Kennengelernt habe ich Heike auf der 1. Internationalen Wesertour 2017. Beim Paddeln kamen wir u.a. ins Gespräch über die Bestrebungen im DKV-Freizeitsport, die nötigen Kilometer fürs Wanderfahrerabzeichen der Frauen denen der Männer anzugleichen. Wir waren uns einig: Das ist aufgrund sozialer, physiologischer und psychologischer unterschiedlicher Gegebenheiten und Lebensbedingungen keine gute Idee und mitnichten Zeichen für Chancengleichheit. Und Chancengleichheit war Heike wichtig. Schon vor ihrem Amtsantritt war die Kilometerfrage Heikes erstes Thema, bevor sie sich auf der Weser kurz hinter Bremen überzeugen ließ, sich als Beauftragte für Chancengleichheit für den DKV zu engagieren.
Heike argumentierte umfassend und kenntnisreich, eindringlich und mutig. Sie brachte das Thema Gleichberechtigung im DKV immer wieder auf die Tagesordnung, eigentlich Querschnittsaufgabe aller Bereiche, Ressorts und Untergliederungen, für eine Person eine Mammutaufgabe.
Heike war nicht als Einzelkämpferin angetreten, sondern rief sofort nach ihrer Berufung im März 2018 das Netzwerk „Frau im DKV“ ins Leben. Sie brachte Kanutinnen unterschiedlichen Alters, verschiedener Regionen und Kanu-Sparten und mit reichhaltigen Erfahrungen zusammen. Zunächst Rundmails und später auch der Newsletter namens „canoe.ladies.com“ informierten die Netzwerkfrauen über Aktivitäten. Das „com“ im Newsletter-Namen steht für „Competence.Competition.Community.Communication“ und ist Programm.
In halbjährlichen Netzwerktreffen wurden die Grundlagen der gemeinsamen Arbeit gelegt und weiterentwickelt. So entstanden u.a. die Gleichstellungs-Ordnung und das Gleichstellungskonzept.
Heike sorgte mit Anregungen und Aktivitäten im Frauennetzwerk für Sichtbarkeit von Kanutinnen in den DKV-eigenen Print- und Digital-Medien. Der Flyer „Frauennetzwerk im Deutschen Kanuverband“ informiert über Frauen im Kanusport und die Angebote des Frauennetzwerks. Ein Bereich der DKV-Homepage ist den Frauen und ihren Aktivitäten gewidmet: starke Kanu-Frauen im Porträt, Paddeltouren natürlich und nützliche Tipps und Tricks wie z.B. Umkleideponchos oder Sichtschutzwände (https://www.kanu.de/DER-DKV/Organisation/Frauennetzwerk-74838.html). Später kommt https://www.instagram.com/kanuladies/ hinzu.
Zum Internationalen Frauentag am 8. März gab es Artikel für KanuSport und Homepage, Fotos und Berichte z.B. über die Bonner Paddlerinnen, die gut sichtbar auf dem Rhein unterwegs waren.
In der DKV-Termindatenbank kann man unter Zielgruppe „Frauen exklusiv“ als Kriterium zur Fahrtenauswahl auswählen.
Heike hat 2021 den Weg mit bereitet für die neu entstandene Präambel der Satzung des Deutschen Kanu-Verbands, die das Bekenntnis zu Chancengleichheit und Verwendung gendergerechter Sprache postuliert.
Ein ihr wichtiges Handlungsfeld war das Angebot von Aufklärungs- und Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich sexualisierte Gewalt: Das Thema Prävention von und Intervention bei Sexualisierter Gewalt lag seit Oktober 2018 bei der Beauftragten für Chancengleichheit. Heike hat einen umfassenden Leitfaden erarbeitet.
Weitere Themen waren u.a. gendersensibler Sprache, Gewinnung von Frauen fürs Ehrenamt oder Fortbildung für Frauen wie z.B. die Veranstaltung „Wenn’s unfair wird – clever Paroli bieten“, von der die Teilnehmerinnen begeistert waren. Aufgrund des Mangels an pass- und funktionsgerechter Kanusport-Kleidung für aktive Frauen gab es Kontakte zu Herstellern mit ersten positiven Ergebnissen.
Über den Kanusport hinaus hat Heike mit den Frauen des Deutschen olympischen Sportbunds zusammengearbeitet, war dort in der Frauen-Vollversammlung und bei den Digital-Treffen (E)Quality-Time aktiv. Über Trends zur Veränderung der Trainingsbedingungen im Leistungssport machte sie sich ebenso Gedanken wie zur Stärkung der Medienaufmerksamkeit für Kanu-Athletinnen.
Die Neugestaltung der Kriterien „Aktiver Verein“ vom Freizeitausschuss im Jahre 2020 wurde aus dem Netzwerk ergänzt um die Aspekte Gendergerechtigkeit, Teilhabe und Chancengleichheit, seit April 2023 im Netz aktualisiert und anwendbar.
Für jemanden, die mitten im Berufsleben steht, dazu noch mit eigener Firma selbstständig, ist so eine Position eine Riesen-Herausforderung. Das Thema ist für eine Person viel zu breit, um all den Anforderungen gerecht zu werden. Heike stellte in ihrem Jahresbericht 2022 fest, dass hinsichtlich der gleichberechtigten Teilhabe der Frauen am Sport in allen Bereichen des DKV noch eine Menge Luft nach oben ist. Heikes Berichte, Artikel und Newsletter sind eine wertvolle Fundgrube für eine zukunftsweisende Weiterentwicklung des DKV, um diese Luft zu füllen.
Heike hat sich leider, aber nachvollziehbar, entschieden, ihr Amt nach fünf Jahren niederzulegen. Für den DKV und für die Frauen im DKV hat Heike viel in Bewegung gebracht und bewirkt. Mit ihrem Abschied gibt sie die Empfehlung, den umfangreichen und anspruchsvollen Themenkomplex Chancengleichheit auf mehrere Personen aufzuteilen in z.B. PISG, Frauen, Inklusion und weitere Aspekte.
Danke, liebe Heike, und alles Gute!
Text: Inge Voigt-Köhler
