„Die Strecke war echt schwierig, aber ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht!“ Ein ziemlich bescheidenes Resümee gaben die drei jungen Damen nach ihrem Goldlauf zu Protokoll. Wohl aber auch dem geschuldet, weil im Ziel überhaupt nicht klar war, was der Mannschaftslauf von Annkatrin Plochmann (Nürnberg-Fürth), Emily Apel und Franziska Hanke (beide Augsburg) Wert sein würde. „Da war es kurz mal ziemlich wild, weil wir überhaupt nicht wussten, wo wir stehen.“ Bei Einfahrt im Ziel stand kurzzeitig eine fehlerhafte Wertung auf dem Tableau, welche erst nachträglich korrigiert wurde. Davon bekamen die drei aber nichts mehr mit, weil die Anzeigetafel schon auf die folgenden Britinnen umsprang. Erst an Land konnten die Kajak-Spezialistinnen sich davon vergewissern, dass sie tatsächlich die schnellste Gesamtzeit abgeliefert hatten. Daran konnten dann auch die zwei nachfolgenden Nationen nichts mehr ändern. Mit hauchdünnem Vorsprung von nur einer Drittelsekunde vor den Französinnen holten sich die Vizeweltmeisterinnen nun den Europameisterschaftstitel.
Dabei hatten es alle Starter des heutigen Tages mit einer sehr anspruchsvollen Streckenaushängung aufzunehmen. „Das war echt schwieriger, als gedacht.“ Trotz des kleinen Vorteils, dass bei den Europameisterschaften in den Mannschaftsläufen dieselbe Strecke befahren wird, wie auch in den Qualifikationsrennen am Vormittag, stellten die Befahrung als Team durchaus eine Herausforderung dar. „Man wusste zwar, wo man aufpassen muss, aber ich musste trotzdem zwei Mal auf der Strecke improvisieren“ fasst Franziska Hanke den Lauf zusammen. Doch diese kurzerhand geänderte Fahrweise hielt die 22-jährige nicht vom Goldkurs ihres Teams ab.
Ähnlich gut lief es für die Juniorinnen im Kajak-Einer. Bei den Herren konnten Marten Konrad (Dormagen), Enrico Dietz (Bad Kreuznach) und Christian Stanzel (Augsburg) die Silbermedaille für sich entscheiden. Zwar glaubten die drei im Ziel nicht wirklich an einen Podiumsrang, denn bei der Befahrung des Kurses hatten sie sechs Torstabberührungen und somit zwölf Strafsekunden kassiert. Doch auch hier stellte die ausgehangene Torstrecke eine Herausforderung für alle Mannschaften dar. Umso größer war dann die Erleichterung und Freude, dass die erwarteten Favoriten schwächelten und hinter den Deutschen blieben. Ihre Teamkolleginnen kamen mit nur vier Strafsekunden aus und zeigten einen soliden Lauf, den sie mit großem Vorsprung ins Ziel brachten. Letztlich mussten sich Lucie Krech (Leipzig), Charlotte Wild (Halle) und Paulina Pirro (Bad Kreuznach) nur dem heimischen tschechischem Team geschlagen geben.
Am Vormittag hatten alle Kajak-Spezialisten des deutschen Teams bereits die Qualifikation in den Einzelrennen absolviert. Hierbei konnten sich Joshua Dietz (Bad Kreuznach), Tim Bremer (Rhein-Ruhr) und Franziska Hanke bei der U23 sowie Marten Konrad, Paulina Pirro und Charlotte Wild direkt im ersten Lauf für die Semifinals am Samstag qualifizieren. Annkatrin Plochmann und Emily Apel (U23) sowie Enrico Dietz (Junioren) gelang der Einzug über den zweiten Lauf. Jonas Büchner (Schwerte) schrammte um nur 0,28 Sekunden an einem Halbfinalplatz vorbei, konnte aber mit seiner Leistung als eigentlicher Junior bei der U23-Altersklasse zufrieden sein. Christian Stanzel und Lucie Krech kamen jeweils eine 50-Sekunden Zeitstrafe wegen eines unsauber befahrenen Tores im unteren Streckenabschnitt in die Quere. Sie schieden somit vorzeitig aus den weiteren Rennen aus.
Text & Fotos: Philipp Reichenbach