04.11.2009 | Ocean-Sport

Wie baue ich einen Va'a?

Eine Tradition setzt sich fort! Ursprünglich wurden Auslegerkanus in einem Stück aus einem Baumstamm herausgeschlagen. In Polynesien war der Bau eines Auslegerkanus ursprünglich die Frucht einer zeitaufwendigen Prozedur.
Moderner V6 aus Holz (Foto: J. Friedrich)
Je nachdem, zu welchem Zweck das Auslegerkanu (Va'a, ausgesprochen "Wa'a") gebaut werden sollte, wurden diverse Riten und Zeremonien vollzogen. So durfte der "große Va'a" oder "heilige Va'a" (Polyn.: Tahu’a Va’a) nur von ganz bestimmten Bootsbaumeistern, die zuvor eine lange Ausbildung genossen hatten, gefertigt werden. Vor Ankunft der Europäer (überwiegend im 18. Jahrhundert) gab es in Polynesien kein Metall. Die Werkzeuge zum Bau von Auslegerkanus bestanden vorwiegend aus Holz, Stein und Muscheln. Das Dachsbeil (dessen Blatt im Gegensatz zur Axt oder zum gewöhnlichen Beil) quer zum Stiel steht, war das unverzichtbare Werkzeug zum Fällen von Bäumen, Schneiden von Baumstämmen sowie Schnitzen von Mustern. Seile zur Halterung von Bootsrumpf, Iato (Questreben) und Ama (Ausleger) wurden aus Kokosfasern geflochten. Nur ganz bestimmte Bäume eigneten sich für den Bau von Auslegerkanus.
 
Die Tradition des Baus von Auslegerkanus hat sich in Polynesien von Generation zu Generation fortgesetzt. Auch wenn der Va'a heute nicht mehr traditionell aus einem Stamm gefertigt wird, so kann doch fast jeder Va'a Verein in Französisch Polynesien seine eigenen Boote sowie seine eigenen Paddel herstellen. Obwohl heute vielfach mit Verbundstoffen statt Holz gearbeitet wird und auch das Dachsbeil in Vergessenheit geraten ist, haben die Polynesier die Kunst des Va'a Baus (auch mit Holz) nicht verlernt. Im Übrigen erweisen sich moderne Verbundstoffe (wie Carbon, Kevlar etc.) auf offener See nicht unbedingt und immer als vorteilhaft.
 
Folgende Videos gewähren einen Einblick in die einfach erscheinende aber hohe Kunst der Va'a Fertigung:
 

 

 

 

 

 
Text: Jérôme Friedrich
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