19.01.2024 | Kanu-Rennsport

Junioren-Weltmeisterin Caroline Heuser im Interview

"Natürlich guckt man auch mal, was die 'Großen' so machen"
Caroline Heuser beigeisterte 2023 mit ihrer Dynamik, die sie zu großen Erfolgen brachte.

Caroline Heuser war 2023 die vielleicht größte Entdeckung im deutschen Kanurennsport-Nachwuchs. Mit zwei EM-Titeln sowie einem WM-Titel in der Juniorenklasse war sie jedenfalls die erfolgreichste Nachwuchsathletin des DKV – und das, obwohl sie mit gerade einmal 16 Jahren eigentlich noch zu jung für die Junioren war. Im Interview erzählt die talentierte Kajakfahrerin von ihrem unglaublich erfolgreichen 2023 und erklärt, wo die Reise in der Zukunft für sie hingehen könnte.

 

(Frage):Caroline, Ihr hattet dieses Jahr zuerst die WM, danach erst die EM. War das komisch, das noch wichtigere Großereignis schon vorweg zu bestreiten?

Caroline Heuser: Komisch war eher die Tatsache, dass es insgesamt für alle nur den Vorbereitungswettkampf in Bratislava gab und selbst nicht alle Nationen da waren. So hatte man nicht den Vergleich und natürlich auch nicht wirklich die Möglichkeit, Mannschaftsboote in unterschiedlichen Besetzungen zu testen. Dadurch war natürlich direkt Druck da.

 

Gab es Leistungsunterschiede zwischen EM und WM?

Vom Niveau her war es sehr ähnlich. Die Portugiesen waren bei der WM nicht da, insofern war es quasi komplett gleich durch deren Teilnahme an der EM.

 

Du hast tolle Zeiten hingelegt bei der Nationalen Sichtung im April. Konntest Du da schon in etwa erahnen, was für ein bombastisches Jahr vor Dir liegt?

Ich habe mit diesem Jahr absolut nicht gerechnet. Niemals hätte ich gedacht, auf der Junioren-EM zwei und auf der WM gar drei Einsätze im K1 haben werde.

 

Warum war es in nicht abzusehen? War es im Winter schwierig?

Bei uns war die Wintervorbereitung schwierig. Ich bin ja mit dem AKC Oberhausen eher bei einem kleinen Verein. Wir hatten fast von Weihnachten bis zur ersten Quali durchgängig Hochwasser und/oder Strömung und mussten nach Duisburg ausweichen, was immens viel Zeit gekostet hat. Zum anderen hätte ich mir niemals ausgemalt, als 16-Jährige da so mitzufahren. Ich bin ja noch Jugend-Fahrerin gewesen bis zum Jahresende.

 

Gibt es die Idee, mal zu einem größeren Verein zu gehen. Es gäbe die regionale Variante mit Essen oder andere Adressen wie Karlsruhe oder Potsdam?

Überlegungen gibt es natürlich immer. Aber bislang hat es einfach noch nicht zusammengepasst. Das Training, die Schule ist etwas mehr geworden. Die Leistung stimmt auch so für den Moment und dann passt es auch. Längerfristig betrachtet wird es natürlich schwierig sein, sich in diesem Maße weiterzuentwickeln, weil wir eben ein kleiner Verein sind – da geht es dann auch um konkrete Dinge wie Trainingspartner auf einem ähnlichen Niveau. Mit der Zeit wird es sich ergeben, in welche Richtung auch immer.

 

Die Frage nach dem schönsten Titel ist bekanntlich eine ziemlich dumme. Daher machen wir es mal anders: Was war für Dich der überraschendste Titel?

Klare Antwort: Alle! Wenn ich mir einen aussuchen müsste, dann die 1000 Meter im K1. Das lief im Vorlauf schon wie geschmiert. Aber auch Platz 3 über 500 Meter war selbst nach dem WM-Titel noch völlig unerwartet.

 

Du bist auf 500 und 1000 Metern nahezu gleichermaßen erfolgreich. Welche Strecke ist Dir denn lieber?

Das ist jetzt aber gemein, denn ich fahre beide Strecken sehr gerne! Wenn es nur noch eine geben würde, dann würde ich mich für die 500 Meter entscheiden.

 

Du hast dieses Jahr sicherlich die Heim-WM in Duisburg verfolgt. Wenn Du dann ins Damen-Team guckst und zum Beispiel siehst, dass es im 1000-Meter-Einer keine deutsche Beteiligung gab…brennt da jetzt schon das Feuer, diesen Platz einzunehmen?

Ich habe glücklicherweise noch zwei Juniorenjahre vor mir und denke auch, dass ich die fahren werde. Aber natürlich guckt man immer mal auf die Leistungsklasse und schaut, wer da mitfährt und was die „Großen“ dort so machen.

 

Mit Deinen tollen Zeiten hättest Du rechnerisch auf 500 Metern im A-Endlauf der Damen-Leistungsklasse mithalten können. Ist es also möglich, Dich dieses Jahr nicht auf der Junioren-, sondern auf der LK-Quali zu sehen?

Der Winter ist noch lange und damit auch die Vorbereitung bis zur Quali. Klar könnte man bei einer weiteren Leistungssteigerung errechnen, dass ich da womöglich mitfahren kann. Aber auf dem Wasser ist die Realität oft eine andere. Das muss ich noch entscheiden.

 

Olympia steht ebenfalls vor der Tür, diesmal mit Paris vielleicht nicht vor der Haustür aber zumindest im Vorgarten. Ganz ehrlich bei Deinen Leistungen: Schielt man da, obwohl es alterstechnisch eigentlich noch zu früh kommt für Dich, schon drauf?

Jede Sportlerin und jeder Sportler würde lügen, wenn er oder sie nicht auf die nächsten olympischen Spiele blickt. Aber man sollte auch realistisch bleiben. Ich werde dieses Jahr 17 Jahre und bin dementsprechend Junioren-Fahrerin, mein Fokus ist also in dieser Klasse erfolgreich zu sein 2024.

 

Das Interview führte Ludwig Degmayr

Caroline Heuser war 2023 Dauergast auf dem Podium
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