25.09.2022 | Kanu-Slalom

Timo Trummer und Samuel Hegge holen den Deutschen Meistertitel

Timo Trummer wird Deutscher Meister im Canadierboot.

In Abwesenheit der besten Deutschen holten Timo Trummer (KV Zeitz) im Canadier-Einer und Samuel Hegge (KS Augsburg) im Kajak-Einer den Deutschen Meistertitel. Bei den Frauen siegte in beiden Disziplinen mit Lena Teunissen eine Niederländerin, die als Mitglied des KC Hilden startberechtigt war. Damit sorgte die Weltcup-Erfahrene für ein Novum. Erstmals ging der Titel ins Ausland. Ebenso ein Novum dieser Meisterschaften: Die Wettkämpfe wurden im österreichischen Lofer und damit im Ausland ausgetragen. Und es waren Deutsche Meisterschaften, bei denen fast die gesamte Elite fehlte. So folgten die WM- und Olympia-Medaillengewinner der Einladung zum Sporthilfe Club der Besten im italienischen Aldiana Club Calabria. Hannes Aigner wurde zum zweiten Mal Vater und viele hatten einen Bundeswehrlehrgang zu absolvieren.

Die idyllische Naturstrecke auf der Saalach stellte die Sportlerinnen und Sportler vor einigen Herausforderungen, da sie zumeist nur künstliche Wildwasserkanäle kennen. Während Timo Trummer im Halbfinale noch nicht seinen Fahrplan komplett umsetzen konnte, gelang es dem 26-Jährigen im Endlauf umso besser. Speziell in der mittleren Torkombination, flankiert von einem großen Stein, fand das diesjährige WM-Team-Mitglied eine die optimale Befahrung. „Es war sehr eng, aber hat alles genauso funktioniert, wie ich es zuvor mit meinem Papa geplant hatte“, sagte der Zeitzer, der damit zum ersten Mal den nationalen Titel holte. Trotz seiner Freude bedauert er die Abwesenheit der Top-Deutschen. Gern hätte er sich mit Weltmeister Sideris Tasiadis (KS Augsburg) und dem WM-Dritten Franz Anton sowie dem dritten starken Konkurrenten Lennard Tuchscherer (beide Leipziger KC) gemessen. Letzterer muss sich noch von einer Coronaerkrankung auskurieren. Die Plätze zwei und drei gingen an Leon Hanika (Leipziger KC) und Philip Süß (KS Augsburg).

Für Samuel Hegge ist es nach 2019 der zweite nationale Titel. „Trotz einer sehr schwierigen Saison mit sehr wenigen Wettkämpfen für mich habe ich gezeigt, dass ich nach den drei sehr schnellen Jungs den Anschluss habe“, sagte er, dessen Bruder Noah Hegge neben Aigner und Stefan Hengst (KR Hamm) zum WM-Team gehörte. Die Naturstrecke bereitete dem 27-Jährigen prinzipiell keine großen Schwierigkeiten, weil er bereits mehrfach schon auf der Saalach gefahren war. Silber und Bronze gewannen sein Vereinskamerad Leo Bolg und Nikla Lettenbauer vom Augsburger KV).

In der Damenkonkurrenz belegten nach der Niederländerin Annkatrin Plochmann (SGV Nürnberg-Fürth) und Franziska Hanke (Augsburger KV) die Plätze zwei und drei im Kajak-Einer. Im Canadierboot gingen Silber und Bronze an Jannemin Panzlaff (KVS Schwerte) und Amelie Plochmann (SGV Nürnberg-Fürth).

Deutsche U18-Wettbewerbe

Auf der gleichen Strecke wurden auch die Deutschen Meisterschaften im U16- und U18-Bereich ausgetragen. Dabei zeigte U18-Paddler Enrico Dietz (RKV Bad Kreuznach) im Kajak eine starke Leistung. Mit seiner Endzeit hätte der neue Juniorenmeister auch die Herrenkonkurrenz gewonnen. Auf die Ränge zwei und drei paddelten Jonas Büchner (KVS Schwerte) und Erik Sprotowsky (Leipziger KC). Insbesondere während des U18-Kajakwettberwerbes hatten die Starter mit den Gegebenheiten einer Naturstrecke zu kämpfen. Der Wasserstand änderte sich merklich. „Die Tore waren anders und es kamen ganz neue Steine hinzu, um die man drumherum fahren musste. Das war schon schwierig.“ Den Juniorentitel im Canadier-Einer konnte Jonas Grußler (Augsburger KV) verteidigen. Silber und Bronze ginen an Erik Sprotowsky (Leipziger KC) und Louis Paaschen (BSV Halle).

Eine beeindruckende Leistung im U18-Kajakwettbewerb zeigte auch die erst 16-jährige Paulina Pirro (KSV Bad Kreuznach), die sich den Juniorinnentitel vor Sonja Neubauer (BFC Bamberg) und der 17-jährigen Kimberley Rappe (Leipziger KC) den Titel mit 7,93 Sekunden Vorsprung auf die 18-jährige Zweitplatzierte sicherte. Pirro paddelte das erste Mal in Lofer, kam aber gut zurecht und meinte, es müsste mehr auch auf Naturwasser gefahren werden. „Ich bin sehr happy und Kajak ist natürlich meine Hauptdisziplin“, sagte sie. Dennoch fahre sie auch im Canadier leidenschaftlich gern. In dieser Disziplin holte Pirro hinter der U18-Meisterin Lucie Krech und der Zweitplatzierten Lena Götze (beide Leipziger KC) Bronze.

U23-Bundestrainer André Ehrenberg bedauerte, dass viele Sportler aus verschiedenen Gründen nicht dabei sein konnten. So fehlten Emily Apel, Hannah Süß (beide KS Augsburg), Joshua Dietz (RKV Bad Kreuznach), Benjamin Kies (BSV Halle) und Maximilian Dilli (VFL Bad Kreuznach) wegen Bundeswehrlehrgängen. Letzterer hatte zudem eine Schulterverletzung zu verkraften. Und WM-Team-Mitglied Nele Bayn (Leipziger KC) ist ebenfalls noch in Corona-Rekonvaleszenz. Insofern macht sich Ehrenberg keine Gedanken um den Anschlusskader. „Ich denke, wie haben in dieser Saison gezeigt, dass wir an die Leistungen der internationalen Spitze auch heranreichen können. Wir haben natürlich nicht die absolute Dichte, aber wir haben auch wirklich Sportler, die oben auch angreifen können. Und daran werden wir natürlich auch in den nächsten Jahren weiterarbeiten, um sie auch im LK-Bereich an die Weltspitze heranzuführen, damit wir dann auch die Arrivierten ablösen können.“ Mit der Leistung seiner U23-Teilnehmer war Ehrenberg zufrieden. „Bei dem einen lief es richtig gut, bei dem anderen war es vielleicht noch ein bisschen aufbaufähig. Aber die Saison war jetzt auch lang.“ In die Zukunft blickend, sagte er, „wir werden jetzt den Neuaufbau starten und hoffen, im nächsten Jahr wieder vernünftig angreifen zu können.“

Deutsche U16-Meisterschaften

Gute Leistungen zeigten auch die Nachwuchsathleten in der U16-Komkurrenz. Die Podestplätze im Kajak-Einer sicherten sich Paule Supplies vor Niels Zimmermann und Felix Sachers (alle Leipziger KC). Bei den Damen gewann in der gleichen Disziplin Carolin Diemer vom Augsburger KV vor Christin Heydenreich und Neele Krech (beide Leipziger KC). Im U16-Canadier-Wettbewerb gewann Christin Heydenreich vor Neele Krech und Tabea Deetjen (Augsburger KV). Den U16-Titel in der männlichen Konkurrenz holte Niels Zimmermannvor seinen Vereinskameraden Anton Weber und Jonas Benzien.

U18-Bundestrainer Michael Trummer resümierte: „Die Deutschen Meisterschaften der Jugend und Junioren war auf dem Naturwasser der Saalach für viele junge Sportler eine Herausforderung, da das Training kaum noch auf solchem Wildwasser stattfindet. Die besten Nachwuchsathleten haben sich letztlich durchgesetzt. Viele sehr junge Athletinnen und Athleten platzierten sich dabei auch in den Finals, was für die Zukunft durchaus hoffen lässt und zeigt, dass in den Vereinen eine gute Nachwuchsarbeit gemacht wird. Traurig und schade ist jedoch das Fehlen der Topathleten des Verbandes. Sie sind die Vorbilder unserer Nachwuchssportler, die sie paddeln sehen wollen. Und viele der jungen Sportler hätten sich den direkten Vergleich gewünscht.“

Text und Fotos: Uta Büttner

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