19.12.2023 | Kanu-Slalom

Kanuslalom-Bundestrainer Klaus Pohlen im Interview

Klaus Pohlen zieht im Interview nochmals ein Fazit zur vergangenen Saison und blickt optimistisch in Richtung Paris 2024.

Wie würdest Du den Verlauf der vergangenen Saison beurteilen, auch im Hinblick auf den ersten Saisonhöhepunkt, die European Games?

Bis zu den European Games entsprach die Saison genau unseren Erwartungen. Insbesondere bei den Damen waren wir unteranderem mit Ricarda Funk und Elena Lilik sehr zufrieden und zuversichtlich.

Ein Leistungsabfall hat sich das erste Mal bei den Kajak-Herren bei den European Games abgezeichnet. Man muss das aber auch insofern relativieren, dass sich Hannes Aigner zu dem Zeitpunkt bereits vier Wochen mit einer Bauchmuskelverletzung herumschlug. 

Ein bisschen enttäuschend waren auch die Leistungen der Männer im Einer-Canadier. Trotzdem gab es dort mit dem fünften Platz von Timo Trummer, einem relativ jungen Athleten, den ersten Lichtblick. 

Bei der darauffolgenden WM konntet Ihr leider nicht an die Erfolge in der vorherigen Saison anknüpfen? Worauf würdest Du das zurückführen?

Leider ist es uns bei der WM in London nicht gelungen unsere Leistungen auf den Punkt zu bringen. In den Qualifikationswettbewerben ging es beispielweise mit dem Sieg von Ricarda Funk im Vorlauf gut los.  Als es dann in die Halbfinal – und Finalläufe ging, waren wir in vielen Bereichen leider nicht mehr in der Lage vorne mitzufahren.

Im Nachhinein kann man sagen, dass die Weltmeisterschaften in diesem Jahr ein bisschen zu spät für uns kamen. Bis zu dem Weltcuprennen in La Seu de Urgell sind wir mit unserer Wettkampfvorbereitung gut hingekommen und konnten dementsprechend auch die Leistungen abrufen. Wir haben es nach den European Games versäumt, auf den eigentlichen Saisonhöhepunkt (WM in London) noch einmal neu aufzubauen.

Was nimmst Du trotz der enttäuschenden WM an positiven Dingen für die Zukunft mit?

Meiner Meinung nach nimmt man auch aus jeder Niederlage immer etwas Positives mit. In unserem Fall eine Menge Motivation für das kommende Jahr. Darüber hinaus konnten wir bereits in drei Disziplinen die gewünschten Quotenplätze erringen und auch bei den Kajak-Herren sind die Aussichten auf einen Quotenplatz ebenfalls noch gegeben.

Wie sieht Euer jetziges Trainingspensum mit Blick auf das kommende olympische Jahr aus? 

Zum aktuellen Zeitpunkt findet sehr viel umfangbetontes Training in den Bereichen der Grundlagenausdauer und der Kraftfähigkeit statt. Außerdem befassen wir uns zurzeit schon deutlich mehr mit dem Bereich Kajak-Cross, als in der Vorbereitung auf das Jahr 2023.

Dies liegt daran, dass im Kajak-Herren Bereich der Startplatz für die Spiele in Paris im kommenden Jahr noch nicht sicher ist, weshalb der Weg in einem solchen Fall dann nur über Kajak-Cross gehen würde. Die Qualifikation für die zusätzlichen Quotenplätze im Kajak Cross finden außerdem erst im Jahr 2024 statt.

Den nächsten Schritt, den wir Ende Januar gehen werden, ist das Trainingslager in La Reunion (F). Dort haben die Franzosen ein Trainingszentrum, in dem gerade für das Training im Wildwasser hervorragend geeignete klimatische Voraussetzungen vorherrschen. Außerdem haben wir in La Reunion keine große Zeitverschiebung, was generell immer ein Vorteil darstellt. 

Wie sieht die weitere Wettkampfplanung für das Frühjahr 2024 aus?

Anfang März steigen wir dann direkt ein in das Training für die nationalen Qualifikationen. Dabei handelt es sich ganz konkret um die Qualifikationsrennen in Augsburg und Markleeberg, die im April ausgetragen werden. Abgeschlossen wird das Ganze dann nochmal durch die Kajak-Cross Qualifikation in Augsburg am 4.5.

Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du an die Olympischen Spiele im nächsten Jahr?

Nach wie vor wollen wir bei den olympischen Spielen um die Medaillen mitfahren. Wir sind in allen Disziplinen konkurrenzfähig und wir müssen uns in keinem Fall verstecken. Das ist nicht unsere Mentalität. 

Im Kanuslalom ist es natürlich immer ein schmaler Grat zwischen Kontrolle und Risiko. In der Vergangenheit ist es uns eigentlich immer gut gelungen die Leistungen in den richtigen Momenten auf den Punkt zu bringen. Deshalb haben wir auch volles Vertrauen in all unsere Sportlerinnen und Sportler.
 

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