22.06.2023 | Historisches Erbe und Kunst/Kultur

Internationale Weserfahrt

425 Kilometer von den Bergen bis ans Meer
Die Oberweser bei Bodenwerder mit der Burg Polle im Hintergrund, © Helga Arnemann

Nach der Premiere der Internationalen Weserfahrt im Jahr 2017 findet die vom Landes-Kanu-Verband Niedersachsen veranstaltete und von den Weseranliegerländern Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bremen unterstützte sportliche Gepäckfahrt auf einem der schönsten Wanderflüsse Deutschlands 2023 zum 3. Mal statt. Vom 14.-29. Juli führt sie in 12 Etappen über 425 Kilometer vom Ursprung der Weser in Hann. Münden bis nach Nordenham und setzt damit die 40-jährige Tradition des Leistungsabzeichens „Weserwanderabzeichen“ fort. 

Auf der Route von den Bergen bis ans Meer durchquert die Tour drei sehr unterschiedliche und zugleich für Deutschland typische Landschaften: Auf sanftes Mittelgebirge im Weserbergland folgt die weite, offene Geest-, Moor- und Heidelandschaft an der Mittelweser und ab Bremen wird es maritim: langgezogene Inseln, Sandstände, riesige Seeschiffe und die Tide lassen die nahe Nordsee spürbar werden. Die einzelnen Etappen sind zwischen 16 und 52 Kilometer lang, zwischendurch bieten 2 Ruhetage in Minden und in Bremen Gelegenheit neue Kräfte zu sammeln. Ein kulturelles Begleitprogramm bringt den Paddlern die zahlreichen Sehenswürdigkeiten rechts und links der Weser, die mit ihrer Geschichte, ihren Geschichten und Märchen fest in der deutschen Kulturlandschaft verankert sind, näher.

Sagenhafte Oberweser

Auf dem ersten, 206 Kilometer langen Teilstück bis Minden prägen links und rechts bewaldete Hänge, mittelalterliche Städte, Kirchen und Klöster, romantische Burgen und Schlösser die Szenerie – es ist die Region weltbekannter Sagen und Märchen. Auf der Sababurg soll Dornröschen hundert Jahre geschlafen haben, in Bodenwerder strickte Münchhausen seine Lügengeschichten und in Hameln führte der Rattenfänger unschuldige Kinder aus der Stadt in die Weser. Auf den ersten 135 Kilometern bis Hameln geht’s auf der Weser mit durchschnittlich 4 km/h dahin, kein Hindernis, kein Wehr und keine Staustufe halten die Paddler auf. Eng wird das Tal zwischen den bewaldeten Hängen von Reinhardswald am linken hessischen Ufer und Bramwald am rechten niedersächsischen Ufer. Im Bramwald kann man die Reste des ehemaligen Augustinerinnenklosters Hilwartshausen sehen, das Kaiser Otto I. zur königlichen Abtei erhoben hatte, aber im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde.

Nachdem sich der Fluss vor der barocken Hugenottenstadt Bad Karlshafen zwischen den Berghängen von Reinhardswald und Solling hindurchgezwängt hat, wird das Tal weiter und hoch über dem linken Ufer thront Herstelle, eine ehemalige Pfalz Karls des Großen. Hier befindet sich das Dreiländereck Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Auf ihrem Weg nach Hameln, wo die erste und einzige Staustufe der Oberweser die Fahrt unterbricht, durchfließt die Weser nun weite Täler und Abschnitte mit steilen Hängen, wie die „Rühler Schweiz“ zwischen Polle und der Münchhausenstadt Bodenwerder. Sehenswerte Städte wie Höxter und Holzminden laden zum Aussteigen ein, interessante Kulturdenkmale wie die Porzellanmanufaktur Fürstenberg oder das an Annette von Droste-Hülshoff erinnernde Schloss Wehrden lohnen ebenso einen Abstecher wie hinter Höxter die weltberühmte Benediktinerabtei Corvey. Ein Hingucker ist auch das in der großen Linkskurve nach Bodenwerder gelegene Schloss Hehlen mit seinen markanten Türmen. Hier kann man auch gut zu “Kaffee und Kuchen” aussteigen. Den Höhepunkt der Oberweser bildet die alte Rattenfängerstadt Hameln mit ihren zahlreichen wunderschönen Häusern im Stil der Weserrenaissance.

Ab Hameln verändert sich die Landschaft, das Tal wird weit und die Weser fließt gemächlicher dahin. Vorbei am Stift Fischbeck mit seinem kostbaren, sehenswerten Wandteppich schwingt sie sich jetzt in weitem Bogen auf die Porta Westfalica zu, um nun in die Norddeutsche Tiefebene einzutreten. Bei km 203,1 erreicht sie Minden.

Stille Mittelweser

Ab Minden fließt die Weser behäbig dahin und die Kilometer müssen erpaddelt werden. Weite Geestflächen mit herrlichen Wäldern und bunten Feldern, ausgedehnten Moor- und Heidegebieten bestimmen das Landschaftsbild. 160 Kilometer lang geht es vorbei an sehenswerten kleinen Städten wie Stolzenau, Nienburg und Hoya. Schwarzweiß gefleckte Kühe, Pferde sowie Schafe an den Ufern und immer wieder Möwen sind ständige Begleiter. In Minden wird die Weser vom Mittellandkanal überquert. 12 Meter trennen die Wasserspiegel von einander: Eine mächtige Schachtschleuse hebt und senkt die Schiffe. Die Berufsschifffahrt nimmt nun auf der Weser deutlich zu. Für die Paddler gilt es nun acht Staustufen bis Bremen zu überwinden. Dabei helfen Schleusen, Bootsgassen oder Bootswagen.

Nordseeklima lässt grüßen

Ab Bremen unterliegt die Weser den Gezeiten, wer hier paddelt, sollte sich mit Tidengewässern und Seeschifffahrt auskennen. Doch zuvor empfiehlt sich, den Bremer Stadtmusikanten, dem Roland und dem Schnoorviertel in der norddeutschen Landeshauptstadt einen Besuch abzustatten. An der Wilhelm-Kaisen-Brücke in Bremen beginnt bei Kilometer 366,72 mit der Nullmarke die Unterweser-Kilometrierung. In Vegesack erinnert die “Maritime Meile“ längs des Ufers an dessen lange Seefahrer- und Schiffsbaugeschichte. Vorbei an Flussinseln, Sandstränden und grünen, flachen Ufern geht es Kurs Nord auf die Mündung der Weser zu. Ab Brake macht sich zunehmend der Einfluss des Nordseeklimas bemerkbar. Bei entsprechenden Windverhältnissen, wenn „Strom gegen Welle“ steht, kann die Fahrt auch schon mal nass werden. Bei Kilometer 56 kurz vor Bremerhaven endet die Tour schließlich beim WSV Nordenham.

Die Internationale Weserfahrt kann auch in einzelnen Teilstrecken gepaddelt werden, so z. B. von Hann. Münden bis Minden (206 Kilometer) oder von Minden bis Nordenham Bremen (219 Kilometer). Übernachtet wird im eigenen Zelt auf Campingplätzen oder bei Kanuvereinen, für die Verpflegung sorgen die Mitfahrer selbst.

Weitere Infos: www.internationale-weserfahrt.de

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