14.08.2023 | Kanu-Freizeit

TID 2023 (13) Der Donauteufel

Vor dem Donauteufel hat uns Mattes schon zum Tourstart gewarnt. Nun ist er aufgetaucht. Und hat mich erwischt.
Vieh an der serbischen Donau (Bild: Konstanzer)

Ich habe ihn ehrlich gesagt nicht so richtig ernst genommen, den Donauteufel. Er hat sehr feste Stacheln, und man sollte sich vor ihm in Acht nehmen. Das weiß ich jetzt. 

Donauteufel sind die Hülsen der Wassernuss, einer Wasserpflanze. Sehr fest, sehr stachelig. Sie liegen an den Stränden mitunter in so großer Zahl, dass man beim Verlassen des Bootes Schuhe tragen sollte.

Der Donauteufel war mir bislang unbekannt. Anderes ist mir sehr vertraut, auch hier in der Fremde, auf dem Weg zum Schwarzen Meer.

Eine Brücke von der Donau an die Weser schlägt zum Beispiel Zoran. Zoran ist Kroate und paddelt mit seiner Familie die TID in einem Kanadier mit. Zoran ist ein sehr netter Mann. So kommt man leicht mit ihm ins Gespräch, zumal er gut Deutsch spricht. 

"Woher kommst du?" ist eine bei der TID oft gestellte Frage. Ich erkenne ein zustimmendes "Weiß bescheid" bei meinen Gesprächspartnern meist erst, wenn ich Hamburg sage. Dabei komme ich nicht aus Hamburg, aus norddeutschen Sicht nicht mal aus der Nähe. Aber Nordenham, Bremerhaven, Oldenburg, Bremen? Bei nicht deutschen Gesprächspartnern ist meist Schulterzucken die Reaktion. Zoran nickt hingegen, als ich Oldenburg nenne. Und sagt: "Ich habe einen guten Freund in Brake." 

"Und wie habt ihr euch kennengelernt?", frage ich. "In Budapest. Wir haben beide dort gearbeitet." Die EU macht das möglich.

Heimatgefühle vermitteln auch Mitpaddler aus der Wesermarsch und Delmenhorst. Ich genieße es, sie stets ganz selbstverständlich mit einem breiten Moin zu begrüßen. So macht man das an der Küste, also der norddeutschen.

Und dann gibt es die Brüder und Schwestern im Geiste. Da schwingen die Gedanken im gleichen Takt.

Auch Musik ist Heimat. Da haben die serbischen Csardas mir viel zu bitten. Oft zumindest. Häufig wird dort eingängige, nicht zu aufgekratzte internationale Popmusik aus den 1960er und 1970er Jahren gespielt.  Mitunter auch in guten Coverversionen. 

Eine andere Variante ist serbischer Schlager, gerne mit Livegesang und Playback. Kommt gut an bei den Einheimischen. Geschmackssache. 

Und mitunter gibt es auch Überraschungen. In diesen Tagen bin ich auf der Suche nach einem Laden einige hundert Meter durch ein serbisches Dorf geschlendert. Die Hälfte der Häuser steht leer, die andere Hälfte ist schick saniert. Dazwischen Gemüsegärten. Und irgendwann ein kleiner Dorfplatz mit Laden und Gemeindehaus. Aus einer Box erklingt Balkanjazz. Großartige Musik. Am Abend gibt es in einer Gaststätte dann eine Zugabe live. 

Serbien ist ein interessantes Land. Es ist so viel mehr als das Bild, das die politischen Nachrichten vermitteln. Auch das lehrt die TID. Die Welt ist viel bunter, als wir es meist wahrnehmen.

Autor: Christoph Heilscher
 

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