30.07.2022 | Kanu-Slalom

Funk erneut Weltmeisterin – Lilik holt Bronze

Ricarda Funk und Elena Lilok

Was für ein Sommermärchen. Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) rast als letzte Finalisten bei den Weltmeisterschaften in Augsburg zu Gold auf dem ausverkauften Eiskanal am heutigen Samstag. Teamkollegin Elena Lilik (KS Augsburg) holt WM-Bronze. Silber gewinnt Jessica Fox aus Australien. Die deutschen Kajak-Halbfinalisten Hannes Aigner (Augsburger KV) und Stefan Hengst (KR Hamm) verpassten den WM Finallauf.
Mit dem Sieg vor heimischen Publikum holt Olympiasiegerin Funk nach 2021 im tschechischen Bratislava erneut den Weltmeistertitel. „Die Zuschauer waren unglaublich. Sie haben schon angefangen zu jubeln, da war ich noch gar nicht gestartet“, sagte die 30-Jährige. Dabei war es teilweise schwierig für die Deutschen, sich bei den vielen Fans mit gutem Zureden und Autogrammwünschen auf ihren Wettkampf zu konzentrieren. „Aber am Ende haben sie uns beflügelt. Sie haben uns mit runtergetragen“, sagte Funk. Klar war, dass sie ihre Halbfinalzeit toppen mussten, denn die Australierin Fox hatte diese bereits unterboten und führte bis zum Start von Funk, die als Halbfinalschnellste zuletzt startete. „Ich hatte sowas am Start gehört. Aber ich dachte dann, das ist mir egal, ich konzentriere mich auf meinen Lauf.“ Zwischenzeitlich und auch noch beim Zieleinlauf war nicht sicher, ob vielleicht noch zwei Strafsekunden wegen einer Torstabberührung auf die Endzeit addiert werden. Angezeigt an der Tafel wurde das durch ein Sternchen. Aber davon ließ sich die Deutsche nicht beeindrucken, „das hatte ich gar nicht mitgekriegt“, sagte sie lachend und außerdem, so ergänzte sie, „war ich mir sicher, dass ich save war.“

 


Mit einem Jubelschrei nach der Ziellinie konnte es Elena Lilik kaum fassen. Hinter Fox eingereiht, wusste sie, es war auf jeden Fall eine Medaille, denn mit Teamkollegin Funk stand nur noch eine Paddlerin am Start. Doch eigentlich, do erzählte sie, „wollte ich das Finale einfach nur genießen. Hier bei dieser Stimmung, das ist so viel mehr wert. Aber jetzt mit der Medaille, die nehme ich natürlich gerne und ich freue mich, dass die deutsche Hymne auch irgendwie für mich gespielt wird. Die ersten Interviews konnte die 23-Jährige vor Freudentränen gar nicht führen, sie brachte kaum einen Ton heraus. Auf der Strecke schon es zunächst nicht optimal zu laufen, eine Torstabberührung kostete die Augsburgerin wichtige zwei Sekunden. Doch im unteren Abschnitt gab sie noch einmal richtig Gas, wobei die Zuschauer den Eiskanal regelrecht hinunter peitschten.


Aigner und Hengst verpassen WM-Finallauf

Der Halbfinallauf der Kajak-Herren lief aus deutscher Sicht nicht wie gewünscht. Olympia-Dritter von Tokio Hannes Aigner (Augsburger KV) verpasste als Halbfinal-14. ebenso das Finalfeld der besten Zehn wie Teamkollegen Stafan Hengst vom KR Hamm auf Rang 17. Aigner kam zwar ohne Torstabberührung durch den Stangenparcours, doch ab dem zweiten Drittel lief es nicht rund, verlor Zehntel um Zehntel. „Es war eine anspruchsvolle Strecke. Und da waren ein paar Ecken bei mir drin. Grundsätzlich war es kein schlechter Lauf, reichte aber nicht, um unter den besten Zehn dabei zu sein.“ Viel größere Probleme hatte Stefan Hengst. Er konnte nicht den optimalen Weg auf dem wilden Wasser halten, touchierte zudem zwei Torstäbe.

 


Damit fand das Kajak-Herren-Finale heute ohne deutsche Beteiligung statt. Gold, Silber und Bronze gingen an Vit Prindis (Tschechien), Giovanni de Gennaro (Italien) und Boris Neveu (Frankreich). Denn der Traum vom WM-Endlauf war für den Augsburger Kanu-Schwaben Noah Hegge bereits in den Qualifikationsläufen am Donnerstag geplatzt. Der 23-jährige Augsburger konnten auch den Hoffnungslauf nicht für den Halbfinaleinzug am heutigen Samstag nutzen. Zunächst schien alles sicher, als relativ spät zwei Strafsekunden wegen einer umstrittenen Torstabberührung auf seine Laufzeit addiert wurden und ihn damit aus den besten Zehn im zweiten Lauf auf Rang zwölf rutschen ließen. Kajak-Bundestrainter Thomas Apel resümierte: „Hut ab vor der Leistung der Mädels. Man hat die Spannung und den Druck auf der Heimstrecke gemerkt. Wie sie das geleistet haben, das war a la bonheur.“ 
Zu dem Ausscheider der Männer sagte er, „ich kann ihnen keinen richtigen Vorwurf machen. Das Geschäft in der internationalen Spitze ist sehr hart. Man hat gesehen, wie eng die ersten zehn Finalplätze weggegangen sind. Man muss das Risiko gehen.“ Die Strecke selbst, so sagte er, sei super ausgehängt, „aber man darf sich nichts erlauben. Man muss das Risiko gehen, man muss das Risiko unter Kontrolle halten.“ So könne es ganz schnell passieren, einen Torstab zu berühren. „Das ist natürlich schade für die beiden, denn sie haben gezeigt, dass sie mithalten können. Aber in dem Weltklassefeld war es heute leider zu wenig.“


Schornberg in der Qualifikation ausgeschieden

Jasmin Schornberg vom KR Hamm hatte den Einzug in das Finale nicht geschafft. „Wahrscheinlich bin ich einfach zu vorsichtig gefahren und dann haben mich die Kräfte verlassen.“ Wie kräftezehrend es für die 36-jährige Mutter war, zeigte, dass sie kurz vor Ziel kenterte, eine sogenannte Eskimorolle drehte, „das ist mir nur einmal in meinem Leben passiert. Ich war am Ende einfach nur noch kraftlos.“ Enttäuscht ist die Hammerin, auch wenn eine Teilnahme an der WM selbst für sie bereits überraschend war. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal neim Kanuslalom reingefallen bin. Mir haben einfach die Körner gefehlt. Die letzten drei Tore noch einmal zu treffen, war superhart für mich.“ 25 Tore mussten fehlerfrei auf der 280 langen Strecke gemeistert werden.

Text und Videos: Uta Büttner, Fotos: Thomas Lohnes
 

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