01.12.2023 | Umwelt & Gewässer

Nachhaltiger Sport - Bericht aus Berlin zur Tagung vom BMUV

Das 3. Dialogforum „Nachhaltiger Sport“, veranstaltet vom Bundesministerium Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gemeinsam mit dem Beirat „Umwelt und Sport“, brachte Menschen aus Wissenschaft und Sportpraxis zusammen, um den Gedanken der Nachhaltigkeit im Sport aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. 
Dialogsforum nachhaltiger Sport
Die Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals SDG) als globalen Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten.


Impulsvorträge zu den Schwerpunktthemen der Veranstaltung stimmten auf die Arbeit in den Workshops ein. Die Kernfragen drehten sich um die gesellschaftliche Vorbildrolle des Sports für mehr Nachhaltigkeit, die Erreichbarkeit des Breitensports durch bereits vorhandene Initiativen und um Lösungen zu einer umweltfreundlicheren Mobilität von Vereinen/Sportler:innen sowie die Rolle der Digitalisierung hierbei.

Passend dazu legte der Beirat „Umwelt und Sport“ sein 3. Positionspapier „NACHHALTIGER SPORT 2030 – Verantwortung für Natur, Umwelt und Gesellschaft“ vor. Die aufgestellten Leitprinzipien sollen Politik, aber auch Sportverbänden und sportlich Aktiven im Bereich Umwelt und Sport als Orientierungshilfe dienen.


Festgehalten wurde: Sport hat eine elementare Bedeutung für Gesellschaft und Kultur, Sport verändert aber auch Strukturen, Funktionen und Gestalt von Natur, Landschaft und Siedlungsräumen. Gleichzeitig profitiert der Sport von einer intakten Natur und Landschaft.

Folgende Fragestellungen sollten wir alle stets im Sinn haben:

  • Wie bewahren wir sowohl die natürlichen Lebensgrundlagen als auch die Sporträume für uns und für zukünftige Generationen?
  • Was ist zu tun, damit insbesondere jungen Menschen der Zugang zu Natur, Bewegung, Spiel und Sport sowie den damit verbundenen gesundheitlichen und pädagogischen Wirkungen erhalten bleibt? 
  • Wie lösen wir Herausforderungen zwischen den Bedürfnissen des Sports und den Zielen von Luftreinhaltung, Klima-, Natur- und Lärmschutz? 
  • Und wie kann der Sport Impulsgeber für eine nachhaltige Gesellschaft sein?

Was hat dies alles mit Kanusport zu tun?

Die Thematik zeigt, wie wichtig der Einfluss des Nachhaltigkeitsgedanken in vielen Bereichen unseres Kanusports ist. In fünf Workshops wurden Empfehlungen erarbeitet, die für Kanu-Vereine bei Sportbetrieb und Gebäudemanagement hilfreich sind.
Hier ein kurzer Überblick:

1. Sportstätten
Viele Bootshäuser sind in die Jahre gekommen, die Ausgaben für Reparaturen und Energie steigen. Bei notwendigen Umbauarbeiten denken viele Vereine mittlerweile an eine nachhaltige Sanierung: z.B. Nutzung regenerativer Energien, Senkung des Anteils versiegelter Flächen oder Begrünung von Dach- und Fassadenflächen. Darüber hinaus können Bootshäuser und Gelände „plusenergiefit“ und „klimafit“ gemacht werden, indem sie einerseits mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen und andererseits Gesundheit und Wohlergehen der Sporttreibenden gewährleisten. Zudem können „grüne“ Bootshausanlagen die Biodiversität, z.B. durch Gebäudegrün an und im Umfeld von Sportanlagen, fördern und zukünftig dabei helfen, unsere Städte und Kommunen abzukühlen.



2. Sportartikel
Kanusport ist „Materialsport“, denken wir nur an unsere Boote und Paddel aus den verschiedenen Materialien von Holz über Aluminium bis hin zu den vielfältigen Kunststoffen, z.T. als Verbundstoffe. Durch die Langlebigkeit und (teilweise) Reparaturfähigkeit sind diese Sportprodukte sehr nachhaltig, und auch, wenn sie am Ende ihrer Nutzungsdauer einem fachgerechten Recycling zugeführt werden.

Die Paddelbekleidung besteht fast gänzlich aus mehreren Kunststoffarten, die bisher nur schwer zu recyceln waren. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft setzt bei einigen Herstellern ein Umdenken ein: so wurden eine Rettungsweste und eine Jacke für eine spätere Dekonstruktion konzipiert, so dass sie am Ende ihrer Lebensdauer wieder in Rohstoffe zerlegt werden können.

Wir Kanusporttreibende können durch unser Kaufverhalten Sorge dafür tragen, dass Sportartikel im Sinne einer Kreislaufwirtschaft hergestellt werden, die zugleich Ressourcen sparen und funktionell sind. Wir können Unternehmen bevorzugen, die menschenwürdige Arbeitsplätze in der Sportartikelindustrie gewährleisten.

                   
3. Sport in der Natur
Kanusport ist Natursport, kaum eine andere Sportart bietet einen so vielfältigen und unmittelbaren Naturgenuss. Kanusport muss aber naturverträglich ausgeübt werden, damit auch zukünftige Generationen die Möglichkeit zum Naturerlebnis haben. Steigende Nutzungszahlen der Gewässer machen vielerorts eine Lenkung der Sporttreibenden notwendig, denn eine große Vielfalt an (digitalen) Touren-Beschreibungen geht nur unzureichend auf Befahrungsregelungen ein. Ziel ist es, Lebensräume in der Natur zu schützen und gleichzeitig beeindruckende Naturerlebnisse und Sportausübung zu ermöglichen.

Dies ist nur mit guter Information und Kommunikation zu erreichen – gleichermaßen digital und analog vor Ort. Die Angaben der DKV-Gewässerdatenbank bieten ausführliche Informationen zu Befahrungsregelungen und unbedenklichen Ein- und Aussetzstellen, auch in der Canua-App sind diese Angaben zu finden.

4. Breitensport und Umweltbildung
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Sport kann (jungen) Menschen wichtige Impulse für ökologisches und soziales Denken und Handeln geben. Ziel ist es, Bewegung, Spiel und Sport zu nutzen, um Sportler:innen und Vereine fit für eine nachhaltige Gestaltung ihrer Zukunft zu machen. Hierzu müssen sich die Organisationen im Sport systematisch zu Bildungsorganisationen in Hinsicht auf Nachhaltigkeit weiterentwickeln und eine Vernetzung mit anderen Sportorganisationen erreichen, um sich gegenseitig auf dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung zu unterstützen.

Beim DKV wird Umweltbildung und Nachhaltigkeit großgeschrieben, sowohl bei der Trainer:innen-Ausbildung als auch bei den verpflichtenden Ökoschulungen für Anwärter:innen zu SUP-Instruktor:in oder Fahrtenleiter:in, für den Erwerb des Kanusport-Abzeichens EPP Deutschland ab Stufe 3 und für den Erwerb der Kanu-Wandersportabzeichen Silber/Gold.

 
5. Mobilität
Kanusport ist fast immer mit Mobilität verbunden. Zum einen bewegen wir uns beim Sport, zum anderen bewegen wir uns – meist mit einem Verkehrsmittel – zum Sport. Ein großer Teil sportbezogener Fahrten wird dabei im (eigenen) Auto zurückgelegt. Insofern ist nachhaltige Mobilität eine der größten Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit im Sport. Es gilt, die ökologischen Auswirkungen der Mobilität zu bedenken und kreative Lösungen für verschiedene Bedürfnisse zu entwerfen. 

Kanu-Vereine und -Verbände können z.B. Veranstaltungen so planen, dass sie möglichst häufig zu Fuß, mit dem Fahrrad oder ÖPV erreicht werden können. Auch sollten die sportlich Aktiven dazu angeregt werden, für Fahrten zum Sport, sofern sie nur mit dem Auto zurückgelegt werden können, die Umweltbelastung möglichst gering halten.

Beispiele gibt es genug, z.B. finden sich an manchen Bootshäusern (überdachte) Fahrradständer, andere Vereine bieten Ladestation für E-Bikes/Pedelecs an. Es bilden sich Fahrgemeinschaften zu Kanutouren und Veranstaltungen, es werden Vereinsbusse und Bootsanhänger genutzt. Die Anreise zur Kanutour wird häufiger mit ÖPV zurückgelegt, denn Faltboote, iSUPS etc. ermöglichen einen Transport mit der Bahn. Mittlerweile können Paddelbegeisterte bei befreundeten Kanu-Vereinen Boote und Material vor Ort nutzen, so dass eine umweltfreundliche Anreisemethode gewählt werden kann.

 Der Kanusport kann somit beitragen, unsere Welt nachhaltiger zu gestalten und sie für unsere Kinder und Enkelkinder lebenswert zu erhalten. Es gibt viel zu tun, packen wir’s gemeinsam an.

Petra Schellhorn, Ressortleiterin Umwelt und Gewässer
 

Zurück zur Liste