Beim Heim-Weltcup der Slalomkanuten am Samstag in Markkleeberg haben die Deutschen Gold und Bronze geholt. Die Bad Kreuznacherin Ricarda Funk gewann im Kajak-Einer mit sensationellen 3,75 Sekunden Vorsprung auf die Ausnahmeathletin Jessica Fox aus Australien. Dritte wurde die Österreicherin Stefanie Horn. Das zweite Edelmetall für Deutschland sicherte der Leipziger Franz Anton mit Bronze. Er musste sich lediglich dem Slowaken Alexander Slafkovsky und Luka Bozic aus Slowenien geschlagen geben. Sein schärfster nationaler Konkurrent Sideris Tasiadis aus Augsburg landete nach zwei Torstangenberührungen und damit vier Strafsekunden auf Rang sieben. Damit bleibt der interne Kampf der C1-Spezialisten im deutschen Team um die Olympia-Plätze für Tokio 2020 weiter offen. Eine Entscheidung wird es erst bei den Weltmeisterschaften in Spanien Ende September geben. Den nationalen Olympia-Platz vorzeitig gesichert hat sich allerdings Ricarda Funk. Aufgrund ihres großen Vorsprungs auf Jasmin Schornberg vom KR Hamm und Elena Apel aus Augsburg ist sie nicht mehr einzuholen. Schornberg, die zweite K1-Finalistin am Samstag, wurde Fünfte.
Thomas Apel, Interims-Bundestrainer, resümierte: „Wir haben hochspannende Rennen gesehen. Einen Franz Anton, der wie ein Löwe um seine letzte Chance gekämpft hat. Er hat jetzt auch mit seiner Medaille ein bisschen einen Ausgleich geschaffen zum Sideris. Das wird ein sehr spannendes Finale bei der WM. Wir haben einen Sideris gesehen, der im Finale feststellen musste, wie schwer es ist, doch locker zu bleiben wie es sonst seine Art ist, wenn es um Alles geht. Die vier Strafsekunden haben ihn doch relativ herb nach hinten geworfen. Wir haben eine Jasmin Schornberg gesehen, die einen sehr couragierten Finallauf gezeigt hat. Und wir haben eine Ricarda Funk gesehen, die jetzt hier bewiesen hat, wie gut ihre Vorbereitung war. Sie hat auch im Finale die Nerven behalten und ihre Konkurrenz schon in gewisser Art und Weise deklassiert hat.“
Weiterhin alles offen beim internen Olympia-Qualifikationswettkampf zwischen Tasiadis und Anton
Die Spannung vor dem Finale bei den C1-Herren konnte nicht größer sein. Anton hatte bei dem internen Ausscheid der Deutschen um den einen Olympia-Platz bisher zweimal das Nachsehen. Zweimal platzierte sich Tasiadis vor ihm. Im dritten Anlauf, vor heimischem Publikum, musste der 29-Jährige sein Können unter Beweis stellen. Nach seinem Rennen sagte ein sichtlich gelöster Anton: „Der Druck hier war immens, das ist gar nicht die richtige Beschreibung. Ich konnte nicht schlafen, und ich habe mich da oben am Start fast zerrissen. Ich habe den ganzen Winter hart trainiert und wollte es heute unbedingt schaffen.“ Jetzt freut sich der Leipziger, vielleicht auch noch seinen Weltmeistertitel Ende September in Spanien verteidigen zu können. Würde das ihm gelingen, kann er den internen deutschen Kampf um die Olympia-Qualifikation noch für sich entscheiden. Im Halbfinale platzierte sich Tasiadis noch hauchdünn vor Anton, ging somit unmittelbar nach dem Leipziger in das Rennen. „Er ist eine coole Socke“, schallte es vom Stadionsprecher. Doch diesmal zeigte der 29-Jährige auch Nerven. Eine Torberührung an Nummer zehn, eine weitere, kaum wahrnehmbare, folgte an zwölf. Das bedeutete am Ende Rang sieben mit 4,69 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Gut vorbereitet war Tasiadis, daran hat es nicht gelegen: „Ich habe mich gut gefühlt. An Tor zehn war ich mit dem Boot klar dran, das habe ich gemerkt.“ Verstanden hat er diese Berührung allerdings nicht, „ich hatte das Boot flach gehalten, damit mir dieser Fehler nicht passiert. Vielleicht hat in diesem Moment das Wasser gewechselt, ich weiß es nicht.“ Die Berührung an Tor zwölf hatte er gar nicht bemerkt. Allerdings sei es schwierig, die ganze Saison mit den zwei Monaten Wettkampfpause das Niveau so hoch zu halten, meint der Augsburger. Er hätte sich ein Rennen dazwischen noch einmal gewünscht. Mit Blick auf die Weltmeisterschaften und die finale Entscheidung im Kampf um die eine mögliche Olympia-Teilnahme sagt Franz Anton: „Jetzt ist der Druck erstmal bei mir weg. Ich habe die Chance für mich wiederhergestellt, mich noch qualifizieren zu können.“
Ricarda Funk deklassiert die Konkurrenz
Beim Kajak-Wettbewerb der Damen lieferte Ricarda Funk drei überragende Rennen. Erste in der Qualifikation, Erste im Halbfinallauf und Erste im Finale. „Ich bin froh, dass ich diesem Druck standgehalten habe“, sagte die 27-Jährige glücklich und erleichtert. Ihre Erfolge schreibt die Bad Kreuznacherin vor allem ihrer großen Erfahrung zu. Aber auch die zweite Finalistin Jasmin Schornberg vom KR Hamm hatte zunächst Chancen ganz nach vorn zu fahren. Nach Jessica Fox ins Rennen gestartet, lief es überragend. Mit ihrer Zwischenzeit nach dem ersten Drittel lag sie auf Rang eins. In der Kurve des Kanals kam dann der Fehler, sie erwischte das eine Aufwärtstor nicht optimal: „Der Fehler hat mich, denke ich, den Podestplatz gekostet.“ Die dritte Deutsche K1-Starterin Elena Apel aus Augsburg scheiterte unglücklich im Halbfinale. Die eigentliche C1-Spezialisten fuhr ein beherztes Halbfinalrennen im Kajak-Einer, lag nach etwa zwei Drittel der Strecke auf Rang eins, vor Jessica Fox. „Ich glaube, davon habe ich mich so ein bisschen beeinflussen lassen. Ich habe mir ganz kurz gedacht: Wow, läuft das gerade gut. In dem Moment ist mein Paddel unters Boot gerutscht und musste einmal eskimotieren.“ Diese Kenterrolle kostete die 20-Jährige zu viel Zeit. Das Ergebnis mit Platz 14 macht die junge Athletin trotzdem glücklich. „Aber es ist auch ärgerlich, weil ich weiß, dass noch viel mehr drin war.“ Intern hat Ricarda Funk ihren Platz für Olympia 2020 gesichert. Nun heißt, es bei den Weltmeisterschaften auch den internationalen Quotenplatz zu erkämpfen.
Text: Uta Büttner