06. Juni 2024

TechnikCheck: Fahrmanöver im Tandem - Fahrtechniken in der Strömung

Canadier in der Strömung

Nachdem in dem Beitrag "Fit für den Canadier" die grundlegenden Paddelschläge für Canadierfahrerinnen und –fahrer beschrieben wurden, möchten wir nun die wichtigsten Schläge für Fortgeschrittene und Fahrmanöver im Zweier-Canadier vorstellen. Im ersten Step ging es um die Basics: vorwärts, rückwärts und nicht kentern! Nun wollen wir uns dem Thema "Fahrtechniken in der Strömung" widmen.

Von Petra Schellhorn, Frankfurt/M.
Grafiken mit freundlicher Genehmigung des Thomas Kettler-Verlages aus: „Stechpaddel Fahrschule“ (Franz Riegel, Dieter Raffler)

 

Ausfahren aus der Strömung

Ausfahren aus der Strömung ins Kehrwasser (Ausschlingen)

Aus der Hautströmung heraus und in ein Kehrwasser einfahren – das ist eine der wichtigsten Übungen beim Fahren auf Flüssen. Notwendig sind entschlossenes Paddeln, gutes Timing und Grundkenntnisse der Kehrwasserströmungen.
Wichtig: Winkel, Tempo, Kanten müssen stimmen!

Beim Einfahren in ein Kehrwasser wird die Verschneidungslinie (Grenzlinie zwischen Kehrwasser und Strömung) gleich unterhalb des Kehrwasserbeginns in einem Winkel von etwa 45° durchfahren. Der Winkel darf nicht größer sein, da sonst das Boot quer zur Verschneidungslinie steht, von der Hauptströmung am Heck gepackt und am Kehrwasser vorbeigezogen wird.
Kraftvolle Paddelschläge sind nötig, um die Verschneidungslinie zu durchqueren. Absolut wichtig ist es, hier das Boot in Richtung des Kehrwassers zu kanten, damit es nicht zu einer Kenterung kommt. Hierbei wird das Boot wie beim Fahrradfahren in die Kurve gelegt.

Je nach Sitzposition werden unterschiedliche Paddelschläge eingesetzt.
Ausschlingen zur Onside: Sobald der Bug im Kehrwasser ist, verankert der Bugpaddler den Canadier mit einem Paddelhang im Kehrwasser, während der Heckpaddler einen (oder mehrere) Bogenschlag vorwärts ausführt.
Ausschlingen zur Offside: Ist der Bug im Kehrwasser, greift der Bugpaddler über und führt einen statischen Ziehschlag aus. Der Heckpaddler wendet kraftvolle Bogenschläge rückwärts an.

Ist das Boot komplett im Kehrwasser, sind manchmal Rückwärtsschläge nötig, um es auf der Stelle zu halten.

 

 

 

Einfahren in die Strömung

Start aus dem Kehrwasser - Einfahrt in die Strömung (Einschlingen)

Grundsätzlich wird ein Kehrwasser stromaufwärts verlassen. Um die Verschneidungszone sicher überqueren zu können, ist es notwendig, dass das Boot vorwärts beschleunigt wird. Deshalb soll der Startpunkt weit unten im Kehrwasser liegen, ohne in die abfließende Strömung zu gelangen. Der Winkel des Bootes zur Verschneidungslinie beträgt etwa 45°.
Durchschneidet die Spitze des Canadiers die Verschneidungslinie, erfasst die Hauptströmung den Bug. Nun ist es wichtig, das Boot flussab zu kanten, damit das Wasser nicht auf das Oberdeck prallt und das Boot zum Kentern bringt.

Je nach Sitzposition werden auch hier unterschiedliche Paddelschläge angewendet.
Ausschlingen zur Onside: Sobald der Bug von der Strömung erfasst wird, wendet der Vordermann in der Strömung einen weit vorne eingesetzten Paddelhang (statischer Ziehschlag) an, der hinter Paddler führt Bogenschläge vorwärts aus.
Ausschlingen zur Offside: Sobald der Bug von der Strömung erfasst wird, greift der Bugpaddler über und führt einen statischen Ziehschlag aus. Unterstützt wird er durch Rückwärts-Bogenschläge des Heckpaddlers.

Ist das Boot in beiden Fällen komplett in die Strömung eingefahren, führen beide Paddler ihre Vorwärtsschläge wie gewohnt aus.


 

Hinüber zur anderen Flussseite mit der Seilfähren-Technik (Traversieren)

Seilfähre zur Querung eines Flusses.

Diese Fahrtechnik dient zum Queren eines fließenden Gewässers, ohne dass das Boot viel an Höhe verliert oder gar abgetrieben wird. Sie ist abgeleitet von den Gierseilfähren, die die Energie des strömenden Wassers von Flüssen ausnutzen, indem sie ihren Rumpf schräg zur Strömung einstellen.

Der Canadier befindet sich im Kehrwasser, der Bug zeigt wie beim Einschlingen flussauf. Das Boot befindet sich dichter an der Verschneidungslinie und wird mit kräftigen Vorwärtsschlägen in einem spitzen Winkel (30° bis höchstens 45°, abhängig von der Strömungsstärke) in die Hauptströmung gefahren. Achtung – hier greift die Strömung am Bug an und versucht das Boot flussab zu drehen. Weitere kräftige Vorwärtsschläge des Bugpaddlers und Zieh- bzw. Bogenschläge rückwärts beim Heckpaddler halten den Canadier im spitzen Winkel flussauf. Dabei wird das Boot leicht flussab gekantet. Stimmen Winkel und Kanten, gleitet das Boot sogar ohne weitere Paddelschläge auf die andere Flussseite. Dort im Kehrwasser angekommen, wird das Boot wieder die andere Richtung aufgekantet.

   

 

 


 

 


Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 5/2019:

KANU-SPORT 5/2019
Weitere Infos zum Heft
und Online-Bestellung

 



Letzte News