09.02.2023 | Umwelt & Gewässer

KanuMorgen: "Gemeinsam unseren Natursport umdenken"

Interview mit der Ressortleiterin Umwelt und Gewässer Petra Schellhorn
Petra Schellhorn

Petra Schellhorn ist im Freizeitsport Ressortleiterin Umwelt und Gewässer und damit eine der Hauptakteurinnen bei dem im Herbst initiierten Projekt "KanuMorgen". In diesem Projekt greift der Verband unter anderem die Nachhaltigkeits-Theamtik  auf, die bereits beim Kanutag 2019 in Saarbbrücken verabschiedet wurde. Schon vor vier Jahren hatte Schellhorn ihre Expertise eingebracht und beispielsweise den 10-Punkte-Plan für Nachhaltigkeit im Kanusport mit entwickelt. Für das Projekt "KanuMorgen" ist erneut ihr Fachwissen gefragt. 


KANU-SPORT: „Petra, vier Jahre nach Kanutag in Saarbrücken 2019 dreht sich wieder vieles um Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Aus welchen Gründen werden diese Themen wieder aufgegriffen? 

Petra Schellhorn: Der 10-Punkte-Plan für Nachhaltigkeit war erst der Anfang, den es immer weiterzuentwickeln gilt. Er wurde ergänzt durch den Katalog “Nachhaltigkeit im Kanusport in der Praxis” der ebenfalls immer weitergeschrieben wird. Zudem haben wir in 2020 den “DKV-Leitfaden für nachhaltige Kanu-Veranstaltungen" veröffentlich, damit nachhaltige Effekte von Kanu-Veranstaltern bei Planung, Durchführung und Nachbereitung berücksichtigt werden. Mit diesem Material sind Kanu-Vereine und Kanusportler:innen auf einem guten Weg ihren Sport ganz bewusst nachhaltig zu gestalten und ihren Beitrag zum aktiven Klimaschutz zu leisten. 

Nun kommen immer stärker die Auswirkungen des Klimawandels auf die Kanusport-Treibenden und die Vereine zu. Es gilt, diese zu ertüchtigen, damit sie die Herausforderungen z.B. durch Niedrigwasser, Starkregen oder Hitzewellen bewältigen und auch in Zukunft Kanusport betreiben können - wenn vielleicht auch nicht mehr in der gewohnten Art und Weise. 

  

KANU-SPORT: Erklär den Leserinnen und Lesern bitte, welche Schwerpunkte sich die Arbeitsgruppe im Projekt KanuMORGEN gesetzt hat. 

Petra Schellhorn: Mich hat besonders gefreut, dass Vertreter:innen aus dem Leistungs- und aus dem Freizeitsport bei der DKV-Verbandsausschusssitzung im November 2022 vier Arbeitsgruppen bildeten, die sich unterschiedlichen Aspekten des Klimawandels und der Anpassung daran widmen.  

Es haben sich diese Schwerpunkte herauskristallisiert: 

  • Sportstätten, d.h. die Gewässer, auf denen wir unseren Sport ausüben, 

  • Anpassung von Regatten und freizeitsportlich ausgerichteten Kanu-Veranstaltungen an die klimatischen Veränderungen, 

  • Optimierungsmöglichkeiten beim Gebäude- und Geländemanagement (Bootshäuser, Bootsgelände, Regattastrecken, etc.), 

  • Auswirkungen des Klimawandels auf aktiv Kanusport-Treibende (u.a. gesundheitliche Aspekte). 

  

KANU-SPORT: Wie sieht der Zeithorizont für dieses Projekt aus? 

Petra Schellhorn: Eine erste Sammlung der Auswirkungen des Klimawandels auf Kanusportler:innen, Kanu-Sportstätten, Kanu-Vereine und Kanu-Veranstaltungen wurde im Oktober 2022 erstellt. Die gleichzeitig erarbeitete Checkliste mit Maßnahmen und Möglichkeiten der Anpassungen fungiert als Grundlage für den Handlungsleitfaden, den die aktuell tätigen Arbeitsgruppen formulieren. Er wird eine gute Hilfestellung für die Herausforderungen der Zukunft sein. 

Die Vorstellung der ausgearbeiteten Handlungsempfehlungen sowie Zielvorgaben der politischen Auswirkungen auf den Wassersport wird beim Kanutag 2023 erfolgen. 

  

KANU-SPORT: Kennst Du Beispiele, wie sich Nachhaltigkeit im Kanusport zeigt? 

Petra Schellhorn: Viele Maßnahmen zur Nachhaltigkeit werden schon heute umgesetzt und dienen somit dem Klimaschutz und auch der Anpassung an den Klimawandel. So investieren etliche Vereine in die energetische Sanierung ihrer Bootshäuser, in Photovoltaik-Anlagen und installieren Zisternen zur Regenwassernutzung. Der DKV selbst verzichtet auf möglichst viele Präsenzveranstaltungen und hält Gremiensitzungen regelmäßig virtuell ab. Die Akademie des Kanusports bietet mittlerweile viele Online-Schulungen (z.B. Ökologie, Sicherheit) für interessierte Kanusportler:innen an, auch bei den Lizenz-Ausbildungen der Trainer und den Fortbildungen – wo immer dies möglich ist -verschiebt sich der Fokus hin zu Online-Angeboten.  

Und nicht zuletzt überdenken viele Kanusportler:innen ihr Reiseverhalten, suchen sich alternative Verkehrsmittel oder bilden Fahrgemeinschaften im Verein. So entfallen viele Reise-Kilometer, und weniger klimaschädliches Kohlenstoffdioxid wird freigesetzt. Mit gutem Willen und guten Ideen lassen sich die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – leicht umsetzen. 

  

KANU-SPORT: Welche Erwartungen hast Du an das Projekt?  

Petra Schellhorn:  Verbandspolitisch muss der organisierte Kanusport viel offensiver sein Nachhaltigkeitskonzept vertreten – und auch umsetzen. Hier geht der DKV in die richtige Richtung wie andere Wassersportverbände auch, mit denen in vielen Fällen enge Kooperationen bestehen. Ein stärkeres Engagement muss im sportpolitischen Bereich deutlich machen, dass Kanusportler:innen sich für einen sensiblen Umgang mit dem Sportraum Natur einsetzen und durch nachhaltiges Handeln die Zukunft des naturverträglichen Kanusports gestalten. 

Ich bin mir sicher, dass unsere Vereine und Landes-Kanu-Verbände die Zeichen der Zeit erkannt haben und sich aktiv an der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele beteiligen werden, wobei die DKV-Leitfäden eine gute Hilfe sind. Durch nachhaltiges Handeln und durch Anpassung an die Veränderungen durch den Klimawandel kann jede und jeder dazu beitragen, dass Kanusport auch in Zukunft noch möglich sein wird. 

 

Das Interview führte Oliver Strubel

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