18.08.2023 | Kanu-Freizeit

TID 2023 (14) Von Römern, Osmanen und Pelikanen

Die TID- Paddler haben Serbien hinter sich gelassen und fahren nun zwischen Bulgarien und Rumänien
Frauenskulptur im Donaupark Vidin (Bild: Christoph Heilscher)

Die Donau wird immer breiter. Die ersten Pelikane tauchen auf. 1800 Kilometer haben die Paddler bereits zurückgelegt, die am 25. Juni in Ingolstadt ins Boot gestiegen ist. Die internationale Donaufahrt geht aufs Finale zu. Ende nächster Woche ist im bulgarischen Silistra Schluss.

Seit Anfang an sind nur rund 20 Paddler dabei. Die Zusammensetzung der TID hat sich stark verändert. Viele Bulgaren sind dazu gekommen. Die Donau ist hier ihr Heimatfluss.

So breit ist die Donau hier, das man stellenweise eine Karte benötigt, um sich sicher zu orientieren. Die Donau verzweigt sich immer wieder in mehrere Arme. Manche davon sind Sackgassen.

Lässt man die idyllische Flusslandschaft hinter sich  und schaut sich in den Dörfern und kleinen Städten am Ufet um, wird deutlich, dass Bulgarien vor großen Herausforderungen steht. Halbe Dörfer und Städte stehen leer. Wo sind die Menschen? Zum Arbeiten in Deutschland, England und anderen Ländern, in denen es Jobs gibt, berichtet ein bulgarischer TID-Teilnehmer. Bulgarien hat seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor gut 30 Jahren fast ein Drittel seiner Einwohner verloren.

Die TIDler paddeln hier durch eine Region, im der sich lesen lässt wie in einem Geschichtsbuch. Die Thraker waren hier, die Kelten, die Römer, die Österreicher und fast ein halbes Jahrtausend die Osmanen. Bedeutende Gebäude aus diesen und anderen Epochen werden mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union saniert und erhalten. Ein schönes Bespiel dafür ist die Stadt Vidin mit seiner sanierten Festung, deren Ursprünge fast 3000 Jahre alt sind, seinen Museen,  seiner Moschee und Synagoge.

An paddelfreien Tagen gibt es Zeit, sich auch mal mit Muße umzuschauen. Ansonsten gilt die Konzentration dem Fluss, seiner Schönheit und auch seinen Tücken. In dieser Woche sind die ersten Pelikane aufgetaucht, mehr als 500 Kilometer vom Delta entfernt.

Vormittags ist die Donau meist spiegelglatt. Eine riesige glänzende Fläche breitet sich vor den Paddlern aus. Ein Paddelrevier wie ein Schokoladenkuchen mit Guss. Doch irgendwann nachmittags überlegt es sich der Wettergott oft anders. Dann schickt er aus den Hügeln scharfe Fallwinde. Die Donau trägt nun ein welliges Kleid aus Schaumkronen. Für erfahrene Kajakfahrer kein Problem. Die anderen beißen die Zähne zusammen und freuen sich, wenn sie heil im Camp angekommen sind. Ein in vielen Gewässern  erprobter TID-Paddler formuliert es so: Welle ist, wenn du deinen Nachbarn nicht mehr siehst. Diese Prüfung hat Petrus den TID-Teilnehmern bislang allerdings noch nicht auferlegt. Zum Glück.

Text: Christoph Heilscher

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