmern zurück mit nach Hause genommen. Und ich machte mich teilweise zu Fuß und mit dem Zug auf den Weg um das schwarze Meer und das Donau Deltazu sehen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die TID 2023 eine schöne und unglaublich intensive Zeit war. Jedem der jetzt von der Donau träumt möchte ich eines sagen: Hajde Hajde!

Text: Johanna Steil
 

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