06.01.2023 | Umwelt & Gewässer

Kanusport beeinträchtigt das Makrozoobenthos, aber die Effekte sind gering im Vergleich zu den Auswirkungen der Wasserkraftnutzung

Wissenschaftler:innen der Universität Duisburg-Essen untersuchten zusammen mit dem IGB Leibniz-Institut Berlin, wie sich die Trittbelastung durch Kanufahrer auf die am Gewässerboden lebende Wirbellosenfauna (Makrozoobenthos) eines Mittelgebirgsflusses (der Diemel) auswirkt.
Wasserkraftnutzung (Archivbild)

Die Befahrungszahlen der Boote wurden vom Regierungspräsidium Kassel bereitgestellt. Im Bereich von drei Wehren, wo Kanufahrer gezwungen sind, den Fluss oberhalb des Wehrs zu verlassen und unterhalb in den Fluss wieder einzusteigen, beprobten sie die Wirbellosen (z.B. Eintagsfliegen- und Kriebelmückenlarven, Strudelwürmer,  Zwergdeckelschnecken) an den Ein- und Ausstiegsstellen sowie an zwei ungestörten Stellen direkt flussaufwärts und flussabwärts des Ein- und Austritts. All diese Stellen wurden mit ungestörten, frei fließenden Abschnitten weiter flussaufwärts verglichen. 

Im Vergleich zu den frei fließenden Abschnitten wurde eine starke Wirkung der Stauhaltung (stromaufwärts der Wehre) und der Restwasserstrecken (stromabwärts der Wehre) auf die bodenlebende Wirbellosenfauna festgestellt: geringere Individuen-Dichte, insgesamt weniger Arten und geringere Anteile empfindlicher Arten. Zudem fanden sich höhere Anzahlen von Indikator-Arten für schlechte Gewässergüte. Im Vergleich zu direkt benachbarten Standorten waren Lebensraum und Makrozoobenthos an den Ausstiegsstellen nicht verändert. An den Einstiegsstellen stromabwärts der Wehre hingegen waren Häufigkeit und Anteil empfindlicher Arten im Vergleich zu benachbarten Stellen stark reduziert. 

Fazit: die Trittbelastung und das Ziehen von Booten bewirkt eine starke, aber räumlich eng begrenzte organismische Veränderung und hat damit Auswirkungen auf die Anzahl der Wirbellosen an den Einstiegsstellen. Im Gegensatz dazu ist es für Kanufahrer möglich, die Boote stromaufwärts der Wehre zu verlassen, ohne messbare Störungen zu verursachen. Insgesamt sind die Auswirkungen des Kanusports auf das Makrozoobenthos gering im Vergleich zu den Auswirkungen von Stauhaltung und Restwasser.

Die Originalarbeit in englischer Sprache ist hier nachzulesen: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0075951122000196?via%3Dihub
 
Petra Schellhorn
Ressortleiterin Umwelt und Gewässer
 

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