Als besonderen Höhepunkt der abgelaufenen Wettkampfsaison hat sie die Europameisterschaften in Brandenburg an der Havel in Erinnerung. „Hier hat einfach alles gestimmt. Angefangen von der guten Organisation, über die grandiose Stimmung auf den Zuschauerrängen und in der deutschen Mannschaft bis zu den sportlichen Leistungen war so ziemlich alles perfekt“, erinnert sie sich an die Wettkampftage im Juni auf dem Beetzsee. Die nachfolgenden Weltmeisterschaften im kanadischen Dartmouth haben sich dagegen nicht so nachhaltig positiv in ihrem Gedächtnis eingeprägt. „Organisatorisch lag dort einiges im Argen, so zum Beispiel die aufgetretenen Transportprobleme und die nicht optimal vorbereitete Wettkampfstrecke“, gibt Katrin Wagner-Augustin zu bedenken und betont im gleiche Atemzug: „Umso schöner war für mich jedoch der Urlaub danach“.
Rückblickend auf das Wettkampfjahr 2009 sinniert sie: „Eigentlich bin ich zufrieden, dass die Saison endlich vorbei ist und ich mich in Ruhe auf die Aufgaben des kommenden Jahres vorbereiten kann“. Dazu gehören neben dem täglichen Training unter Leitung von Eckehardt Sahr im Potsdamer Luftschiffhafen die Teilnahme an den Trainingslagern des Deutschen Kanu-Verbandes, beginnend mit dem Ski-Lager Anfang Januar 2010 in St. Moritz, über ein Wärmetrainingslager in Florida bis zum Trainingslager in Duisburg in unmittelbarer Vorbereitung auf die erste Qualifikation für die Weltmeisterschaften.
Auf diese ersten Qualifikationswettkämpfe Anfang April ist
Katrin Wagner-Augustin besonders gespannt, da hier als Novum
neben einem 200m-Lauf auch ein Rennen über 100m in die Wertung
der Kurzstrecke einbezogen wird. Wenngleich die Nominierung für
das Einerboot zu den Weltmeisterschaften für die einzelnen
Athletinnen immer wieder besondere Anstrengungen bedeutet,
möchte sich die Potsdamer Sportlerin diesen Anforderungen
dennoch stellen. Aber auch für einen Start im Mannschaftsboot
hat sie natürlich ihre Ambitionen. Im Ergebnis der ersten
Qualifikation wird sie nach einer geeigneten Partnerin für den
Zweierkajak Ausschau halten. „Ich bin sehr anpassungsfähig und
komme mit jeder Sportlerin zurecht. Alle meine bisherigen
Zweierboote habe ich als echte Rakete empfunden“, gibt sich
Katrin in dieser Beziehung optimistisch. Es versteht sich von
selbst, dass sie auch die Nominierung für den Vierer-Kajak
anstrebt. „Darüber, wer in welchem Boot zu den
Weltmeisterschaften fährt, entscheiden letztlich die Leistungen
jeder Einzelnen und die verantwortlichen Trainer“, betont die
dienstälteste Paddlerin der deutschen Kanuflotte. Sie fühlt
sich noch fit genug, um auch mit 34 Jahren dem Ansturm der
jungen Rennpaddlerinnen standhalten zu können und ihre
olympische Medaillenbilanz aufzustocken.
Aber auch für die Zeit nach dem aktiven Sport trifft Katrin
bereits Vorsorge. Nachdem ihre Ausbildungszeit bei der
Bundeswehr abgeschlossen ist, hat sie im Oktober 2009 die
Prüfung für die Trainer - B-Lizenz erfolgreich bestanden und
nimmt nun an Lehrgängen zum Erwerb der A-Lizenz teil. Wenn sie
das Paddel im übertragenden Sinne an die Wand hängt, möchte die
derzeit erfolgreichste deutsche Rennkanutin als Trainerin tätig
werden und ihre Erfahrungen an jüngere Athleten weitergeben.
Sie kann sich das beispielsweise als Frauentrainerin im
Canadierbereich gut vorstellen.
Von Günter Welke