06.10.2023 | Kanu-Slalom

Franz Anton holt Weltcup-Silber – Elena Lilik Gesamtweltcup-Zweite

In den heutigen Qualifikationsläufen der K1-Herren lief es optimal. Die Canadier-Damen hatten zu kämpfen. Nur Andrea Herzog schaffte den Halbfinaleinzug.

Beim Weltcup-Finale in Paris hat Franz Anton (Leipziger KC) im Canadier-Einer am Freitag Silber geholt. Elena Lilik (KS Augsburg) ist im Kajak-Einer als Vierte knapp am Podest vorbeigeschrammt. Allerdings konnte sie sie dennoch jubeln: Damit ist sie Zweite in der Gesamtweltcup-Wertung dieser Disziplin.

Für Franz Anton war die Saison nicht so verlaufen, wie er es sich gewünscht hatte. Nun, so sagte er, „ich bin absolut glücklich, dass die Saison doch noch gut zu Ende gegangen ist, sodass ich mit einem Lachen hier wegfahren kann und mit einem Lachen in die nächste Saison starten kann. Es war auf jeden Fall eine harte Saison“, sagte der 33-Jährige. 6,8 Zehntel schneller war der Italiener Raffaello Ivaldi, Bronze holte der Spanier Miquel Trave.

 

Elena Lilik hatte sich bei den Weltmeisterschaften vor zwei Wochen in Lee Valley London bei Kajak-Cross eine Gehirnerschütterung zugezogen, nachdem eine Gegnerin sie mit ihrem Boot am Kopf traf. „Nach der letzten Woche, wo ich abartig mit der Gehirnerschütterung zu kämpfen hatte, eigentlich nur unter Schmerzen im Bett lag und gehofft habe, dass ich hier anreisen kann, bin ich super zufrieden, wie ich mich von Lauf zu Lauf in den Wettkampf reingekämpft habe.“ So war ihre Freude groß, dass sie doch noch auf das Podest treten durfte. Gold, Silber und Bronze gingen an die Australierin Jessica Fox, Corinna Kuhnle aus Österreich und die Polin Klaudia Zwolinska.

Der zweite C1-Finalist Timo Trummer (KV Zeitz) hat sich hier in Paris gut präsentiert. Ihm kam zugute, dass in dem olympischen Format zwölf Starter im Finale antreten dürfen. Als Halbfinal-Elfter hätte er bei einem normalen Weltcup den Endlauf knapp verpasst. Im Finallauf landete mit 54 Strafsekunden auf dem letzten Platz. Bereits im oberen Streckenabschnitt berührte er einen Torstab, „aber davon habe ich mich nicht beeindrucken lassen“, sagte der 27-Jährige. Dann konnte er wegen eines Fahrfehlers ein Tor nicht korrekt befahren, weshalb er 50 Strafsekunden kassierte. „Ich bin dennoch zufrieden, weil es mein erstes Weltcup-Finale war.“ Positiv in die Zukunft blickend sagte er lachend, „das nächste Mal dann ohne Fuffi.“

Canadierspezialist Sideris Tasiadis (KS Augsburg) war bereits im Halbfinale ausgeschieden. Er wählte an Tor sieben die direkte Fahrweise, weil er wusste, dass dies machbar ist. „Eigentlich stand ich auch perfekt darin. Aber die Walze Richtung Tor acht hat mich nicht so richtig mitgenommen wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Andere Fahrer hatte es an dieser Stelle ein wenig besser mitgenommen, „zehn Zentimeter reicht ja schon“, erklärte der Augsburger. Die Folge war, dass es im nächsten Tor richtig eng, zu eng wurde. „Ich musste mich richtig hineinducken.“ Am Ende war der Kopf nicht komplett im Tor, verbunden mit 50 Strafsekunden.

Die zweite deutsche Starterin im Kajak-Einer, Paulina Pirro (KSV Bad Kreuznach) ist bereits am gestrigen Donnerstag in den Vorläufen ausgeschieden. Für die erst 17-jährige Schülerin hieß es, Erfahrung zu sammeln. Dass es am Ende derart daneben ging für die talentierte Paddlerin, ärgerte sie sehr. Bereits im ersten Lauf verpasste sie ein Tor, was mit 50 Strafsekunden verbunden war. Im zweiten Lauf wurden ihr die beiden letzten Tore zum Verhängnis, an beiden bekam sie die höchste Strafwertung. Mit den Top-Athletinnen der Welt sich messen zu können, brachte die junge Sportlerin zunächst nicht aus der Ruhe. Sie sei am Start nicht nervöser als bei einer Nachwuchs-EM oder -WM gewesen. Von außen, so sagte sie, habe die Strecke befahrbar ausgesehen, „und eigentlich habe ich mich auf dem Wasser auch gut gefühlt. Aber meine Leistung war einfach nicht vorhanden.“ Auf der Olympia-Strecke von 2024 zu fahren, fühlte sich prinzipiell gut an, sagte sie, „aber wenn man mit mehr Hoffnung an den Start geht und das schlechteste Ergebnis herauskommt, was mir je passiert ist – ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals einen Fünfziger in einem Rennen gefahren bin –, ist das vielleicht gut, aber auch wieder schlecht.“ Sehr selbstreflektiert nach vorn schauend resümierte die 17-Jährige, jeder habe einmal Tiefen, „und jetzt habe ich eine Tiefe gezeigt bekommen. Ich glaube, jetzt heißt es, langsam den Kopf wieder nach oben zu richten und sich für nächste Saison vorzubereiten.“

Qualifikation K1 Herren und C1 Damen: Hegge, Aigner und Herzog im Halbfinale

Richtig gut präsentiert in den Qualifikationsläufen der Kajak-Herren am heutigen Freitag beim Weltcup in Paris hat sich Noah Hegge (KS Augsburg). Er platzierte sich auf Rang vier. Auch Hannes Aigner (Augsburger KV) zeigte eine souveräne Leistung bereits im ersten Lauf, womit er sich bereits die Halbfinal-Teilnahme sicherte.

Im Canadier der Damen konnte sich nur Andrea Herzog (Leipziger KC) für das Halbfinale qualifizieren, auch wenn es sehr knapp war. Als 23. ist sie gerade noch in das 24-köpfige Halbfinalfeld gepaddelt. Im ersten Lauf war es für die Leipzigerin komplett schief gegangen, die 50-Strafsekunden bekam sie, weil sie gekentert war.

Für Elena Lilik (KS Augsburg), die vorige Woche noch mit den Folgen einer Gehirnerschütterung zu kämpfen hatte, war das Mammutprogramm am heutigen Tag dann doch zu kräftezehrend: Am Vormittag zwei Rennen im Kajak-Einer und am Nachmittag zwei Läufe, die zu absolvieren waren. So schied sie als 28. Aus. Ebenso an der Qualifikation gescheitet ist Nele Bayn (Leipziger KC), die auf Platz 27 paddelte.

Der 18-jährige Enrico Dietz (RKV Bad Kreuznach) hat sich bei seinem ersten Weltcup richtig gut in dem starken Kajakfeld präsentiert. Im ersten Lauf kam er mit nur einer Torstangenberührung durch den Parcours und rangierte sich damit auf Platz 37 in dem 60-köpfigen Teilnehmerfeld ein. Im zweiten Rennen verpasste der Nachwuchspaddler ein Tor, verbunden mit einer 50-Sekunden Strafe. Doch das ist bei diesen Läufen sehr vielen, auch absoluten Weltklassefahrern wie Joseph Clark aus Großbritannien einmal passiert. Am Ende, jeweils der beste Lauf der Athleten ging in die Wertung ein, landete Dietz auf dem 47. Rang. Beeindruckt hat den jungen Sportler die Stimmung in dem Stadion. „Das Feeling zu erleben, mit den Leuten am Start zu stehen, das war unglaublich.“ Im zweiten Lauf, so berichtete er, wäre er deutlich aufgeregter als im ersten gewesen. Für ihn galt es wie auch für Paulina Pirro, Weltcup-Luft zu schnuppern. Denn, so merkte er, „selbst, wenn ich den zweiten Lauf zu 100 Prozent heruntergebracht hätrte, wäre es nicht annähernd in die Reichweite der Besten gekommen.“ Es sei etwas komplett anderes als bei den Junioren zu fahren.

Text und Fotos & Videos: Uta Büttner

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